In dieser Blogartikelserie gebe ich eine Vorschau auf astronomische Ereignisse und Konstellationen, die mit bloßem Auge oder maximal einem Fernglas beobachtet werden können. Das besondere Ereignis u.a. für uns in Deutschland ist der Merkurtransit am 11. November. Nähere ist unten im Kapitel Spezielle Ereignisse beschrieben
Bitte beachten Sie: die Uhrzeiten für den Dezember sind in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) angegeben und entsprechen dem Standort Berlin.
Verlinkung innerhalb dieser Serie:
Sonnenaufgang und -untergang, Mondsichtbarkeiten
Die Sonnenaufgangs- und untergangszeiten im Dezember sind wie folgt:
- 01.12.19: Aufgang: 07:53, Untergang: 15:56
- 16.12.19: Aufgang: 08:11, Untergang: 15:52
- 31.12.19: Aufgang: 08:17, Untergang: 16:01
Die folgende Tabelle der Monddaten wurde mit calsky.com erstellt. Sie gelten für Berlin:
Der Sternenhimmel im Dezember 2019
Der folgende Film zeigt im ersten Überblick die Sternbilder und ihren Verlauf im Dezember:
https://youtu.be/h2HlhPJoFRk
Neu auftauchende Sternbilder
Das Haar der Berenike (Coma Berenices), der Löwe (Leo), der Kopf der Wasserschlange (Hydra) der Große Hund (Canis Major) und Teile des Achterdecks (Puppis) können jetzt am Nachhimmel des Dezembers beobachtet werden.
Wesentliche am Himmel stehende Sternbilder und Konstellationen
Das von den vier Sternen Algenib, Scheat, Markab und Sirrah gebildete Herbstviereck verabschiedet sich langsam vom Sternenhimmel, auch wenn es noch am westlichen Sternhimmel sichtbar ist. Dafür übernimmt das Wintersechseck jetzt die Führung. Es wird aufgespannt von den Sternbildern Zwillinge (Gemini), dem Kleinen und Großen Hund (Canis Minor, Canis Major), dem Orion, Stier (Taurus) und Fuhrmann (Auriga). Genauer gesagt bilden folgende Sterne diese Konstellation:
- Pollux im Sternbild Zwillinge
- Procyon im Sternbild Kleiner Hund
- Sirius im Sternbild Großer Hund
- Rigel im Sternbild Orion
- Aldebaran im Sternbild Stier
- Capella im Sternbild Fuhrmann
Das Wintersechseck kann auch in lichtverschmutzten Städten gut erkannt werden, da es sich aus den hellsten Sternen in diesem Himmelsbereich zusammensetzt. Von Mitteleuropa ist es von September am Morgenhimmel bis April am Abendhimmel zu sehen. Mitte Dezember steht es um Mitternacht in Richtung Süden, Mitte Januar bereits gegen 22 Uhr. Das Wintersechseck ist kein (!) offizielles Sternbild, sondern ein sogenannter Asterismus. Mehr zu Asterismen weiter unten.
Der Dezember bietet für nächsten Monate die letzte Gelegenheit, die Protagonisten der Perseus Saga komplett am Himmel zu beobachten: also Kepheus, Kassiopaia, Andromeda und das Seemonster Cetus (Walfisch). Das Seemonster wird allerdings schon in der zweiten Dezemberhälfte beginnen, unter den Horizont abzutauchen. Informationen zur Sage habe ich in einer vierteiligen Blogartikelserie aufbereitet.
Die folgende Liste zeigt weitere sichtbare Sternbilder, über deren mythologischen Hintergrund ich geschrieben habe:
- Krebs (Cancer)
- Großer Hund (Canis Major)
- Haase (Lepus)**
- Orion
- Fuhrmann(Auriga)**
- Stier (Taurus)
- Widder (Aries)
- Großer Bär (Ursa Major) & Kleiner Bär (Ursa Minor)
- Drache (Draco)
Des weiteren steht noch ein kleiner Zoo gut sichtbar am Sternhimmel:
- Kleiner Löwe (Leo Minor)
- Einhorn (Monoceros)
- Kleiner Hund (Canis Minor)
- Lux (Lynx)
- Fische (Pisces)
- Eidechse (Lacerta)
- Giraffe (Camelopardais)
- Jadghunde (Canes Venatici)
Zu guter Letzt sind noch die Zwillinge (Gemini), der Fluss Eridanus und knapp über dem Horizont der Sextant (Sextans) zu erwähnen.
Natürlich muss man die Lichtverschmutzung in Betracht ziehen. So lassen sich ggf. einige Sternbilder in der Stadt schlecht auffinden. Der Drache (Draco) gehört dazu. Es nimmt zwar einen großen Himmelsbereich ein, ist aber schon unter guten Sichtbedingungen nicht leicht zu erkennen. Er wird nämlich von seinen prominenten Nachbarn wie der Großen Bärin, dem Kleinen Bären und dem Schwan dominiert. Ebenso ist der Krebs ein Opfer der Lichtverschmutzung.
Sich verabschiedende Sternbilder
Die Sternbilder Wassermann (Aquarius) und Delfin (Delphinus) sind ab Mitte Dezember nicht mehr am Nachthimmel zu sehen. Die Leier (Lyra), Schwan (Cygnus), der Pegasus und Walfisch (Cetus) tauchen Ende Dezember teilweise unter den Horizont. Vom Herkules (Hercules) sind nur noch seine Beine zu sehen.
Asterismen
In der obigen Abbildung des Abendhimmels habe ich neben dem Herbstviereck und Wintersechseck. weitere Sternenkonstellationen eingezeichnet, die keine offiziell von der IAU definierte Sternbilder sind. Solche Konstellation werden Asterismen genannt. Siehe dazu meinen Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“:
- Der Große Wagen dürfte der bekannteste Asterismus sein. Er ist der Kernbestandteil vom Sternbild Der Große Bär / Die große Bärin Ein mehr im englischen Sprachraum bekannter Asterismus ist der Schöpflöffel (Big Dipper). Dieser entspricht fast dem Großen Wagen, wenn man von der oberen Verbindungslinie des Kastens absieht. Auch in China ist diese Sternkonstellation als „Nördlicher Schöpflöffel“ bekannt.
- Der Kleine Wagen (Little Dipper) ist die kleinere Version des Schöpflöffels bzw. Großen Wagens.
- Gürtel und Schwert des Orion, Schild des Orion Der Orion ist an sich ein sehr beeindruckendes Sternbild. So verwundert es kaum, dass seine vermeintliche Ausrüstung in seine Sterne hinein interpretiert wird. Der Gürtel wird von den Sternen Alnitak, Alnilam und Mintaka gebildet. Das Schwert besteht aus den Sternen 42 Orionis, das sog. Trapez von Theta Orionis und Nair al Saif. Das Trapez lässt sich schon im Fernglas ab ca. 12-facher Vergrößerung in vier Sterne auflösen. Die Sterne Pi 1 bis Pi 6 Orionis stellen je nach Sicht- und Erzählweise den Knüppel oder das Schild des Orion dar.
- Das offizielle Sternbild Kassiopeia kann zu Kassiopeias Stuhl vervollständigt werden. Das passt zum mythologischen Hintergrund dieser Figur. Denn Poseidon bestrafte die Eitelkeit der Kassiopeia, nachdem Perseus ihm die ursprüngliche Strafe vereitelt hatte. Sie und ihr Mann Kepheus sollten ihre Tochter Andromeda dem Meerungeheuer opfern. Doch Perseus durchkreuzte diesen Plan und stattdessen muss Kassiopeia im Himmel kopfüber auf ihrem Stuhl / Thron sitzen. Dies wurde im Altertum generell als Gottestrafe angesehen.
- Sichel (Sickle) Der Asterismus Sichel ist Teil des Sternbils Löwe (Leo). Im Grunde gleicht die Erscheinung dieser Sternkonstellation einer sich wölbenden Mähne.
- Circlet in the Pisces: Dieser Asterismus umfasst fünf Sterne eines der beiden Fische vom gleichnamigen Sternbild. Das Sternbild selber ist nicht so eingängig, insbesondere da die beiden repräsentierten Fische nicht beieinander stehen. Das Circlet bietet eine gute Orientierung, ein Ende des Sternbilds aufzusuchen.
- Das Kreuz des Nordens: dieser Asterismus verschwindet zwar in der zweiten Monatshälfte unter dem Horizont. Er sei aber dennoch erwähnt. Das Kreuz des Nordens bildet wesentliche Teile des Sternbilds Schwan ab. Und im Gegensatz zum berühmten Kreuz des Südens ist es groß und sehr gut zu erkennen. Der sehr auffällige Stern Deneb steht am Kopfende des Kreuzes und Sternbilds. Die Längsachse stellt den langen Hals und den Rücken des Schwans dar. Die Flügel sind der Querbalken.
Die Planeten
Die Positionen der Planeten im Sonnensystem am 01.12.19:
Die Bewegung der Planeten im Sonnensystem und am Himmel im Dezember 2019:
Planeten am Morgen
Merkur
Der Merkur bleibt noch bis kurz vor Heiligabend am Morgenhimmel sichtbar. In der letzten Woche vor Jahreswechsel ist der Planet dann nicht beobachtbar. Die Auf- und Untergangszeiten des Merkur für Berlin sind:
- 01.12.19: Aufgang: 05:54, Untergang: 15:14
- 16.12.19: Aufgang: 07:00, Untergang: 15:01
- 31.12.19: Aufgang: 08:04, Untergang: 15:20
Mars
Der Mars ist den ganzen Morgen aufgrund des späten Sonnenaufgangs noch zu sehen, obwohl er erst gegen 5 Uhr erscheint. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.12.19: Aufgang: 04:57, Untergang: 14:39
- 11.12.19: Aufgang: 04:56, Untergang: 14:13
- 31.11.19: Aufgang: 04:45, Untergang: 13:25
Planeten am Abend
Venus
Die Venus ist in diesem Monat kurz nach dem Sonnenuntergang gut als Abendstern zu sehen. Ihre Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.12.19: Aufgang: 10:17, Untergang: 17:32
- 16.12.19: Aufgang: 10:25, Untergang: 18:08
- 31.12.19: Aufgang: 10:13, Untergang: 18:56
Saturn
Der Saturn ist noch kurz in der Abenddämmerung zu sehen, bevor er untergeht. In der zweiten Monatshälfte wird dies immer schwieriger und dann wahrscheinlich auch nur noch mit Fernglas und freier Horizontsicht möglich. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.12.19: Aufgang: 10:46, Untergang: 18:39
- 11.12.19: Aufgang: 10:10, Untergang: 18:05
- 31.12.19: Aufgang: 08:59, Untergang: 16:58
Nicht sichtbare Planeten
Jupiter
Der Jupiter wird sich am 27. Dezember in Konjunktion mit der Sonne befinden. Er kann daher von der Erde aus nicht gesehen werden. Die Auf- und Untergangszeiten des Jupiter für Berlin sind:
- 01.12.19: Aufgang: 09:35, Untergang: 17:12
- 11.12.19: Aufgang: 09:05, Untergang: 16:46
- 31.12.19: Aufgang: 08:06, Untergang: 15:44
Spezielle Ereignisse
01.12.19, ca. 16:50 Uhr – Konstellation von Mond, Saturn, Venus und Jupiter nah am Horizont
Kurz nach Sonnenuntergang lässt sich die Perlenkette der Planeten Jupiter, Venus und Saturn knapp über dem Horizont blicken. Die Mondsichel komplettiert diese Kette östlich von ihnen.
05.12.19, Hesiodusstrahl – Mond
Dieses Ereignis gehört zu den sogenannten Lichtstrahleffekten, welche zu bestimmten Mondaltern auftreten. Beim Hesiodusstrahl scheint die Sonne in spitzem Winkel durch eine Lücke im Ringwall vom Hesioduskrater. Die Lücke befindet sich auf der östlichen Seite des Kraters und stellt den Durchgang zum benachbarten Krater Pitatus dar. Siehe z.B. meinen Beobachtungsbericht vom 17.03.16.
11.12.19, Venus bei Saturn
Venus und Saturn stehen heute ganz eng zusammen. Die größte Annäherung erfolgt allerdings schon tagsüber. Ab Sonnenuntergang kann diese Begegnung allerdings noch für kurze Zeit knapp über dem Horizont beobachtet werden. Neben einer gemeinsamen Betrachtung im Fernglas sollte es sogar noch für ein Teleskop reichen.
12.12.19, 06:12 Uhr – Vollmond
Der Vollmond tritt am 12. Dezember um 06:12 Uhr ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
12.12.19, Maximum des Meteorstroms Geminiden
Siehe die Ereignisbeschreibung zum 14.12.19
13.12.19, Maximum des Meteorstroms Geminiden
Siehe die Ereignisbeschreibung zum 14.12.19
14.12.19, abends – Maximum des Meteorstroms Geminiden
Die Geminiden gelten als eine der schönsten Meteorströme. Ihr Maximum liegt in den Nächten vom 12. bis 14. Dezember. Allerdings wird dieses Jahr wohl jegliche Beobachtung durch den Mond, vor zwei Tagen war Vollmond ruiniert werden, da er außerdem nahe beim Radianten der Geminiden steht.
18.12.19, 19:00 Uhr – Sonne tritt in das Sternbild Schütze ein
Am 18. Dezember tritt die Sonne in den Himmelsbereich ein, der von der Internationalen Astronomischen Union als zum Sternbild Schütze zugehörig definiert wurde.
Der Begriff Sternbild ist hier bitte nicht mit dem Begriff Sternzeichen / Tierkreiszeichen zu verwechseln. Sternbild ist ein astronomischer Begriff, der sich auf tatsächlich beobachtbare Phänomene am Himmel bzw. im Weltraum bezieht. Sternzeichen / Tierkreiszeichen sind esoterische Begriffe. Näheres zur Unterscheidung dieser Begriffe ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ erläutert.
22.12.19, 05:19 Uhr – Astronomischer Winterbeginn, Wintersonnenwende
Der kürzeste Tag in 2018 fällt auf den 22.12., die Wintersonnenwende. Ab jetzt werden die Tage wieder länger – und ärgerlich für die Hobbyastronomen – die Nächte wieder kürzer. Die Wintersonnenwende markiert den astronomischen Beginn des Winters.
Doch diese Sonnenwende ist nicht immer am 22.12. Sie kann auch mal auf den 20.12. oder 22.12. fallen. Der Grund dafür liegt darin, dass das Sonnenjahr knapp sechs Stunden länger ist die 365 kalendarischen Tage. Damit verschiebt sich der Zeitpunkt der Wintersonnenwende jährlich um ungefähr sechs Stunden nach vorne. In einem Schaltjahr erfolgt ein Zeitsprung von ca. 18 Stunden zurück.
Übrigens:
Wer glaubt, dass der früheste Sonnenuntergang bzw. späteste Sonnenaufgang des Jahres mit der Wintersonnenwende zusammenfällt, irrt sich. Als Stichwort sei die Zeitgleichung genannt, welche die Abweichung der wahren zur mittleren Sonnenzeit beschreibt. Siehe hierzu die Erklärungen hier und im Artikel „Analemma“ von Florian Freistetter (Astrodicticum Simplex). Im letzteren Artikel werden die Zusammenhänge der Zeitgleichung detailliert dargestellt, insbesondere, wie sich diese künstlerisch als Analemma-Fotomontage der Sonne über das Jahr präsentieren.
Die Sonnenaufgangszeiten werden noch bis zum 30. Dezember jeweils später als am Vortag erfolgen. Ab dem 1. Januar wird die Sonne dann jeweils wieder später aufgehen. Der früheste Sonnenuntergang des Jahres 2019 mit 15:52 Uhr findet am 13. Dezember statt.
23.12.19, Mond bei Mars
Am Morgen des 23. September kann die schmale Mondsichel (zwei Tage vor Neumond) in der Nähe des Mars betrachtet werden. Man muss hierzu rund 2-3 Stunden vor dem Sonnenaufgang abpassen.
24.12.19, 06:00 Uhr – Letzte Morgensichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel
An diesem Morgen ist die schmale Mondsichel das letzte Mal vor dem Neumond knapp über dem östlichen Horizont zu sehen. Der Mars steht nordwestlich vom Mond.
25.12.19, 06:13 Uhr – Neumond
Am 26. November um 16:06 Uhr morgens tritt der Neumond ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
27.12.19, ca. 16:30 Uhr – Erste Abendsichtbarkeit der Mondsichel nach dem Neumond
Am Abend des 27. Dezember besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel, sichtbar in Richtung Westen zwischen Venus und Jupiter, ist allerdings noch extrem schmal. Der Mond hat aber genügend Abstand zur Sonne, welche gegen 16:30 Uhr tief genug unter dem Horizont steht.
Ein Schmankerl dürften die nahe stehenden Planeten Saturn und Venus sein. Der Saturn ist so nah am Mond, dass dessen schmale Sichel und der Planet gemeinsam im Fernglas zu sehen sein dürften, wenn es nicht zu stark (ca. 10-fach oder mehr) vergrößert.