Heute nahm ich mir vor, neben Mond- und Jupiterfotografien auch noch klassisch mit „Papier und Bleistift“ (bei mir: iPad und Pencil) zu beobachten. Beim Mond war wieder ein Mosaikbild geplant. Dies fiel aber gründlich ins Wasser, denn ich trödelte und vergaß, dass der Mond für mich vorzeitig verschwinden würde. Er stand ziemlich weit im Westen, so dass eine vorstehende Dachkante unseres Dachs an der Seite der Balkonterrasse das Sichtfeld einschränkte. Als im letzten Drittel der Mondoberfläche ankam, verdunkelte der Mond immer stärker und verschwand. Das Versetzen des Teleskops brachte nichts, da die Restzeit für die Ablichtung des gesamten Monds nicht mehr reichte. Außerdem waren die vorher erstellten Bilder selbst nach Stacking und Schärfung zum Teil recht mies. Die von der Dachkante abstrahlende Wärme vom Tag forderten ihren Tribut. Bei den letzten Aufnahmesitzungen stand der Mond frei im Süden und dort hatte ich nur mit der „normalen“ Wärmestrahlung der Stadt zu tun. Verblieben ist somit das Ablichten des Gebiets Mare Nectaris, welches ich mir dann genauer anschauen und mit offiziellen Fotos vergleichen wollte.
Beobachtungsobjekte:
- Mond: Mare Nectaris – Krater Theophilus, Cyrillus & Catharina
- ISS-Trail
- Jupiter
- Kugelsternhaufen M3
- Kugelsternhaufen M92
Mond: Mare Nectaris – Krater Theophilus, Cyrillus & Catharina
Der Mond zeigte heute im Alter von ca. 5,9 Tagen noch nicht ganz die Hälfte seiner sichtbaren Vorderhälfte im Sonnenlicht. Nachdem ich einige Zeit mit den misslungenen Mosaikbildaufnahmen verbracht hatte, konnte ich nicht mehr so ausgeprägt eine Tour am Terminator unternehmen, wie am 20. April. So konzentrierte ich mich auf eine markante Gegend beim Mare Nectaris. Der mächtige Krater Thephilus bildet zusammen mit den Kratern Cyrillus und Catharina eine sehr einprägsame Dreiergruppe.
Aufnahme:
- Zeit: bis ca. 22:40 Uhr
- Teleskop: Celestron NexStar 8SE
- Okular: Baader Hyperion 8 mm (= 254-fache Vergrößerung)
- Aufnahme: iPhone X, Video 30 Sekunden, 4-fache Vergrößerung
- Gestackt: ca. 400 Bilder
- Schärfung & Kontrast mit Astra Image
- Gradationskurve bearbeitet mit Affinity Photo
Wie oben geschrieben, sind die Mondbilder aufgrund der nahen Dachkante nicht so gut wie sonst geworden. Die unverschämt hohe Vergrößerung mit einem zusätzlichen 4-fach Zoom auf die Okularvergrößerung von 254 tat dann ihr übriges. Ich denke aber, dass trotz dem schwammigen Anblick sehr viele Details zu sehen sind.
Theophilus wird von einem im Durchmesser rund 110 km messenden Ringgebirge umgeben. Der Kraterwall erreicht eine Höhe von ca. 4,4 km. Das Zentralgebirge ist dreigeteilt, was man auch im oberen Bild noch erkennen kann. Dieser ist 1,4 km hoch. Auf der westlichen und südwestlichen Innenseite des Kraterwalls sind Terrassen zu erkennen, welche durch Hangrutschungen entstanden.
Der Krater Cyrillus schließt sich an Theopilus an. Sein Kraterwall mit 100 km Durchmesser wirkt im Gegensatz zu seinem größeren Nachbarn nicht mehr glatt, sondern schon ziemlich erodiert. Außerdem wurde der nordöstliche Teil seines Ringgebirges durch den Theopilus Impakt zerstört. Daraus lässt sich schließen, dass Cyrillus früher entstand. Cyrillus besitzt drei Zentralgebirge, von denen zwei im Bild oben zu sehen sind. Sie sehen wir Zacken auf dem Rücken eines Krokodils aus. Das dritte Zentralgebirge liegt unsichtbar in deren Schatten.
Der Krater Catharina sieht ebenfalls stark erodiert aus. Er ist durch eine breite talähnliche Struktur mit Cyrillus verbunden. Catharinas Kraterboden weist kleinerer und größerer Krater auf, von denen auch etliche in meinem Bild zu erkennen sind. Ein Zentralgebirge ist nicht vorhanden. Die Einschlagsstruktur im nördlichen Kraterboden misst 45 km im Durchmesser und ist fast halb so groß wie Catharina.
Die Besonderheit vom Krater Capella am nördlichen Rand vom Mare Nectaris ist die talförmige Struktur Vallis Capella. Diese zieht sich von Norden kommend durch den Krater weiter südlich von ihm. Es ist ein etwa 110 km langes Tal, welches aus einer größeren Zahl von Einzelkratern besteht. Diese Krater überlagern sich und sind z.T. schon stark erodiert.
ISS Trail
Aufnahme:
- Zeit: ca: 00:46 Uhr
- Kamera: Olympus M10
- Objektiv: Olympus Body Cap Objektiv 9mm 1:8.0 fisheye
- Live Composite Funktion mit Belichtungszeit von 15 Sek.
- Flugrichtung von rechts (Westen) nach links (Osten)
Auf der ISS-Strichspur ist sehr schön die unterschiedlich starke Reflexion des Sonnenlichts zu sehen. Die Überflugdauer betrug knapp 10 Minuten, von denen auf dem Bild rund 5 Minuten zu sehen sind. Die ISS ging erst im Osten unter, wobei sie schon erheblich früher kaum noch zu sehen war.
Jupiter
Der Jupiter ist derzeit die gesamte Nacht zu sehen. Er steht aber recht niedrig über dem Horizont. Daher sind die Sichtbedingungen gerade in der Stadt nicht ideal. Der Planet wirkt daher auch nach der Bearbeitung immer noch recht verwaschen.
Aufnahme:
- Zeit: bis ca. 23:30 Uhr
- Teleskop: Celestron NexStar 8SE
- Okular: Baader Hyperion 8 mm (= 254-fache Vergrößerung)
- Richtungen horizontal (“Osten” = “Westen”) vertauscht aufgrund des Zenitspiegels vom Teleskop
- Aufnahme: iPhone X, Video 30 Sekunden, 2-fache optische Vergrößerung
- Gestackt: ca. 350 Bilder
- Schärfung & Kontrast mit Astra Image
- Gradationskurve, Helligkeit & Kontrast bearbeitet mit Affinity Photo
Kugelsternhaufen M3
Equipment:
- Teleskop: Celestron NexStar 8SE
- Okular: Baader Hyperion 24 mm (= 85-fache Vergrößerung)
- Filter: Optolong L-PRO CC02
Grenzsichtbarkeiten:
- Zeit: bis ca. 00:34 Uhr
- Visuell: 5,0 mag. Abgeleitet aus der Sichtbarkeit der Sterne delta Bootes, 12 Bootes und Iota Coronae Borealis.
- Teleskopisch: die von mir erkannten eingezeichneten Sterne lassen eine Grenzsichtbarkeit von 11 – 11,5 mag. vermuten. In jedem Fall sind es nicht 12 mag.
Der Sternhaufen macht in seinem Kernbereich einen sehr kompakten körnigen Eindruck. Die Auflösung in Einzelsterne gelingt dort nicht. Er ist kreisrund und strahlt ein blasses blau-weißes Licht aus.
Beim direkten Sehen erahnte ich noch einen Außenbereich, der sich beim indirekten Sehen als schwacher Nebel bewahrheitet. Vom Zentrum des Sternhaufens gemessen verdoppelt der Außenbereich den Durchmesser vom Kernbereich. Insgesamt ist die Begrenzung des Außenbereichs aber recht unspezifisch. Ich kann keine klare Begrenzung erkennen.
Beim indirekten Sehen, wenn ich das Auge etwas wandern lasse blitzen drei Sterne ab und zu etwas auf. Ich habe sie auf der Zeichnung mit A markiert.
Kugelsternhaufen M92
Equipment:
- Teleskop: Celestron NexStar 8SE
- Okular: Baader Hyperion 8 mm (= 254-fache Vergrößerung)
- Filter: Optolong L-PRO CC02
Grenzsichtbarkeiten:
- Zeit: bis ca. 01:45 Uhr
- Visuelle: 5,0 mag. Abgeleitet aus der Sichtbarkeit der Sterne d Bootes, 12 Bootes und Iota Coronae Borealis.
- Teleskopisch: die von mir erkannten eingezeichneten Sterne lassen eine Grenzsichtbarkeit von 11 – 11,5 mag. vermuten. In jedem Fall sind es nicht 12 mag.
Zuerst schaute ich mir M92 mit dem 24 mm Okular an. Ich ahnte schon, dass ich diesen Sternhaufen mit einer höheren Vergrößerung in Einzelsterne auflösen kann. Daher fuhr ich mit dem 8mm Okular fort. Und tatsächlich. Der Sternhaufen ließ sich mit dieser Vergrößerung in eine Menge Einzelsterne auflösen. Von außen nach innen wurde der Sternhaufen schnell dichter. Allerdings machte M92 gerade auch im Kernbereich einen „matschigen“ Eindruck, der sich als Nebel hinter die einzeln aufgelösten Sterne legte. Hier haben wir es wohl mit einer sehr großen Anzahl von weiteren, dicht stehenden Sternen zu tun, die so eng beieinander stehen, dass ich sie nicht auflösen konnte.
Der Kernbereich sah rund aus, während der Außenbereich drum herum einen sehr unregelmäßigen Eindruck hinterließ. Eine klare Grenze des Kugelsternhaufens ließ sich nicht erkennen. Er leuchtet blaß blau-weißlich.