Der wolkenlose Himmel des schönen Herbsttags setzte sich am Abend und in der Nacht fort. Daher nutzte ich die Gelegenheit, mein Teleskop aufzubauen. Heute sollte auch der neue Teleskop-Akku zu Einsatz kommen, den ich mir vor kurzem gekauft habe. Damit soll das nervige Verlegen der Steckerleisten aus dem Wohnzimmer heraus auf die Terrasse entfallen. Außerdem stellen die auf dem Boden liegenden Kabel außerdem Stolperfallen dar.
Folgende Objekte habe ich beobachtet:
- Doppelsternhaufen NGC 884 & 869
- Kugelsternhaufen M15
- Ein kurzer Blick auf die Planeten Uranus und Neptun
- Andromedagalaxie (M31)
- Besuch bei den Plejaden
Viel ist es nicht geworden. Ich hatte mir gerade beim Doppelsternhaufen viel Zeit mit der Beobachtung gelassen. Hier hatte ich dann auch versucht, meine Beobachtung ein bisschen zu zeichnen. Außerdem verschwendete ich anfangs viel Zeit mit dem Alignment des Teleskops. Die Steuerung war nämlich der Meinung, die ersten drei Versuche mit dem Fehler „Mismatch“ zu kommentieren. Erst die vierte Sternauswahl wurde mit einem OK quittiert. Die Ausrichtung schien mir heute aber sehr gelungen zu sein. Selbst mit einem 10mm Okular (ca. 203-fache Vergrößerung) gelang es der GoTo Steuerung, das angesteuerte Objekt fast zentral in das Sichtfeld zu bringen.
Zum Abschluss des Beobachtungsprotokolls gehe ich dann noch ein bisschen auf die verwendeten Hilfsmittel ein (Akku, iPad als Notizbuch und Zeichenbrett).
Equipment und visuelle Grenzgröße
- Teleskop: Celestron NexStar 8
- TS-Optics SC Zenitspiegel (= horizontal gespiegeltes Bild)
- Baader Hyperion Okular 24 mm (84,6-fache Vergrößerung)
- Baader Hyperion Okular 10 mm (203,2-fache Vergrößerung)
- Baader Hyperion Okular 5 mm (406,4-fache Vergrößerung)
Die visuelle Grenzgröße betrug ca. 4,3 mag. Dies habe ich anhand der folgenden Sterne im Sternbild Andromeda eingegrenzt:
- Uhrzeit 22:35 und später auch noch mal bestätigt.
- Upsilon Andromedae (4,09 mag.): nur schwach sichtbar.
- Tau Andromedae (4,96 mag.): nur mit indirektem Sehen sichtbar.
- Pi Andromedae (4,34 mag.): fast nicht mehr mit direktem zu sehen.
Doppelsternhaufen NGC 884 und NGC 869
Die folgende Ansicht aus dem Programm Sky Safari Pro zeigt, wie eng beide Sternhaufen NGC 884 & 864 bei teleskopischer Betrachtung zusammenstehen. Der Anblick ist für eine teleskopische Grenzgröße von 11 mag eingestellt und entspricht dem Sichtfeld meines 24 mm Okulars:
Ich habe beide Sternhaufen im folgenden getrennt mit dem gleichen Okular betrachtet, wir für die obige Abbildung in Sky Safari eingestellt.
NGC 884
Informationen
- Uhrzeit: 22:35
- Baader Hyperion Okular 24 mm
Es handelt sich hier um einen sehr losen Sternhaufen, in dessen Zentrum sich einige Sterne unregelmäßig ballen. Wobei es übertrieben ist, von Zentrum zu sprechen. Eine etwas größere Konzentration an Sternen liegt außerhalb des geometrischen Mittelpunkts. Außerhalb des Zentrums sind wenige Sterne wie zufällig verteilt. Ein begrenzender Rand ist nicht einmal im Ansatz festzustellen (offener Sternhaufen). Insgesamt wirken die Sterne nicht leuchtstark. Im Sichtfeld zeichnen sich von Norden bis Westen drei hellere Sterne aus, die die auf einer leicht geschwungenen Linie liegen. Diese Sterne heben sich von ihrer Helligkeit her ein bisschen von den restlichen Sternen des Sternhaufens ab. Alle Sterne erscheinen weißlich, die größeren evtl. etwas weiß-bläulich.
Die nachfolgende Zeichnung 1 zeigt nur die hellsten und mir einprägsamsten Sterne. Mindestens das zweifache an weiteren weniger hellen, wie Stecknadelspitzen wirkenden Sternen waren noch unregelmäßig verteilt, insbesondere im Zentrum. Das Zentrum ist mittig auf dem linken Teil der horizontalen Achse angeordnet. Im Norden schließt sich auch gleich der Sternhaufen NGC 864 an.
NGC 869
Informationen
- Uhrzeit 23:15
- Baader Hyperion Okular 24 mm
Im 24 mm Okular (= 84,6-fache Vergrößerung) kann man beide Sternhaufen NGC 885 & 864 gleichzeitig sehen. Was sofort auffällt ist, dass der Sternhaufen NGC 864 heller erscheint. Seine Sterne wirken auch leicht bläulicher.
Die Sterne im Kernbereich sind genauso unstrukturiert, wie bei beim Nachbarsternhaufen. Dieses Zentrum ist aber ausgeprägter als das von NGC 884. Es konzentrieren sich mehr Sterne im Zentrum, während sich im restlichen Teil des Sternhaufens größere Leerräume auftun. Bei NGC 884 hingegen sind mehr Sterne außerhalb des Zentralbereichs zu sehen
Auch bei NGC 864 lässt sich keine Begrenzung des Sternhaufens erkennen. Alle Sterne des Sternhaufens sind, egal wie klein sie wirken, klar gegen den Hintergrund zu erkennen. Es gibt keine „Nebelbereiche“ nicht aufgelöster Sterne.
Die nachfolgende Zeichnung zeigt nur hellsten und mir einprägsamsten Sterne. Es sind noch etliche weitere Sterne zu erkennen, etwas nochmal soviel wie ich gezeichnet habe. Diese waren aber sehr klein, wie Spitzen von Stecknadeln. Insbesondere meine ich mit indirektem Sehen – Blick auf V520 Per – diese extrem klein und körnig wirkenden Sterne im Zentralbereich des Sternhaufens erkennen zu können.
Kugelsternhaufen M15
Informationen
- Uhrzeit: 00:00 (16.10.17)
- Baader Hyperion Okular 15 mm
Dieser Sternhaufen scheint auf den ersten Blick wie ein bläulicher Nebel, der sich nicht sehr stark vom aufgehellten Hintergrund (Lichtverschmutzung) abhebt. Das Zentrum wirkt heller. Der Rest des kugelförmigen Sternhaufens wird zum Rand hin lichtschwächer. Schaue ich länger auf den „Nebelfleck“, meine ich ganz leicht eine extrem feinkörnige Struktur zu erkennen, die die Sterne von M15 repräsentieren. Diese körnige Struktur wird mit indirektem Sehen ein bisschen deutlicher.
Informationen
- Baader Hyperion Okular 10 mm
Im 10 mm Okular wirkt der „Nebel“ schon bei direkten Sehen körniger. Durch die Lichtverschmutzung bleibt es aber dabei, dass sich der Sternhaufen nicht stark vom Hintergrund abhebt. Nach außen hin wird der Sternhaufen lichtschwächer. Insgesamt kann ich das Objekt als kreisrund wahrnehmen, der Übergang vom Nebel zum normalen Hintergrund ist aber fließend.
Da ich zu faul für das Zeichnen war, folgt eine Abbildung aus Sky Safari Plus:
Uranus, Neptun
Informationen
- Uhrzeit: 00:30 (16.10.17)
- Baader Hyperion Okular 24 mm
- Baader Hyperion Okular 5 mm
Mit dem 24 mm Okular erscheint der Uranus wie ein etwas zermatschter Punkt. D.h. ich kann ihn klar von Sternen unterscheiden, er hebt sich von den punktförmigen Sternen ab. Im 5 mm Okular kommt der Uranus als blaues Scheibchen rüber. Dieses wirkt allerdings nicht 100%-ig scharf abgegrenzt. Ich nehme ein leicht bläuliches Lichthalo wahr. Es ist jetzt allerdings ein bisschen windig, so dass das Bild bei dieser hohen Vergrößerung stärker zittert.
Ich lasse das 5 mm Okular am Teleskop und schwenke um zum Neptun. Dieser ist natürlich erheblich kontrastarmer als der Uranus, gerade bei dieser hohen Vergrößerung. Das Licht vom Neptun wirk schmutzig weiß.
M31 – Andromeda Galaxie
Informationen
- Uhrzeit 01:00
- Bader Hyperion Okular 24 mm
Wie in der folgenden Illustration aus dem Programm Sky Safari Pro gut zu erkennen ist, nimmt die Andromeda den doppelten Sichtbereich ein, den mein 24 mm Okular mit seiner knapp 84-fachen Vergrößerung bietet:
Was ich aber nur sehen kann, ist das Zentrum als verwaschenen Nebel. Der Nebelfleck erscheint kreisrund und zeigt keinerlei Strukturen. Selbst bei längerer Betrachtung verbessert sich die Wahrnehmung bzgl. der Andromedagalaxie nicht. Ich schwenke ein wenig nach Norden und Süden, kann dort aber nicht ein winziges Zeichen von den Außenbezirken der Galaxie erkennen.
Die Begleitgalaxie M32 kann ich als kleinen milchigen Fleck erkennen. Der Fleck hat ein helles Zentrum. Es wird von einem schmalen Rand aus lichtschwächerem und sehr transparenten „Nebel“ umgeben.
Die Plejaden (M45)
Zum Abschluss nutzte ich den Fotoapparat, um den Sternenhimmel und die Plejaden aufzunehmen. Nach Mitternacht findet sich dieser schöne Sternhaufen im Südwesten recht hoch am Himmel:
Abschlussgedanken
Das Teleskop habe ich ca. 4 Stunden mit dem Celestron 821041 Power Tank Akku LiFePO4 Lithium-Eisen-Phosphat betrieben. Er bietet auch die Möglichkeit einer Rot- und Weißlichtlampe.
Den Leuchtanzeigen nach, wurde die Hälfte der Kapazität aufgebraucht. Da die Nächte noch kälter werden, gehe ich von 5-6 Stunden Betriebsdauer bei voller Beladung aus. Der Akku stellt Rot- sowie Weißlicht in jeweils zwei Stufen bereit. Außerdem bietet der Akku zwei USB-Ports, einen mit 1.000 mA, den anderen mit 2.000 mA. Leider kann der Akku entweder nur das Teleskop oder die beiden USB-Ports betreiben. D.h. er ist nicht in der Lage, gleichzeitig während des Teleskopbetriebs Mobilgeräte aufzuladen. Das ist meiner Meinung nach ein klarer Designfehler, denn ein Smartphone, welches ich für die Planeten- bzw. Mondfotografie einsetze bzw. ein Tablet für die Sternkarten, verliert sehr schnell an Kapazität, gerade bei niedrigen Temperaturen. Das Teleskop abzuschalten, nur um Smartphone bzw. Tablet zu laden, ist keine Option.
Meine Notizen und Zeichnungen nehme ich nur noch mit meinem iPad Pro 12,5“ vor. Natürlich wird das Display mit einer roten Fotofolie bedeckt, um die Dunkelsicht nicht zu stören. Als Notizprogramm verwende ich derzeit Noteshelf 2 (früher die erste Version von Noteshelf):
Für Zeichnungen ist die App Procreate mein großer Favorit. Hier nutze ich die Möglichkeit, Zeichenebenen anzulegen. So kann ich Hilfslinien vorzeichnen und Kommentare in verschiedenen Ebenen eintragen, die später für das Ergebnisbild dann ausgeblendet werden:
Ich überlege, ob ich mir noch passende Zeichenwerkzeuge in diesem Malprogramm erstelle. Als Beispiel sei der oben erwähnte Sternhaufen M15 erwähnt. Hier könnte ein entsprechender Stempelstift für die feine, ansatzweise erkennbare Körnung des Sternhaufens hilfreich sein.
Bei beiden Apps verwende ich den Apple Pencil. Dieser lässt sich trotz roter Folie sehr gut verwenden. Allerdings muss man sich daran gewöhnen, dass die Bedienoberfläche aufgrund dieser Folie etwas anders ausschaut und die Kontraste der Bedienelemente gewöhnungsbedürftig sind. Ich komme damit aber recht gut klar.