In dieser Blogartikelserie gebe ich eine Vorschau auf astronomische Ereignisse und Konstellationen, die mit bloßem Auge oder maximal einem Fernglas beobachtet werden können.
Bitte beachten Sie: die Uhrzeiten sind in mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) angegeben und entsprechen dem Standort Berlin.
Verlinkung innerhalb dieser Serie:
Sonnenaufgang und -untergang, Mondsichtbarkeiten
Die Sonnenaufgangs- und untergangszeiten im April sind wie folgt:
- 01.04.19: Aufgang: 06:41, Untergang: 19:40
- 16.04.19: Aufgang: 06:07, Untergang: 20:06
- 30.04.19: Aufgang: 05:37, Untergang: 20:30
Die folgende Tabelle der Monddaten wurde mit calsky.com erstellt. Sie gelten für Berlin:
Der Sternenhimmel im April 2019
Die erste Abbildung zeigt den Sternenhimmel am 15. April um 23 Uhr. Die zweite Abbildung repräsentiert den Morgen des gleichen Tages um 4 Uhr. Beide Darstellungen sind auf den Standort Berlin ausgerichtet. Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf den Nachthimmel der ersten Abbildung zu 23 Uhr.
Zunächst zeigt der folgende Film die Sternbilder und ihren Verlauf im April:
Neu auftauchende Sternbilder
Die Sternbilder Schwan (Cygnus), Schlangenträger (Ophiuchus) und Waage (Libra) werden in den Nächten des April vollständig sichtbar. Die zum Schlangenträger gehörende Schlange (Serpens) erscheint zumindest mit ihrer vorderen Hälfte.
Wesentliche am Nachtimmel stehende Sternbilder und Konstellationen
Die Konstellation des Frühlingsdreiecks steht gegen Mitternacht optimal sichtbar im Meridian. Es setzt sich aus den hellen Sternen folgender Sternbilder zusammen:
- Regulus (Sternbild Löwe)
- Spika / Spica (Sternbild Jungfrau)
- Arktur / Arcturus (Sternbild Bootes)
Das Wintersechseck hingegen zieht sich nun unter den westlichen Horizont zurück. Das Sommerdreieck zeigt sich übrigens teilweise schon teilweise am Osten.
Das Sternbild Andromeda erreicht bald ihren tiefsten Stand im nördlichen Himmelsbereich. Da sich das Sternbild Walfisch (Cetus) komplett unter dem Horizont befindet, steht stehen die Protagonisten der Perseus-Sage nur unvollständig am nächtlichen Himmel. Es sind Kepheus, Kassiopeia und Perseus. Informationen zur Sage habe ich in einer vierteiligen Blogartikelserie aufbereitet.
Weitere sichtbare Sternbilder, über deren mythologischen Hintergrund ich geschrieben habe, sind:
- Leier
- Große Bärin (Ursa Major) und Kleiner Bär (Ursa Minor)
- Drache (Draco)
- Herkules (Hercules)
- Haar der Berenike (Coma Berenices)
- Jungfrau (Virgo)
- Löwe (Leo)
- Krebs (Cancer)
- Fuhrmann (Auriga)**
Außerdem stehen der Rabe (Corvus), der Becher (Crater), das Einhorn (Monoceros), der Kleine Löwe (Leo Minor), die Zwillinge (Gemini), die Giraffe (Camelopardais), die Krone des Nordens (Corona Borealis) und der Bärenhüter (Bootes) weiterhin gut sichtbar am Nachthimmel.
Das weitläufige Sternbild Hydra kann jetzt gegen Mitternacht vollständig über dem Horizont beobachtet werden. Aufgrund der Horizontnähe und der Lichtverschmutzung in den Städten ist dies allerdings nicht einfach. Näheres dazu kann in meinem Blogartikel „Die Hydra – besiegt von Herakles und der Lichtverschmutzung“ nachgelesen werden. Unter der Lichtverschmutzung leidet auch das Sternbild Krebs, welches sowieso schon unauffällig ist. In Gegenden mit Licht- und Luftverschmutzung ist des dann nicht mehr (vollständig) erkennbar.
Der Drache ist ein weiteres Sternbild, welches i.d.R. nicht auf den ersten Blick erkannt wird. Es nimmt zwar einen großen Himmelsbereich ein, wird aber von seinen prominenten Nachbarn Großer und Kleiner Bär sowie dem Schwan dominiert. Horizontnahe Sternbilder wie der Rabe (Corvus) und Becher (Crater) gehen bei Lichtverschmutzung so gut wie komplett unter.
Der Bärenhüter (Bootes) umfasst übrigens den sehr markanten Stern Arktur. Er kann z.T. schon in der Abenddämmerung gesehen werden. Er ist der hellste Stern am Nordhimmel und der dritthellste Stern insgesamt.
Asterismen
In der obigen Sternhimmelabbildung (23 Uhr) habe ich neben Wintersechseck und Frühlingsdreieck weitere Asterismen in Orange eingezeichnet:
- Der Schöpflöffel (Big Dipper) dürfte der bekannteste Asterismus sein. Der ist quasi ein Teilausschnitt des Asterismus „Großer Wagen“ bzw. des Sternbilds „Große Bärin“. Diese Konstellation ist im englischen Sprachraum bekannt. Aber auch in China ist der große Wagen als „Nördlicher Schöpflöffel“ bekannt.
- Little Dipper (Kleiner Schöpflöffel) ist eine weitere Bezeichnung des Kleinen Bären. In Deutschland wird er auch Kleiner Wagen genannt.
- Im Sternbild Herkules findet sich der Asterismus Schmetterling (Butterfly).
- Der wesentliche Teil des Sternbilds Bootes bildet den Asterismus Drachen. Damit ist nicht das Ungeheuer gemeint, sondern die Flugdrachen an der Schnur.
- Das Sternbild Jungfrau beinhaltet den Asterismus Diamant.
- Der Asterismus Sichel (Sickle) ist Teil des Sternbilds Löwe (Leo). Im Grunde gleicht die Erscheinung dieser Sternkonstellation einer sich wölbenden Mähne.
- Das offizielle Sternbild Kassiopeia kann zu Kassiopeias Stuhl ergänzt werden. Das passt zum mythologischen Hintergrund dieser Figur. Denn Poseidon bestrafte Kassiopeias Eitelkeit, nachdem Perseus ihm die ursprüngliche Strafe vereitelt hatte, die Tochter Andromeda vom Meerungeheuer fressen zu lassen. Kassiopeia muss im Himmel kopfüber auf ihrem Stuhl / Thron sitzen, was im Altertum als generell als Gottestrafe angesehen wurde.
- Das Kreuz des Südens ist weithin bekannt. Es ist aber sehr klein. Es gibt aber auch ein Kreuz am Nordhimmel, das Kreuz des Nordens. Dieses wird vom Sternbild Schwan aufgespannt. Im Gegensatz zu seinem Pendant am Südhimmel ist das Kreuz des Nordens viel größer. Selbst in der Stadt ist es weithin sichtbar und erlaubt eine gute Orientierung am lichtverseuchten Stadthimmel.
Sich verabschiedende Sternbilder
Die sich vom Nachthimmel verabschiedenden Sternbilder sind der Stier (Taurus), der Orion und das Einhorn.
Die Planeten
Die Positionen der Planeten im Sonnensystem am 01.04.19:
Planeten am Morgen
Merkur
Der April in 2019 ist kein guter Monat für die Beobachtung des Merkur. Er erreicht zwar seinen größten östlichen Abstand zur Sonne (östliche Elongation). Da die Planetenbahn (Ekliptik am Himmel) aber flach über dem Osthorizont aufsteigt, erreicht der Planet nur geringe Höhen. Die Auf- und Untergangszeiten des Merkur für Berlin sind:
- 01.04.19: Aufgang: 06:04, Untergang: 17:14
- 16.04.19: Aufgang: 05:39, Untergang: 17:18
- 30.04.19: Aufgang: 05:17, Untergang: 18:18
Venus
Die Venus kann noch tief stehend in der Morgendämmerung erkannt werden. Ihre Zeiten als beherrschender Morgenstern sind nun aber vorerst vorbei. Die Auf- und Untergangszeiten der Venus für Berlin sind:
- 01.04.19: Aufgang: 05:51, Untergang: 16:14
- 16.04.19: Aufgang: 05:26, Untergang: 16:58
- 30.04.19: Aufgang: 04:59, Untergang: 17:39
Jupiter
Siehe „Planeten am Abend“ unten.
Saturn
Der Saturn ist weiterhin ein undankbares Beobachtungsobjekt. Er geht recht spät in der zweiten Nachhälfte auf. Außerdem erreicht der Planet nur sehr geringe Höhen über dem Horizont. Die Auf- und Untergangszeiten des Saturn für Berlin sind:
- 01.04.19: Aufgang: 02:10, Untergang: 09:56
- 11.04.19: Aufgang: 01:31, Untergang: 09:17
- 30.04.19: Aufgang: 00:14, Untergang: 08:00
Planeten am Abend
Mars
Der Mars ist immer noch der einzige mit bloßen Auge sichtbare Planet am Abendhimmel. Er kann von Dämmerung bis kurz nach Mitternacht beobachtet werden. Seine Helligkeit nimmt weiterhin ab, da sich seine Entfernung zur Erde weiter vergrößert. Die Auf- und Untergangszeiten des Mars für Berlin sind:
- 01.04.19: Aufgang: 08:14, Untergang: 00:26
- 11.04.19: Aufgang: 07:52, Untergang: 00:24
- 30.04.19: Aufgang: 07:20, Untergang: 00:15
Jupiter
Die Aufgangszeiten vom Jupiter verlagern sich zum Monatsende hin in Richtung Mitternacht. Er ist also ein gut sichtbares Objekt in der zweiten Nachhälfte und im Morgengrauen. Die Auf- und Untergangszeiten des Planeten für Berlin sind:
- 01.04.19: Aufgang: 02:10, Untergang: 09:56
- 11.04.19: Aufgang: 01:31, Untergang: 09:17
- 30.04.19: Aufgang: 00:14, Untergang: 08:00
Spezielle Ereignisse
01.04.19, 06:20 Uhr – Letzte Morgensichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel
An diesem Morgen ist die schmale Mondsichel das letzte Mal vor dem Neumond knapp über dem östlichen Horizont zu sehen.
01.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik der Plejaden und Hyaden (bis 10.04.19)
Bei dem Goldenen Tor der Ekliptik handelt es sich um eine Konstellation, die von den Sternhaufen Plejaden und Hyaden gebildet wird. Die Ekliptik, also die scheinbare Bahn der Sonne am Himmel, verläuft zwischen diesen Sternhaufen, welche daher schon von alters her als eine Art Tor angesehen werden.
Entlang der Ekliptik wandern neben der Sonne ab und zu auch die Planeten durch dieses Tor. Ihre Bahnebenen unterscheiden sich von der Erde nur gering. Heute klopft der Mars am Tor zwischen den Plejaden und Hyaden an und durchläuft es in einem Zeitraum von etwas über einer Woche:
02.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
03.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
04.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
04.04.19, 10:50 Uhr – Neumond
Am 4. April um 10:50 Uhr vormittags tritt der Neumond ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
05.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
06.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
07.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
07.04.19, ab ca. 21:30 Uhr – Erste Abendsichtbarkeit der Mondsichel nach dem Neumond
Am Abend des 7. April besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel, sichtbar in Richtung Wesen, ist allerdings noch extrem schmal. Der Mond hat aber genügend Abstand zur Sonne, welche gegen 21:30 Uhr tief genug unter dem Horizont steht.
08.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
09.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
09.04.19, Abendhimmel – Mondsichel nahe den Hyaden und dem Stern Aldebaran
Nicht nur der Mars wandert in diesen Tagen durch das Goldene Tor der Ekliptik. Auch der Mond findet heute seinen Weg zwischen Plejaden und Hyaden, leider für uns unsichtbar am hellichten Tag. Ab den Abendstunden steht die Mondsichel allerdings nahe dem Stern Aldebaran im Sternbild Stier. Beide können sogar zusammen mit dem Sternhaufen der Hyaden im Fernglas betrachtet werden kann.
10.04.19, Abendhimmel – Mars wandert durch das Goldene Tor der Ekliptik (siehe Beschreibung zum 01.04.19)
13.04.19, ca. 20:24 bis 22:24 Uhr – Hesiodusstrahl auf dem Mond
Dieses Ereignis gehört zu den sogenannten Lichtstrahleffekten, welche zu bestimmten Mondaltern auftreten. Beim Hesiodusstrahl scheint die Sonne in spitzem Winkel durch eine Lücke im Ringwall vom Hesioduskrater. Die Lücke befindet sich auf der östlichen Seite des Kraters und stellt den Durchgang zum benachbarten Krater Pitatus dar. Siehe z.B. meinen Beobachtungsbericht vom 17.03.16.
15.04.19, Abendhimmel – Mond in der Nähe vom Stern Regulus im Sternbild Löwe
Für den Fall der Frage, was für ein heller Stern es westlich vom Mond an diesem Abend ist: Regulus (Leo Alpha) vom Sternbild Löwen:
19.04.19, 13:12 Uhr – Vollmond
Der Vollmond findet am 19. April um 13:12 Uhr statt.
19.04.19, 08:00 Uhr – Sonne tritt in das Sternbild Widder ein
Am 19. April tritt die Sonne in den Himmelsbereich ein, der von der Internationalen Astronomischen Union als zum Sternbild Widder zugehörig definiert wurde.
Der Begriff Sternbild ist hier bitte nicht mit dem Begriff Sternzeichen / Tierkreiszeichen zu verwechseln. Sternbild ist ein astronomischer Begriff, der sich auf tatsächlich beobachtbare Phänomene am Himmel bzw. im Weltraum bezieht. Sternzeichen / Tierkreiszeichen sind esoterische Begriffe. Näheres zur Unterscheidung dieser Begriffe ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ erläutert.
23.04.19, ca. 05 Uhr – Mond nahe Jupiter
Kurz vor Sonnenaufgang kann der Mond nahe Jupiter betrachtet werden. Mit einem nicht zu stark vergrößernden Fernglas (max. 10-fach) ist es möglich, beide Objekte gemeinsam damit zu betrachten.
25.04.19, ca. 05 Uhr – Mond bei Saturn
Wenn die Sichtbedingungen nicht so schlecht sind, können Mond und Saturn kurz vor Sonnenaufgang nahe beieinander betrachtet werden. Bei einer nicht zu hohen Vergrößerung (< 10-fach) könnte man beide Himmelskörper sogar zusammen im Fernglas sehen.
26.04.19, Mars beim Kugelsternhaufenkomplex NGC 1746, NGC 1750, NGC 1758
Am frühen Abend kurz nach Sonnenuntergang bietet sich für Fernglasbeobachter die Gelegenheit, den Mars bei / in den Sternhaufen NGC 1746, BGC 1750 und NGC 1758 betrachten. Teleskopbenutzer achten hier auf eine geringe Vergrößerung.