In dieser Blogartikelserie gebe ich eine Vorschau auf astronomische Ereignisse und Konstellationen, die mit bloßem Auge oder maximal einem Fernglas beobachtet werden können. Bitte beachten Sie: Die Uhrzeiten für den Juni sind in mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) angegeben und entsprechen dem Standort Berlin.
Verlinkung innerhalb dieser Serie:
Sonnenaufgang und -untergang, Mondsichtbarkeiten
Quelle: https://www.der-mond.de (Die Faszination des Mondes)
Ein Service von www.Der-Mond.de
Wissen und Beobachtung zum Mond
Der Sternenhimmel im Juni
Die erste Abbildung zeigt den Sternenhimmel am 15. Juni um 23 Uhr, die andere ist auf 4 Uhr morgens ausgerichtet. Beide Darstellungen sind auf den Standort Berlin ausgerichtet. Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf den Nachthimmel zu 23 Uhr.
Der folgende Film zeigt die Sternbilder und den Verlauf des Sternenhimmels im Monat:
Neu auftauchende Sternbilder
In diesem Monat tauchen die folgenden Sternbilder über dem Horizont auf:
- Schütze (Sagittarius)
- Pegasus
- Andromeda
- Die ersten Sterne vom Steinbock (Capricornus) und Wassermann (Aquarius)
Der Sommer ist die Zeit des Sternbilds Schütze. Dieses wird in unseren Breiten allerdings nie vollständig zu sehen sein. Und der Pegasus schafft es zum Monatsende nicht ganz mit allen seinen Sternen über den Horizont. Und die schöne Andromeda steht ab der zweiten Woche dann endlich hoch genug für eine vollständige Betrachtung.
Wesentliche am Himmel stehende Sternbilder und Konstellationen
Das Frühlingsdreieck (siehe Vorschau vom Februar 2017) ist immer noch die prägende Konstellation der Saison, wenn auch schwerpunktmäßig in der zweiten Nachthälfte. Es besteht aus den auffälligen Sternen
- Regulus (Sternbild Löwe)
- Spica (Sternbild Jungfrau)
- Arkturus (Sternbild Bärenhüter)
Das markante Sommerdreieck mit seinen Sternen Deneb, Vega und Altair beginnt sich vom Osten her am nächtlichen Himmel durchzusetzen. Diese Konstellation kann auch bei eingeschränkten Sichtbedingungen und Lichtverschmutzung noch gut erkannt werden. Im Juni durchläuft das Sommerdreieck gegen 3 Uhr morgens den Meridian. Mitte Juli steht es dann schon um Mitternacht im Süden und im August eine Stunde früher. Näheres zu dieser Sternkonstellation habe ich im Vorschauartikel zum Juli 2017 geschrieben.
Aus der Perseus-Sage stehen bis auf den Wahlfisch (Cetus) alle wesentlichen Protagonisten Kepheus, Kassiopeia vollständig am nächtlichen Himmel. Perseus steigt im Laufe des Monats am Himmel immer höher. Informationen zur Sage diese Heldengestalt habe ich in einer vierteiligen Blogartikelserie aufbereitet.
Weitere sichtbare Sternbilder, über deren mythologischen Hintergrund ich geschrieben habe, sind:
- Schwan (Cygnus)
- Leier (Lyra)
- Delphin (Delphinus)
- Adler (Aquila)
- Herkules (Hercules)
- Drache (Draco)
- Bärenhüter (Bootes)
- Krone des Nordens (Corona Borealis)
- Schlangenträger (Ophiuchus) und Schlange (Serpens)
- Skorpion (Scorpius)
- Waage (Libra)
- Jungfrau (Virgo)
- Haar der Berenike (Coma Berenices)
- Große Bärin (Ursa Major) und Kleiner Bär (Ursa Minor)
- Löwe (Leo)
Außerdem stehen die tierischen Sternbilder Eidechse (Lacerta), Kleiner Löwe (Leo Minor), Giraffe (Camelopardais) und Luchs (Lynx) weiterhin am Nachthimmel.
Natürlich muss man die Lichtverschmutzung in Betracht ziehen, so z. B. beim Krebs. Dieses Sternbild ist ohnehin schon unauffällig, weil sich in ihm keine hellen Sterne befinden. In Gegenden mit Licht- und Luftverschmutzung ist der Krebs nicht (vollständig) zu sehen.
Der Drache ist ein weiteres Sternbild, welches i. d. R. nicht auf den ersten Blick erkannt wird. Es nimmt zwar einen großen Himmelsbereich ein, wird aber von seinen prominenten Nachbarn wie der Großen Bärin, dem Kleinen Bären und dem Schwan dominiert. Horizontnahe Sternbilder Rabe (Corvus) und Becher (Crater) gehen bei Lichtverschmutzung nahezu komplett unter.
Der Bärenhüter (Bootes) umfasst den sehr markanten Stern Arktur. Dieser ist der hellste Stern am Nordhimmel und der dritthellste Stern insgesamt.
Sich verabschiedende Sternbilder
Im Juni werden die Sternbilder Rabe (Corvus), Becher (Crater) sowie Sextant (Sextans) unter den Horizont tauchen. Der Krebs (Cancer) und der Fuhrmann (Auriga) sind am Monatsende nur noch in Teilen sichtbar. Das Sternbild der Zwillinge (Gemini) verabschiedet sich nun ganz vom nächtlichen Himmel. Ebenso die Wasserschlange (Hydra).
Asterismen
In der Abbildung des Sternhimmels oben habe ich neben dem Frühlingsdreieck weitere Asterismen in Rot eingezeichnet. Als Asterismen werden diejenigen Sternkonstellationen bezeichnet, die ein Bild oder eine Bedeutung zugeordnet wurde, welche aber nicht offiziell von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) definiert wurden. Näheres dazu ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ beschrieben:
- Der Große Wagen dürfte der bekannteste Asterismus sein. Er ist der Kernbestandteil vom Sternbild Der Große Bär / Die große Bärin. Im englischen Sprachraum ist der Schöpflöffel (Big Dipper) dagegen bekannter. Dieser Asterismus entspricht fast dem Großen Wagen, wenn man von der oberen Verbindungslinie des Kastens absieht. Auch in China ist diese Sternkonstellation als „Nördlicher Schöpflöffel“ bekannt.
- Der Kleine Wagen (Little Dipper) ist die kleinere Version des Schöpflöffels bzw. Großen Wagens.
- Kassiopeias Stuhl: Warum ist der Stuhl so wichtig, dass er am Nachthimmel mit Kassiopeia dargestellt wird? Nun, Poseidon fand, dass Kassiopeia nicht ungestraft mit ihrer Eitelkeit davonkommen sollte. Die hatte je nach Erzählweise sich oder ihre Tochter Andromeda als schönste Frau bezeichnet und damit die Götter vor den Kopf gestoßen. Da das Opfer ihrer Tochter Andromeda an das Seemonster von Perseus vereitelt wurde, musste sich Poseidon eine andere Strafe ausdenken. Er verbannte Kassiopeia in den Himmel, an einen Stuhl gefesselt. So muss sie ewig um den Himmelspol kreisen, die Hälfte des Jahres kopfüber. Aber nicht immer ist Kassiopeia an einen Stuhl gefesselt illustriert worden. In späteren Darstellungen hält sie einen Spiegel und ein Palmblatt in ihren Händen. Ersterer gilt als Zeichen der Eitelkeit. Die Bedeutung des Palmblatts ist allerdings nicht klar.
- Das Kreuz des Nordens bildet wesentliche Teile des Sternbilds Schwan ab. Und im Gegensatz zum berühmten Kreuz des Südens ist es groß und hervorragend zu erkennen. Der sehr auffällige Stern Deneb steht am Kopfende des Kreuzes und Sternbilds. Die Längsachse stellt den langen Hals und den Rücken des Schwans dar. Die Flügel sind der Querbalken.
- Job’s Coffin als Teil vom Sternbild Delfin: Obwohl weithin bekannt, ist die Herkunft des Namens von diesem Asterismus ungeklärt. Eine Möglichkeit wäre der Bezug zum alten Testament und dem Propheten Jona bzw. Jonas. Dieser flieht vor der Berufung durch Gott, wobei er auf der Flucht per Schiff bei einem von Gott verursachten Sturm in das Meer springen muss. Dort wird er von einem großen Fisch verschluckt. Nach drei Tagen und Nächten des Betens wird Jona wieder ausgespuckt. Dieser Zusammenhang zum Asterismus ist aber nicht belegt. Der Begriff Coffein (Sarg) kommt wahrscheinlich von der rautenförmigen Anordnung der Sterne.
- Im Sternbild Herkules findet sich der Asterismus Schmetterling (Butterfly).
- Das Sternbild Bootes sieht aus wie ein großer Papierdrachen (Kite), den Kinder bei Wind steigen lassen.
- Das Sternbild Jungfrau beinhaltet den Asterismus Diamant.
- Der Asterismus Sichel (Sickle) ist Teil des Sternbilds Löwe (Leo). Im Grunde gleicht die Erscheinung dieser Sternkonstellation einer sich wölbenden Mähne.
Die Planeten
Die Positionen der Planeten im Sonnensystem am 01.06.24:
Die Bewegung der Planeten im Sonnensystem und am Himmel im Juni:
Planeten am Morgen
Jupiter
Der Jupiter taucht langsam am Morgenhimmel auf. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.06.24: Aufgang: 04:25, Untergang: 20:18
- 11.06.24: Aufgang: 03:53, Untergang: 19:51
- 30.06.24: Aufgang: 02:50, Untergang: 18:59
Saturn
Der Saturn geht dem Jupiter voraus. Seine Aufgangszeiten verlagern sich im Laufe des Monats in Richtung Mitternacht. Die Auf- und Untergangszeiten des Saturn für Berlin sind:
- 01.06.24: Aufgang: 02:14, Untergang: 13:17
- 11.06.24: Aufgang: 01:36, Untergang: 12:40
- 30.06.24: Aufgang: 00:22, Untergang: 11:26
Planeten am Abend
Merkur
Der Merkur ist erst wieder gegen Ende des Monats am Abendhimmel zu sehen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.06.24: Aufgang: 04:17, Untergang: 19:47
- 16.06.24: Aufgang: 04:44, Untergang: 21:47
- 30.06.24: Aufgang: 06:06, Untergang: 22:40
Mars
Der Mars ist noch bis Mitternacht zu sehen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.06.24: Aufgang: 09:06, Untergang: 01:02
- 11.06.24: Aufgang: 09:02, Untergang: 00:36
- 30.06.24: Aufgang: 08:54, Untergang: 23:42
Nicht beobachtbar
Venus
Die Venus steht hinter der Sonne und kann daher nicht gesehen werden. Ihre theoretischen Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.06.24: Aufgang: 04:49, Untergang: 21:10
- 16.06.24: Aufgang: 04:54, Untergang: 21:45
- 30.06.24: Aufgang: 05:17, Untergang: 22:01
Spezielle Ereignisse im Juni 2024
03.06.24, 04:00 Uhr (MESZ) – Schmale Mondsichel beim Mars im Morgengrauen
Zwei Tage vor dem Neumond ist die schmale Mondsichel in der Nähe des Mars zu sehen. Dies allerdings nur kurz vor Sonnenaufgang im Morgengrauen. Ein Blick durch das Fernglas kann allerdings gewagt werden, um sowohl Mond als auch Mars zusammen zu betrachten.
04.06.24, 04:30 Uhr (MESZ) – Letzte Morgensichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel
An diesem Morgen ist die schmale Mondsichel das letzte Mal vor dem Neumond knapp über dem östlichen Horizont zu sehen. Westlich von der Mondsichel steht übrigens der Mars.
06.06.24, 14:38 Uhr (MESZ) – Neumond
Am 6. Juni um 14:38 Uhr am frühen Nachmittag tritt der Neumond ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
07.06.24, 22:00 Uhr (MESZ) – Erste Abendsichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel
In der Nacht des 07. Juni besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel ist noch sehr schmal, sollte aber zu dieser Zeit kurz nach dem Sonnenuntergang zu sehen sein.
15.06.24, 21:32 Uhr bis 22:10 Uhr (MESZ) – Hesiodus-Strahl – Mond
Die Umgebung der Tag- und Nachtgrenze des Mondes, auch Terminator genannt, sorgt für interessante Licht- / Schattenspiele. So auch im Krater Hesiodus. Dieser Lichteffekt tritt monatlich auf, kann aber nicht immer betrachtet werden. Das liegt in diesen Fällen dann daran, dass der Mond bei uns dann nicht am Himmel steht oder es noch Tag ist.
Die Beobachtungsmöglichkeit beginnt erst mit dem Sonnenuntergang kurz vor Ende dieses Schauspiels:
- Sonnenuntergang und Beginn: 21.32 Uhr
- Ende: 22:10 Uhr
Hintergrundinformation:
Direkt am Krater Hesiodus liegt der Krater Pitatus. Beide sind durch einen Kraterwall verbunden, welcher einen Durchlass hat. Während einer bestimmten Mondphase zu einem bestimmten Zeitpunkt geht die Sonne über Pitatus auf und beginnt, durch die Rille in den Krater Hesiodus zu strahlen. Dieser Strahl (Hesiodusstrahl) kann dann durch ein Fernglas (besser: Teleskop) beobachtet werden. Mit der Zeit leuchtet die Sonne dann immer mehr vom Kraterboden in Hesiodus aus. Siehe auch meinen Beobachtungsbericht für den 17.03.16: hier
16.06.24, 22:05 Uhr bis 01:59 Uhr (MESZ) – Goldener Henkel – Mond
Am 16. Juni über Mitternacht zum 17. Juni lässt sich Lichtstrahleffekt Goldener Henkel nach dem Sonnenuntergang beobachten:
- Beginn: 22:05 Uhr
- Höhepunkt: 00:05 Uhr
- Ende: 01:59 Uhr
Bei diesem Ereignis sind die Juraberge bereits beleuchtet, während Sinus Iridum noch im Schatten liegt. Somit ergibt sich mit den beleuchteten Bergen der Eindruck eines Henkels von einer Tasse. Im Prinzip tritt der Goldene Henkel jeden Monat ca. 24 Stunden nach Sonnenaufgang über dem Krater Kopernikus auf. Das entspricht einem Mondalter von ca. 10 Tagen. Allerdings ist dieser Effekt nicht immer beobachtbar. Mal steht der Mond unter dem Horizont, mal steht er für uns nicht sichtbar am Tageshimmel. Zur Beobachtung reicht ein Fernglas.
20.06.24, 22:50 Uhr (MESZ) – astronomischer Sonnenanfang, Sommersonnenwende
Die Sommersonnenwende findet prinzipiell an dem 20., 21. oder 22. Juni (nördliche Hemisphäre) statt. Die Sonne erreicht dann ihren mittäglichen Höchststand über dem Horizont. Wir haben den längsten Tag des Jahres. Das ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass heute auch der früheste Sonnenauf- und späteste Sonnenuntergang stattfindet. Warum das so ist, wird u. a. hier erklärt.
Die Sommersonnenwende markiert den astronomischen Sommeranfang. Der Sommeranfang fällt also nicht auf den 1. Juni. Auf diesen Tag wurde der meteorologische Sommeranfang gelegt. Dieser hat aber keinen Bezug zur Erdbewegung um die Sonne und deren Einfluss auf die Jahreszeiten. Er ist wahrscheinlich nur aus Bequemlichkeit dorthin gelegt worden. Mit dem Ersten eines Monats rechnet es sich wohl besser. Einen korrekten Naturbezug haben nur der astronomische Frühlingsanfang sowie die Zeiten vom phänologischen Früh-, Hoch- und Spätsommer.
Nach der Sommersonnenwende werden die Tage wieder kürzer. Dies geschieht in den ersten darauffolgenden Wochen eher unmerklich. In den Tagen vor und nach diesem Termin scheinen sich die Aufgangszeiten der Sonne praktisch gar nicht zu verändern. Man spricht daher auch vom Solstitium für die Sonnenwende. Dieses Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Stillstand der Sonne“.
Und es gibt auf dem Breitengrad von Berlin und weiter nördlich keine richtig dunkle Nacht mehr, da die Sonne nicht tief genug unter den Horizont kommt. Die sogenannte astronomische Dämmerung dauert die gesamte Nacht. Man unterscheidet hierbei zwischen den folgenden Dämmerungserscheinungen:
- Bürgerliche Dämmerung: sie beginnt morgens und endet abends, wenn die Sonne 6° unter dem Horizont steht. Vorgänge in Freien sind dann ohne künstliche Beleuchtung nicht mehr genau zu verfolgen. Die hellsten Sterne können mit bloßem Auge gesehen werden.
- Nautische Dämmerung: hier steht die Sonne zwischen 6° und 12° unter dem Horizont.
- Astronomische Dämmerung: dies ist die Zeit, in der die Sonne zwischen 12° und 18°unter dem Horizont steht.
21.06.24, 10:00 Uhr (MESZ) – Sonne tritt in das Sternbild Zwillinge ein
Am 21. Juni tritt die Sonne in den Himmelsbereich ein, der von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) als zum Sternbild Zwillinge zugehörig definiert wurde.
22.06.24, 03:08 Uhr (MESZ) – Vollmond
Der Vollmond findet am 22. Juni um 03:08 Uhr statt.