In dieser Blogartikelserie gebe ich eine Vorschau auf astronomische Ereignisse und Konstellationen, die mit bloßem Auge oder maximal einem Fernglas beobachtet werden können. Bitte beachten Sie: Die Uhrzeiten für den Dezember sind in mitteleuropäischer Zeit (MEZ) angegeben und entsprechen dem Standort Berlin.
Verlinkung innerhalb dieser Serie:
Sonnenaufgang und -untergang, Mondsichtbarkeiten
Quelle: https://www.der-mond.de (Die Faszination des Mondes)
Ein Service von www.Der-Mond.de
Wissen und Beobachtung zum Mond
Der Sternenhimmel im Dezember 2023
Der folgende Film zeigt im ersten Überblick die Sternbilder und ihren Verlauf im Dezember:
Neu auftauchende Sternbilder
Das Haar der Berenike (Coma Berenices), der Löwe (Leo), der Kopf der Wasserschlange (Hydra) der Große Hund (Canis Major) und Teile des Achterdecks (Puppis) können jetzt am Nachthimmel im Dezember beobachtet werden.
Wesentliche am Himmel stehende Sternbilder und Konstellationen
Das von den vier Sternen Algenib, Scheat, Markab und Sirrah gebildete Herbstviereck verabschiedet sich vom Sternenhimmel, auch wenn es noch am westlichen Sternhimmel sichtbar ist. Dafür übernimmt das Wintersechseck jetzt die Führung. Es wird aufgespannt von den Sternen
- Pollux im Sternbild Zwillinge
- Procyon im Sternbild Kleiner Hund
- Sirius im Sternbild Großer Hund
- Rigel im Sternbild Orion
- Aldebaran im Sternbild Stier
- Capella im Sternbild Fuhrmann
Das Wintersechseck ist auch in lichtverschmutzten Städten gut zu erkennen. Es setzt sich aus den hellsten Sternen in diesem Himmelsbereich zusammen. Von Mitteleuropa aus ist es ab September bis April sichtbar. Mitte Dezember steht es um Mitternacht in Richtung Süden, dem Meridian. Mitte Januar nimmt es bereits gegen 22 Uhr diese Position ein. Das Wintersechseck ist kein (!) offizielles Sternbild, sondern ein sogenannter Asterismus. Mehr zu Asterismen weiter unten.
Der Dezember bietet für die nächsten Monate die letzte Gelegenheit, die Protagonisten der Perseus Saga komplett am Himmel zu beobachten: also Kepheus, Kassiopeia, Andromeda und das Seemonster Cetus (Walfisch). Das Seemonster wird allerdings schon in der zweiten Dezemberhälfte beginnen, unter den Horizont abzutauchen. Informationen zur Sage habe ich in einer vierteiligen Blogartikelserie aufbereitet.
Die folgende Liste zeigt weitere sichtbare Sternbilder, über deren mythologischen Hintergrund ich geschrieben habe:
- Krebs (Cancer)
- Großer Hund (Canis Major)
- Haase (Lepus)
- Orion
- Fuhrmann(Auriga)
- Stier (Taurus)
- Widder (Aries)
- Großer Bär (Ursa Major) & Kleiner Bär (Ursa Minor)
- Drache (Draco)
Des Weiteren steht noch ein kleiner Zoo am Sternhimmel:
- Kleiner Löwe (Leo Minor)
- Einhorn (Monoceros)
- Kleiner Hund (Canis Minor)
- Lux (Lynx)
- Fische (Pisces)
- Eidechse (Lacerta)
- Giraffe (Camelopardais)
- Jagdhunde (Canes Venatici)
Zu guter Letzt sind noch die Zwillinge (Gemini), der Fluss Eridanus und knapp über dem Horizont der Sextant (Sextans) zu erwähnen.
Natürlich muss man die Lichtverschmutzung in Betracht ziehen. So lassen sich einige Sternbilder in der Stadt schlecht auffinden. Ein Beispiel ist das Sternbild Krebs. Außerdem gibt es Sternbilder, die per se schlecht zu erkennen sind. Der Drache (Draco) gehört dazu. Es nimmt zwar einen großen Himmelsbereich ein, ist aber schon unter guten Sichtbedingungen nicht leicht zu erkennen. Er wird nämlich von seinen prominenten Nachbarn wie der Großen Bärin, dem Kleinen Bären und dem Schwan dominiert.
Sich verabschiedende Sternbilder
Die Sternbilder Wassermann (Aquarius) und Delfin (Delphinus) sind ab Mitte Dezember nicht mehr am Nachthimmel zu sehen. Die Leier (Lyra), Schwan (Cygnus), der Pegasus und Walfisch (Cetus) tauchen Ende Dezember teilweise unter den Horizont. Vom Herkules (Hercules) sind nur noch seine Beine zu sehen.
Asterismen
In der obigen Abbildung des Abendhimmels habe ich neben dem Herbstviereck und Wintersechseck weitere Sternkonstellationen eingezeichnet, die keine offiziell von der IAU definierte Sternbilder sind. Solche Konstellation werden Asterismen genannt. Siehe dazu meinen Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“:
- Der Große Wagen dürfte der bekannteste Asterismus sein. Er ist der Kernbestandteil vom Sternbild Der Große Bär / Die große Bärin. Ein mehr im englischen Sprachraum bekannter Asterismus ist der Schöpflöffel (Big Dipper). Dieser entspricht fast dem Großen Wagen, wenn man von der oberen Verbindungslinie des Kastens absieht. Auch in China ist diese Sternkonstellation als „Nördlicher Schöpflöffel“ bekannt.
- Der Kleine Wagen (Little Dipper) ist die kleinere Version des Schöpflöffels bzw. Großen Wagens.
- Gürtel und Schwert des Orion, Schild des Orion Der Orion ist an sich ein sehr beeindruckendes Sternbild. So verwundert es kaum, dass seine vermeintliche Ausrüstung in seine Sterne hinein interpretiert wird. Der Gürtel wird von den Sternen Alnitak, Alnilam und Mintaka gebildet. Das Schwert besteht aus den Sternen 42 Orionis, das sog. Trapez von Theta Orionis und Nair al Saif. Das Trapez lässt sich schon im Fernglas ab ca. 12-facher Vergrößerung in vier Sterne auflösen. Die Sterne Pi 1 bis Pi 6 Orionis stellen je nach Sicht- und Erzählweise den Knüppel oder das Schild des Orion dar.
- Das offizielle Sternbild Kassiopeia kann zu Kassiopeias Stuhl vervollständigt werden. Das passt zum mythologischen Hintergrund dieser Figur. Denn Poseidon bestrafte die Eitelkeit der Kassiopeia, nachdem Perseus ihm die ursprüngliche Strafe vereitelt hatte. Sie und ihr Mann Kepheus sollten ihre Tochter Andromeda dem Meerungeheuer opfern. Doch Perseus durchkreuzte diesen Plan und stattdessen muss Kassiopeia im Himmel kopfüber auf ihrem Stuhl / Thron sitzen. Dies wurde im Altertum generell als Gottestrafe angesehen.
- Sichel (Sickle) Der Asterismus Sichel ist Teil des Sternbilds Löwe (Leo). Im Grunde gleicht die Erscheinung dieser Sternkonstellation einer sich wölbenden Mähne.
- Circlet in the Pisces: Dieser Asterismus umfasst fünf Sterne eines der beiden Fische vom gleichnamigen Sternbild. Das Sternbild selber ist nicht so eingängig, insbesondere da die beiden repräsentierten Fische nicht beieinander stehen. Das Circlet bietet eine gute Orientierung, ein Ende des Sternbilds aufzusuchen.
- Das Kreuz des Nordens: dieser Asterismus verschwindet zwar in der zweiten Monatshälfte unter dem Horizont. Er sei aber dennoch erwähnt. Das Kreuz des Nordens bildet wesentliche Teile des Sternbilds Schwan ab. Und im Gegensatz zum berühmten Kreuz des Südens ist es groß und hervorragend zu finden. Der sehr auffällige Stern Deneb steht am Kopfende des Kreuzes und Sternbilds. Die Längsachse stellt den langen Hals und den Rücken des Schwans dar. Die Flügel sind der Querbalken.
Die Planeten
Die Positionen der Planeten im Sonnensystem am 01.12.23:
Die Bewegung der Planeten im Sonnensystem und am Himmel im Dezember 2023:
Planeten am Abend und in der Nacht
Merkur
Der Merkur ist zuerst am Abendhimmel, knapp nach dem Sonnenuntergang zu sehen. Zum Monatsende wechselt er dann zur Morgensichtbarkeit kurz vor dem Sonnenaufgang. Die Auf- und Untergangszeiten des Merkur für Berlin sind:
- 01.12.23: Aufgang: 09:55, Untergang: 16:53
- 16.11.23: Aufgang: 09:09, Untergang: 16:48
- 31.12.23: Aufgang: 06:44, Untergang: 15:05
Jupiter
Der Jupiter kann noch fast die gesamte Nacht betrachtet werden. Allerdings geht er während des Monats dann doch immer früher unter. Die Auf- und Untergangszeiten des Jupiter für Berlin sind:
- 01.12.23: Aufgang: 14:32, Untergang: 04:55
- 11.12.23: Aufgang: 13:51, Untergang: 04:12
- 31.12.23: Aufgang: 12:30, Untergang: 02:50
Saturn
Der Saturn ist nur noch in den ersten Nachtstunden zu sehen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.12.23: Aufgang: 12:43, Untergang: 22:35
- 11.12.23: Aufgang: 12:04, Untergang: 21:59
- 31.12.23: Aufgang: 10:48, Untergang: 20:49
Planeten am Morgen
Venus
Die Venus ist zwar immer noch der Morgenstern. Im Verlaufe des Dezember sinkt sie weiter zum Horizont hinab. Ihre Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.12.23: Aufgang: 03:43, Untergang: 14:26
- 16.12.23: Aufgang: 04:24, Untergang: 14:03
- 31.12.23: Aufgang: 05:07, Untergang: 13:47
Nicht sichtbar
Mars
Der Mars kann bis in den Januar hinein nicht beobachtet werden. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.12.23: Aufgang: 07:35, Untergang: 15:39
- 11.12.23: Aufgang: 07:35, Untergang: 15:21
- 31.12.23: Aufgang: 07:29, Untergang: 14:56
Spezielle Ereignisse
09.12.23, 06:00 Uhr (MEZ) – Mondsichel bei der Venus
Der abnehmende Mond steht heute Morgen nahe der Venus.
11.12.23, 07:30 Uhr – Letzte Morgensichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel
An diesem Morgen ist die schmale Mondsichel das letzte Mal vor dem Neumond knapp über dem östlichen Horizont zu sehen. Die Venus steht übrigens prominent an etwas höherer Stelle.
13.12.23, 00:32 Uhr (MEZ) – Neumond
Am 13. Dezember um 00:32 Uhr nachts tritt der Neumond ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
15.12.23, 17:00 Uhr – Erste Abendsichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel
Am frühen Abend des 15. Dezember besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel ist noch sehr schmal, sollte aber zu dieser Zeit kurz nach dem Sonnenuntergang zu sehen sein. Der Saturn folgt übrigens dem Mond und wird nicht viel später untergehen,
17.12.23, 19:00 (MEZ) – Mondsichel beim Saturn
Abends kann der Mond in der Nähe des Saturn beobachtet werden. Wer ein Fernglas besitzt, kann beide gemeinsam betrachten.
18.12.23, 20:00 Uhr (MEZ) – Sonne tritt in das Sternbild Schütze ein
Am 18. Dezember tritt die Sonne in den Himmelsbereich ein, der von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) als zum Sternbild Schütze zugehörig definiert wurde.
19.12.23, 18:25 Uhr bis 20:25 Uhr (MEZ) – Lunar X / Moon X
Wie der Goldene Henkel und Hesiodus-Strahl, so ist auch Lunar X ein visueller Effekt am Terminator (Tag-Nacht-Grenze) vom Mond. Lunar X zeigt sich, wie schon der Name andeutet, als Buchstabe X kurz vor Erreichen des ersten Viertels. Der Effekt ist rund eine Stunde lang sichtbar.
Der Leuchteffekt ist über seine gesamte Zeit beobachtbar:
- Beginn: 18:25 Uhr
- Ende: 20:25 Uhr
Hintergrundinformation:
Der „X“-Effekt entsteht dadurch, dass die Ränder von Gebirgen durch die auf dem Mond noch tief stehende Sonne bestrahlt werden, während die Umgebung im Schatten liegt. Aufgrund der Form ergibt sich die charakteristische Form des Buchstaben „X“. Siehe auch meinen Blogartikel vom 29.06.18.
22.12.23, 04:27 Uhr (MEZ) – Astronomischer Winterbeginn, Wintersonnenwende
Der kürzeste Tag im Jahr 2023 fällt auf den 22.12., die Wintersonnenwende. Ab jetzt werden die Tage wieder länger – und ärgerlich für die (Hobby-) Astronomen – die Nächte wieder kürzer. Die Wintersonnenwende markiert den astronomischen Beginn des Winters.
Doch diese Sonnenwende ist nicht immer am 22.12. Sie kann auch auf den 20.12. oder 22.12. fallen. Der Grund dafür liegt darin, dass das Sonnenjahr knapp sechs Stunden länger ist, als die 365 kalendarischen Tage. Damit verschiebt sich der Zeitpunkt der Wintersonnenwende jährlich um ungefähr sechs Stunden nach vorn. In einem Schaltjahr erfolgt ein Zeitsprung von ca. 18 Stunden zurück.
Übrigens:
Wer glaubt, dass der früheste Sonnenuntergang und späteste Sonnenaufgang des Jahres mit der Wintersonnenwende zusammenfällt, irrt sich. Als Stichwort sei die Zeitgleichung genannt, welche die Abweichung der wahren zur mittleren Sonnenzeit beschreibt. Siehe hierzu die Erklärungen hier und im Artikel „Analemma“ von Florian Freistetter (Astrodicticum Simplex). Im letzteren Artikel werden die Zusammenhänge der Zeitgleichung detailliert dargestellt, insbesondere, wie sich diese künstlerisch als Analemma-Fotomontage der Sonne über das Jahr präsentieren.
Die Sonnenaufgangszeiten werden noch bis Jahresende jeweils später als am Vortag erfolgen. Dann aber auch nur noch im Sekundenbereich bei 08:17 Uhr. Der späteste Sonnenaufgang findet am 30. September statt. Der früheste Sonnenuntergang des Jahres 2023 mit 15:52 Uhr erfolgt am 13. Dezember. Auch hier handelt es sich in den Tagen kurz davor und danach nur noch um Unterschiede von Sekunden.
22.12.23, 19:00 (MEZ) – Mond eng beim Jupiter
Heute Nacht steht der Mond eng beim Jupiter. Beide sind gemeinsam im Fernglas zu betrachten. Und nicht vergessen: ab 20:35 Uhr beginnt der Lichtstrahleffekt des Goldenen Henkels. Siehe dazu den folgenden Beitrag.
22.12.23, 20:35 Uhr bis 04:22 Uhr (MEZ) – Goldener Henkel – Mond
Am 22. Dezember lässt sich der größtenteils der Lichtstrahleffekt Goldener Henkel beobachten:
- Beginn: 20:35 Uhr
- Höhepunkt: 22:35 Uhr
- Monduntergang: 00:50 Uhr
Bei diesem Ereignis sind die Juraberge bereits beleuchtet, während Sinus Iridum noch im Schatten liegt. Somit ergibt sich mit den beleuchteten Bergen der Eindruck eines Henkels von einer Tasse. Im Prinzip tritt der Goldene Henkel jeden Monat ca. 24 Stunden nach Sonnenaufgang über dem Krater Kopernikus auf. Das entspricht einem Mondalter von ca. 10 Tagen. Allerdings ist dieser Effekt nicht immer beobachtbar. Mal steht der Mond unter dem Horizont, mal steht er für uns nicht sichtbar am Tageshimmel. Zur Beobachtung reicht ein Fernglas.
24.12.23, 19:00 Uhr (MEZ) – Mond bei den Plejaden
Der Mond ist tagsüber durch das Goldene Tor der Ekliptik (zwischen Plejaden und Hyaden) gewandert. Er steht abends aber noch nahe genug bei den Plejaden, dass beide Himmelsobjekte zusammen im Fernglas beobachtbar sind.
27.12.23, 01:33 Uhr (MEZ) – Vollmond
Der Vollmond findet am 27. Dezember um 01:33 Uhr statt.