Dies ist der dritte Teil meiner Sternbild-Serie “Die Trophäen des Herakles”. Darin gehe ich auf mythologische Figuren der griechischen Antike ein, die schlechte Erfahrungen mit dem griechischen Helden Herakles (Herkules) gemacht haben.
Wir erinnern uns: Herakles musste eine Reihe von Aufgaben bestehen und reiste dafür in der (damals in Griechenland bekannten) Welt herum. Siehe dazu meinen Blogartikel „Herkules – Schwerstarbeiter und tragischer Held“. Herakles hatte zwölf Aufgaben zu erfüllen, in deren Verlauf er etliche Tiere und Monster besiegen musste. Einige davon finden sich als Sternbild wieder und werden in dieser Serie behandelt:
- Hydra bzw. Wasserschlange
- Krebs
- Löwe (dieser Blogartikel)
- Drache
Des weiteren werden die Stymphalischen Vögel von Herkules besiegt. Diese sind heute allerdings kein offizielles Sternbild. Die sie betreffenden Sterne finden sich im Adler, dem Schwan und der Leier. [Update 01.07.17] Der Adler gehört einer Interpretation mit der Geschichte des Prometheus auch zu den von Herakles getöteten Kreaturen. [Ende Update]. Siehe dazu meinen Blogartikel „Sternbilder Adler, Schwan und Leier: 2 Vögel, 1 Musikinstrument und diverse Todesfälle“
Einleitung und Position am Sternenhimmel
Der Löwe ist ein markantes Sternbild. Es lässt sich leicht am Frühjahrshimmel erkennen:
Durch den Löwen zieht sich die Ekliptik, daher wandern die Sonne, der Mond und die Planeten durch das Sternbild. Der Löwe gehört aus diesem Grund auch zu den Tierkreiszeichen. Den Unterschied zwischen Sternbild und Tierkreiszeichen / Sternzeichen habe ich hier erläutert.
Das Sternbild Löwe im Jahresverlauf am Himmel:
Herkunft und Mythologie des Sternbilds Löwe
In der griechischen Mythologie repräsentiert das Sternbild den Nemeischen Löwen. Er lebte in einer Höhle nahe der Stadt Nemea, südwestlich von Korinth. Der Löwe war ob seines Fells unverwundbar und über seine Herkunft wurde nur spekuliert. Der Löwe war eine Bestie, die ihre Umgebung in Angst und Schrecken versetzte. Das Tier verließ die Höhle immer wieder durch einen der beiden Ausgänge und überfiel Städte und Dörfer, verwüstete das Land und fraß seine Bewohner.
Im Dienste des Königs Eurystheus erhielt Herakles als eine seiner Aufgaben den Befehl, den Nemeischen Löwen zu töten. Doch das war wegen dessen Unverwundbarkeit nicht einfach zu bewerkstelligen. Die Pfeile des Herakles drangen nicht durch das Fell. Und als der Held mit der Keule angreifen wollte, zog sich der Löwe in seine Höhle zurück. Herakles versperrte einen der beiden Zugänge mit Felsen und drang durch den anderen in die Heimstätte des Ungeheuers vor. Dort ging er in den Ringkampf mit dem Löwen und erwürgte ihn schließlich mit bloßen Händen.
Herakles versuchte, das Fell mit seinem Schwert vom Körper des Löwen zu trennen. Doch er schaffte es nicht, da das Fell ja für Waffen unzerstörbar war. Aber in einem genialen Moment trennte Herakles das Fell mit den scharfen Krallen des Tiers vom Kadaver und trug es zum Schutz vor seinen Feinden. Der als Helm fungierende Löwenkopf am Fell verlieh dem Helden sogar ein furchteinflößendes Aussehen.
(1) Ian Ridpath, Die großen Sternbilder, 88 Konstellationen und ihre Geschichten, S. 104 f.
(2) Gerhard Fasching, Ingrid Wertner, Sterne Götter Mensche und Mythen, Griechische Sternsagen im Jahreskreis, 29, ff.
Das Sternbild Löwe in der Hobbyastronomie
Das Sternbild und dessen Sterne
Regulus (Alpha Leonis) ist nicht nur der hellste Stern des Sternbilds, sondern insgesamt ein auffälliger Stern am Himmel. Es handelt sich um ein Mehrfachsternsystem, bestehend aus drei Komponenten. Der leuchtkräftige Hauptstern wird von einem Paar leuchtschwächerer Sterne umkreist. Von der Erde aus gesehen hat das Paar einen Abstand von 3 Bogenminuten zum Hauptstern. Im Prismenfernglas kann man einen 7,6 mag hellen Begleitstern erkennen. Die dritte Komponente ist mit 13 mag nur in einem größeren Teleskop zu sehen. Regulus liegt fast direkt auf der Ekliptik. Daher bietet sich ab und zu die Möglichkeit, seine Bedeckung durch den Mond zu verfolgen.
Algieba (Gamma Leonis) ist ein Doppelstern. Die beiden Komponenten können mit einem kleinen Teleskop von 4 cm Öffnung beobachtet werden. Der arabische Name Algieba bedeutet „Stirn des Löwen“.
Denebola (Beta Leonis) ist der dritthellste Stern des Sternbilds. Außerdem ist er ein Doppelstern, dessen lichtschwächere Komponente allerdings schon mit einem Prismenfernglas beobachten kann. Der Eigenname ist arabischen Ursprungs und bedeutet „Schwanz des Löwen“.
Die Bezeichnungen Ras Elased Australis (Epsilon Leonis) und Ras Elased Borealis (My Leonis) leiten sich von „der südliche Kopf des Löwen“ sowie „der nördliche Kopf des Löwen“ ab.
Übrigens: die Sternenfolge Regulus – Eta Leo – Algieba – Adhafera – Ras Elased Borealis und Ras Elased Australis wird auch „Sichel“ genannt. Die Sichel ist ein sogenannter Asterismus, d.h. ein Sternbild, welches allerdings nicht zu den heute 88 offiziell benannten Sternbildern gehört. In meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ gehe ich auf diesen Begriff Asterismen.
Beobachtungsobjekte im Sternbild des Löwen
Der Himmelsbereich zum Sternbild des Löwen ist eine wahre Fundgrupe an Galaxien. Dies spiegelt sich auch in der folgenden Auswahl wieder.
Übersicht:
- M66-Gruppe (Leo-Triplett)
- M65 (NGC 3623): 9,5 mag, Galaxie
- M66 (NGC 3627): 9 mag, Galaxie
- NGC 3628: 10 mag, Galaxie
- M96-Gruppe
- M95 (NGC 3351): 10 mag, Galaxie
- M96 (NGC 3368): 9,5 mag, Galaxie
- M105 (NGC 3379): 9,5 mg, Galaxie
- NGC 3384: 10 mag, Galaxie
- NGC 2903: 9,0 mag, Galaxie
- NGC 3521: 9,2 mag, Galaxie
- NGC 3593: 10,9 mag, Galaxie
- NGC 3705: 11,1 mag, Galaxie
- Tau Leonis & 83 Leonis: Ein enges Paar von Doppelsternen
Leo-I-Gruppe = M66-Gruppe & M96 Gruppe
Die Leo-I-Gruppe ist eine Galaxiengruppe in einer Entfernung von etwa 35 Mio. Lichtjahren. Sie zählt zum Virgo-Superhaufen. Die Gruppe zerfällt in zwei Untergruppen, die M96-Untergruppe um die hellen Galaxien M 95, M96 und M105, sowie die M66-Untergruppe, die im Wesentlichen aus dem so genannten Leo-Triplet M65, M66 und NGC 3628 besteht. Beide Untergruppen werden in der Literatur häufig als einzelne Gruppen geführt. Die einzelnen Galaxien werden weiter unten beschrieben.
M65 (NGC 3623) – Galaxie
M65 ist eine Spiralgalaxie und hat auch die Bezeichnung NGC 3623. Zusammen mit Messier 66 und NGC 3628 bildet diese Galaxie das Leo-Triplett, den Kern der M66-Galaxiengruppe.
Bild in Wikipedia:
Von Anttler aus der englischsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Link
M66 (NGC 3627) – Galaxie
Zusammen mit Messier 65 und NGC 3628 bildet diese Galaxie das schon oben bei M65 erwähnte Leo-Triplett. Sie gehört zum Typ Spiralgalaxie.
Bild in Wikipedia.
Von ESO – http://www.eso.org/public/images/eso0338c/, CC-BY 4.0, Link
NGC 3628 – Galaxie
NGC 3628 ist eine Spiralgalaxie. Wir sehen sie genau in Kantenstellung, was als Edge-On-Galaxie bezeichnet wird. Zusammen mit Messier 66 und Messier 65 bildet diese Galaxie das Leo-Triplett. Auf länger belichteten Aufnahmen ist ein Gezeitenschweif zu sehen, der wahrscheinlich urch die Wechselwirkungen mit den Gravitationsfeldern von M 65 und M 66 entstand.
Bild in Wikipedia:
Von Stargazer_7000 – Stargazer_7000, Bild-frei, Link
M95 (NGC 3351) – Galaxie
Messier 95 bzw. NGC 3351 bezeichnet) Balkenspiralgalaxie Sie gehört der Galaxiengruppe um Messier 96 an, 2012 war in ihr Supernova SN 2012aw zu beobachten.
Bild in Wikipedia:
Von ESO – http://www.eso.org/public/images/potw1212a/, CC BY 3.0, Link
M96 (NGC 3368) – Galaxie
Bei M96 bzw. NGC 3368 handelt es sich um eine Spiralgalaxie. Sie bildet mit M95 und M105 eine Galaxiengruppe, die M96-Gruppe.
Bild in Wikipedia:
Von ESO/Oleg Maliy – http://www.eso.org/public/images/potw1143a/, CC BY 3.0, Link
M105 (NGC 3379) – Galaxie
Messier 105 bzw. NGC 3379 ist eine elliptische Galaxie. Sie gehört zur M96-Gruppe.
Bild in Wikipedia:
Von Team of 2MASS – 2MASS-Team, Gemeinfrei, Link
NGC 3384 – Galaxie
NGC 3384 ist eine S0-Galaxie. Sie findet sich eng zusammen mit M105 im selben Himmelsareal und gehört noch mit zur Leo-I-Gruppe.
Bild in Wikipedia:
Gemeinfrei, Link
NGC 2903 – Galaxie
NGC 2903 ist eine Balken-Spiralgalaxie.
Bild in Wikipedia:
Von Credit Line and Copyright Adam Block/Mount Lemmon SkyCenter/University of Arizona – http://www.caelumobservatory.com/gallery/n2903.shtml, CC BY-SA 3.0 us, Link
NGC 3521 – Galaxie
NGC 3521 ist eine Spiralgalaxie. Aufgrund des unregelmäßigen Halos wird vermutet, dass eine Kollision mit einer anderen Galaxie stattgefunden hat. Die langen Spiralarme sind unregelmäßig und mit Lücken durchsetzt, wodurch sie ein flockiges Aussehen zeigen.
Bild in Wikipedia:
Von ESO/O. Maliy – http://www.eso.org/public/images/eso1129a/, CC-BY 4.0, Link
NGC 3593 – Galaxie
NGC 3521 ist eine Spiralgalaxie. Aufgrund ihrer Sternbildungsrate wird sie auch Starburst Galaxie genannt. Sie wird häufig, aber nicht immer der M66-Gruppe zugeordnet.
Bild in Wikipedia:
Von Torsten Boeker, Space Telescope Science Institute, and NASA/ESA – http://www.spacetelescope.org/images/opo9910c/
http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/1999/10/image/c (direct link), Gemeinfrei, Link
NGC 3705 – Galaxie
NGC 3705 ist eine Balkenspiralgalaxie. Und liegt in der Nähe des Sterns Iota Leonis
Bild in Wikipedia:
Von Own work, – datafile from http://hla.stsci.edu/hlaview.html, CC BY-SA 3.0, Link
Tau Leonis & 83 Leonis – Enges Paar von Doppelsternen
Tau Leonis und 83 Leonis bilden ein farbiges Paar von Doppelsternen. Tau Leonis erscheint in schwachem orangen Licht, während 83 Leonis golden leuchtet. Beide Objekte liegen eng beieinander und können bei geringer Vergrößerung gemeinsam beobachtet werden. Die folgende Abbildung zeigt die beiden Doppelsterne im angegebenen Okular bei ca. 120-facher Vergrößerung: