In dieser Blogartikelserie gebe ich eine Vorschau auf astronomische Ereignisse und Konstellationen, die mit bloßem Auge oder maximal einem Fernglas beobachtet werden können. Bitte beachten Sie: Die Uhrzeiten für den September sind in mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) angegeben und entsprechen dem Standort Berlin.
Verlinkung innerhalb dieser Serie:
Sonnenaufgang und -untergang, Mondsichtbarkeiten
Quelle: https://www.der-mond.de (Die Faszination des Mondes)
Ein Service von www.Der-Mond.de
Wissen und Beobachtung zum Mond
Graphische Übersicht Sonnen und Mondstand. Die horizontale Mitte ist der 15. September. Links und rechts davon jeweils 15 Tage (Schwarz = Nacht, helles Blau = Tag) mit den entsprechenden Höhenkurven von Sonne und Mond:
Zwei Dinge lassen sich aus dem Graphen ableiten:
- Der Höchststand der Sonne nimmt langsam ab. Dies passt zum jahreszeitlichen Verlauf.
- Zum Vollmond hin und für einen Zeitraum danach steigt die Position des Mondhöchststands kräftig an.
Der Sternenhimmel im September 2024
Die erste Abbildung zeigt den Sternenhimmel am 15. September um 23 Uhr. Die zweite Abbildung repräsentiert den Morgen um 4 Uhr. Beide Darstellungen sind auf den Standort Berlin ausgerichtet. Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf den Nachthimmel zu 23 Uhr.
Das Sommerdreieck steht zwar noch markant mit seinen Sternen Deneb, Vega und Altair am Himmel. Diese Konstellation verschiebt sich allerdings gegen Mitternacht immer weiter nach Westen. Es folgt nun das Herbstviereck. Dieses ist eine auffällige, quadratische Konstellation aus den vier Sternen Algenib, Scheat, Markab und Sirrah. Sie wird auch das Pegasusquadrat genannt. Die ersten drei sind die Hauptsterne des Pegasus. Sirrah gehört zum Sternbild Andromeda. Das Herbstviereck kann schon am spätsommerlichen Nachthimmel beobachtet werden und steigt die nächsten Wochen dann bis Oktober immer höher. Sowohl Sommerdreieck und Herbstviereck sind keine offiziellen Sternbilder, sondern sogenannte Asterismen.
Der folgende Film zeigt die Sternbilder und ihren Verlauf im September:
Neu auftauchende Sternbilder
Die Sternbilder Fuhrmann(Auriga) und Stier (Taurus) zeigen sich ab September jetzt prominenter am Sternhimmel. Das Seemonster (Cetus (Wal)) taucht aus den Tiefen des Horizonts auf, siehe auch die Informationen zur Perseus Sage.
Wesentliche am Himmel stehende Sternbilder und Konstellationen
Die Protagonisten der Perseus Sage sind mit Kepheus, Kassiopeia Perseus und Andromeda fast vollständig am Nachthimmel. Das Seemonster Cetus (Wal) komplettiert im Laufe des Monats die Sage. Informationen zu dieser Geschichte habe ich in einer vierteiligen Blogartikelserie aufbereitet.
Weitere sichtbare Sternbilder, über deren mythologischen Hintergrund ich geschrieben habe, sind:
- Großer Bär (Ursa Major) & Kleiner Bär (Ursa Minor)
- Drache (Draco)
- Widder (Aries)
- Pegasus
- Delphin (Delphinus)
- Schwan (Cygnus)
- Leier (Lyra)
- Delphin (Delphinus)
- Adler (Aquila)
- Herkules (Hercules)
Mit Steinbock (Capricornus), Giraffe (Camelopardais), Jagdhunden (Canes Venatici), der Eidechse (Lacerta), dem Füllen (Equuleus) und dem Fuchs (Vulpecula) steht derzeit noch ein kleiner Zoo am Nachthimmel. Nicht zu vergessen sind die Sternbild Wassermann (Aquarius, Neptun) und Nördliche Krone (Corona Borealis). Die Südlichen Fische (Piscis Austrinus) und das Mikroskop (Microscopium) zeigen sich kurz über dem südlichen Horizont.
Das Sternbild Widder ist auch deswegen bekannt, weil im Zeitraum von ca. 1.800 vor Christus bis ca. 50 vor Christus der sogenannte Frühlingspunkt darin lag. Siehe dazu meinen Blogartikel zum Widder.
Der Ursprung des Namens für das Sternbild Schild (Scutum) liegt übrigens nicht in der Antike. Es wurde erstmals 1690 von Johannes Hevelius aufgeführt. Es ist dem polnischen König Jan III. Sobieski gewidmet, der 1683 bei der Schlacht am Kahlenberg gegen die türkische Armee kämpfte. Es symbolisiert den Schild, den der König in der Schlacht trug. Die ursprüngliche Bezeichnung ist Scutum Sobiescianum („Schild des Sobieski“).
Leider muss man die Lichtverschmutzung in Betracht ziehen, sodass sich einige Sternbilder in der Stadt schlecht auffinden lassen. Der Drache (Draco) gehört dazu. Es nimmt zwar einen großen Himmelsbereich ein, ist aber schon unter guten Sichtbedingungen nicht leicht zu erkennen. Er wird nämlich von seinen prominenten Nachbarn wie der Großen Bärin, dem Kleinen Bären und dem Schwan dominiert.
Sich verabschiedende Sternbilder
Am westlichen Horizont ziehen sich die Sternbilder Schütze (Sagitarius), Schlangenträger (Orphiuchus) & Schlange (Serpens) und Bärenhüter (Bootes) jetzt so langsam unter den Horizont zurück. Das Haar der Berenike (Coma Berenices) ist in der zweiten Monatshälfte nicht mehr sichtbar.
Asterismen
In der Abbildung des Sternhimmels oben habe ich neben dem Frühlingsdreieck weitere Asterismen in Gelb eingezeichnet. Als Asterismen werden diejenigen Sternkonstellationen bezeichnet, denen ein Bild oder eine Bedeutung zugeordnet wurde, welche aber nicht offiziell von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) definiert wurden. Näheres dazu ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ beschrieben:
- Der Große Wagen dürfte der bekannteste Asterismus sein. Er ist der Kernbestandteil vom Sternbild Der Große Bär / Die große Bärin. Ein mehr im englischen Sprachraum bekannter Asterismus ist der Schöpflöffel (Big Dipper). Dieser entspricht fast dem Großen Wagen, wenn man von der oberen Verbindungslinie des Kastens absieht. Auch in China ist diese Sternkonstellation als „Nördlicher Schöpflöffel“ bekannt.
- Der Kleine Wagen (Little Dipper) ist die kleinere Version des Schöpflöffels bzw. Großen Wagens.
- Das offizielle Sternbild Kassiopeia kann zu Kassiopeias Stuhl vervollständigt werden. Das passt zum mythologischen Hintergrund dieser Figur. Denn Poseidon bestrafte damit die Eitelkeit der Kassiopeia. Ursprünglich sollte die Tochter Andromeda vom Meerungeheuer gefressen werden. Aber Perseus machte ihm einen Strich durch die Richtung. Kassiopeia muss nun im Himmel kopfüber auf ihrem Stuhl / Thron sitzen.
- Das Kreuz des Nordens: es bildet wesentliche Teile des Sternbilds Schwan ab. Und im Gegensatz zum berühmten Kreuz des Südens ist es erheblich auffälliger. Der helle Stern Deneb steht am Kopfende des Kreuzes und Sternbilds. Die Längsachse stellt den langen Hals und den Rücken des Schwans dar. Die Flügel sind der Querbalken.
- Job’s Coffin: Obwohl weithin bekannt, ist die Namensherkunft dieses Asterismus ungeklärt. Eine Möglichkeit wäre der Bezug zum alten Testament und dem Propheten Jona bzw. Jonas. Dieser flieht vor der Berufung durch Gott, wobei er auf der Flucht per Schiff bei einem von Gott verursachten Sturm in das Meer springen muss. Dort wird er von einem großen Fisch verschluckt. Nach drei Tagen und Nächten des Betens wird Jona wieder ausgespuckt. Dieser Zusammenhang zum Asterismus ist aber nicht belegt. Der Begriff Coffein (Sarg) kommt wahrscheinlich von der rautenförmigen Anordnung der Sterne.
- Im Sternbild Herkules findet sich der Asterismus Schmetterling (Butterfly).
- Das Sternbild Bootes sieht aus wie ein großer Papierdrachen (Kite), den Kinder bei Wind steigen lassen.
- Ein Ende des Sternbilds Fische bildet den Asterismus Circlet (Reif)
Die Planeten
Die Positionen der Planeten im Sonnensystem am 01.09.24:
Die Bewegung der Planeten im Sonnensystem und am Himmel im September 2024:
Sichtbarkeitskurven für die inneren Planeten:
Sichtbarkeitskurven für Jupiter und Saturn:
Planeten am Morgen
Merkur
Der Merkur ist bis ca. Anfang des letzten Monatsdrittels am Morgen zu sehen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.09.24: Aufgang: 04:43, Untergang: 19:13
- 16.09.24: Aufgang: 05:25, Untergang: 19:06
- 30.09.24: Aufgang: 07:00, Untergang: 18:49
Planeten am Abend und in der Nacht
Venus
Die Venus spielt derzeit keine Rolle am Himmel. Sie ist nur kurz nach Sonnenuntergang zu sehen. Die Auf- und Untergangszeiten der Venus für Berlin sind:
- 01.09.24: Aufgang: 08:33, Untergang: 20:35
- 16.09.24: Aufgang: 09:22, Untergang: 20:03
- 30.09.24: Aufgang: 10:08, Untergang: 19:35
Mars
Der Mars ist jetzt ab ungefähr Mitternacht zu sehen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.09.24: Aufgang: 23:50, Untergang: 16:34
- 11.09.24: Aufgang: 23:36, Untergang: 16:21
- 30.09.24: Aufgang: 23:10, Untergang: 15:50
Jupiter
Die Sichtbarkeitsdauer des Jupiter steigt weiter an. Er geht weit vor Mitternacht auf und wird für den Rest de Nacht dann prominent sichtbar sein. Schon einmal vormerken: Der Jupiter erreicht seine Oppositionsstellung am 7. Dezember. D.h. er wird davor und danach dann auch die gesamte Zeit beobachtbar sein. Die Auf- und Untergangszeiten des Jupiter für Berlin sind:
- 01.09.24: Aufgang: 23:20, Untergang: 15:48
- 11.09.24: Aufgang: 22:44, Untergang: 15:13
- 30.09.24: Aufgang: 21:34, Untergang: 14:04
Saturn
Der Saturn steht am 8. September in Opposition. Der Ringplanet ist demnach um diesen Termin herum die gesamte Zeit zu sehen. Danach geht er allerdings immer früher unter, sodass er gegen Monatsende schon vor der Morgendämmerung untergeht. Die Auf- und Untergangszeiten des Saturn für Berlin sind:
- 01.09.24: Aufgang: 20:11, Untergang: 07:02
- 11.09.24: Aufgang: 19:31, Untergang: 06:18
- 30.09.24: Aufgang: 18:09, Untergang: 04:51
Spezielle Ereignisse
01.09.24, nachts – Maximum der Alpha-Aurigiden
In der Nacht zum 1. September erreicht dieser Meteorstrom sein Maximum. Lt. Berechnungen werden für 2024 keine erhöhten Raten vorhergesagt. Im Jahr 2021 betrug die ZHR (Zenithal Hourly Rate) rund 80. Der Radiant liegt im Sternbild des Fuhrmann:
01.09.24, 05:30 Uhr – Letzte Morgensichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel
An diesem Morgen ist die schmale Mondsichel das letzte Mal vor dem Neumond knapp über dem östlichen Horizont zu sehen.
03.09.24, 03:56 Uhr (MESZ) – Neumond
Am 15. September um 03:40 Uhr in der zweiten Nachthälfte tritt der Neumond ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
05.09.24, 20:00 Uhr (MESZ) – Schmale Mondsichel nahe der Venus tief über dem Horizont
Bei freier Horizontsicht kann die noch extrem schmale Mondsichel nahe der Venus gesehen werden. Der Neumond war erst vor zwei Tagen. Beide Himmelsobjekte stehen allerdings noch nahe bei der Sonne, sodass diese Konstellation nur kurz nach dem Sonnenuntergang beobachtbar ist.
06.09.24, 20:00 Uhr – Erste Abendsichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel
Am Abend des 6. September besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel ist noch sehr schmal, sollte aber zu dieser Zeit kurz nach dem Sonnenuntergang zu sehen sein.
09.09.24, 06:00 Uhr (MESZ) – Merkur steht nahe dem Hauptstern Regulus vom Sternbild Löwe
Im Morgengrauen besteht die Möglichkeit, den Planeten Merkur nahe dem Stern Regulus zu sehen. Regulus ist recht hell und der Hauptstern vom Sternbild des Löwen. Ich habe über dieses Sternbild auch einen Blogartikel verfasst, siehe „Die Trophäen des Herakles – Teil 3: Sternbild Löwe (Leo)“. Man sieht Merkur übrigens nur heute nahe dem Stern, da er sich im Vergleich zu Regulus zügig am Himmel bewegt.
16.09.24, 23:00 Uhr (MESZ) – Mond steht in der Nähe des Saturn
Beide Himmelskörper stehen zwar nicht so eng zusammen. Aber immerhin lässt sich der Saturn nordwestlich vom Mond als auffälliger Punkt sehen.
16.09.24, 15:00 Uhr (MESZ) – Sonne tritt in das Sternbild Jungfrau ein
Am 16. September tritt die Sonne in den Himmelsbereich ein, der von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) als zum Sternbild Jungfrau zugehörig definiert wurde.
18.09.24, 02:39 – 06:49 Uhr (MESZ) – Unbedeutende partielle Mondfinsternis
Auf die nächste totale Mondfinsternis, die mit allen Phasen von Deutschland aus zu sehen ist, müssen wir noch rund 5 Jahre warten (20.12.29). Die nächsten totalen Finsternisse, die wir zumindest anteilig schauen können, sind der 07.09.25 (Mond geht verfinstert auf) und 31.12.28 (Totalität beginnt kurz nach Mondaufgang). Somit greift man nach jedem sich bietenden Strohhalm. Bei der partiellen Mondfinsternis am 18. September streift der Mond nur knapp den Kernschatten der Erde. Knapp 10% des Mondes werden verdeckt. Außerdem werden beim Ende der Finsternis der Mond untergehen sowie die Sonne aufgehen.
Die Zeiten des Ereignisses sind:
- 02:39 Uhr: Eintritt in den Halbschatten (Beginn der Finsternis)
- 04:11 Uhr: Eintritt in den Kernschatten
- 04:44 Uhr: Mitte der Finsternis (Größe: 0.091)
- 05:16 Uhr: Austritt aus dem Kernschatten
- 06:49 Uhr: Austritt aus dem Halbschatten (Ende der Finsternis)
Verlauf der Finsternis:
18.09.24, 04:36 Uhr (MESZ) – Vollmond
Der Vollmond findet am 18. September um 04:36 Uhr statt.
22.09.24, 14:43 Uhr (MESZ) – Astronomischer Herbstanfang
Die Tag-und-Nacht-Gleiche findet zweimal im Jahr statt. Diejenige vom März markiert den kalendarischen Frühlingsanfang und die im September läutet den Herbst ein. Die Tag-und-Nacht-Gleiche wird auch Äquinoktium genannt. In der Astronomie handelt es sich um jenen Moment, zu dem die Sonne den Himmelsäquator im Frühlingspunkt respektive Herbstpunkt am Himmelsäquator passiert.
In diesem Zusammenhang sollte man sich nicht von Aussagen verwirren lassen, dass der Herbst am 1. September beginnt. Dies wird kalendarischer Herbstanfang genannt. Er ist willkürlich gewählt, da er keinen Bezug zu natürlichen bzw. himmelsmechanischen Ereignissen hat. Diesen haben nur der astronomische Herbstanfang sowie die Zeiten vom phänologischen Früh-, Voll- und Spätherbst.
24.09.24, 05:00 Uhr (MESZ) – Mond steht beim Jupiter
Der Mond trifft heute auf den Jupiter. Das ist in der zweiten Nachthälfte gut zu sehen. Wer ein Fernglas zu Hand hat, kann versuchen, beide gleichzeitig zu erwischen.
25.09.24, 14:43 Uhr (MESZ) – Mond steht beim Mars
Gleich einen Tag nach seiner Jupiter-Begegnung trifft der Mond auf den Mars. Auch hier stehen beide Himmelskörper für eine Fernglasbetrachtung eng genug zusammen.