Nach dem Beobachtungsabend vom 05. Mai konnte ich gleich am 06. Mai einen weiteren astronomischen Abend einlegen. Die Zielsetzungen waren einerseits die klassische Beobachtung mit Zeichungen ohne Fotografie. Diese sollten allerdings mit dem Tablet erfolgen, damit ich mehr Übung bekomme und die Funktionen bzw. Möglichkeiten der Zeichen-App ausloten kann. Des weiteren wollte ich mit der Black Eye Galaxie (M64) und Markarian’s Chain die Grenzen des lichtverseuchten Himmels über Berlin austesten. Dies dürfte allerdings wegen des kurz bevorstehenden Sommers keine gute Idee sein. Vielmehr müsste man dafür auf den Winter mit seinen langen und dunklen Nächten warten. Aber sei’s drum, evtl, schaffe ich es im nachfolgenden Winter vergleichende Beobachtungen zuführen.
Meine Beobachtungsobjekte am heutigen Abend sind in Beobachtungsreihenfolge
- M13 (Herkules Cluster)
- M64 (Black Eye Galaxie)
- Mel 111 (Offener Sternhaufen)
- Markarian’s Chain (Kette von optisch nahe beieinander liegenden Galaxien)
- M5 (Kugelsternhaufen)
Equipment:
- Teleskop – Celestron NexStar 8SE
- Okular – wenn nicht anders angegeben, Baader Hyperion 24 mm (ca. 85-fache Vergrößerung)
- Sternkarte – Sky Safari 5 Pro auf iPad Pro
- Zeichnungen – iPad Pro, Apple Pencil, App “procreate”
- Notizen – iPad Pro, App Noteshelf
M13 – Herkules Cluster (ca. 23:30 Uhr)
Die Dunkeladaption der Augen war gegen 23 Uhr wohl noch nicht abgeschlossen. M13 erschien mir da eher noch wie ein Nebelfleck. Wie schon in der Einleitung geschrieben, muss aber noch der aufgehellte Himmel Berlins zum späten Frühling berücksichtigt werden. Nach längerem Anschauen und unter etwas dunklerem Himmel zu 23:30 wurde die wahre Größe dieses Sternhaufens dann sichtbar. Ich sah einen hellen Innenbereich mit einem vage auslaufenden Außenbereich. Diesen konnte ich allerdings fast nur mit indirektem Sehen erfassen. In jedem Fall sah ich die körnige Struktur von M13, auch im Außenbereich. Das Licht erscheint mir bläulich kalt.
Der hellere Innenbereich zeigt sich mir kreisförmig. Der Außenbereich von M13 hat für mich einen Schwerpunkt bzgl. Größe und Sichtbarkeit oberhalb des Innenbereichs. Der Sternhaufen hebt sich gut vom Hintergrund ab. Allerdings sind kaum Sterne zu sehen. Der Himmel ist zu aufgehellt. Ich habe in meiner Zeichnung die sichtbaren Sterne eingetragen. Zum Vergleich zeigt die folgende Abbildung aus der App Sky Safari den Sternenhintergrund, wenn die Grenzsichtbarkeit 14,4 mag beträgt. Dies entspricht ungefähr dem Leistungsvermögen meines Teleskops bei guten Sichtverhältnissen. Zum Vergleich habe ich meine Zeichnung nochmals neben diese Abbildung gesetzt:
M64 – Black Eye Galaxy (ca. 00:10 Uhr)
Es blieb beim Versuch, zumindest einen Nebelfleck oder irgendetwas von der Black Eye Galaxy zu sehen. Gemäß Sternkarte bin ich der Meinung, dass ich den korrekten Himmelsbereich angesteuert habe. Ich konnte aber nur 4 Sterne von der Sternenkarte im angesteuerten Bereich mit Mühe entdecken. Die Black Eye Galaxie blieb für mich zumindest heute unsichtbar:
Diesen Beobachtungsversuch muss ich als Fehlschlag ansehen. Ich werde einen erneuten Versuch im Februar bzw. März nächsten Jahres unternehmen, wenn dieses Deep Sky Objekt bei dunklem Winterhimmel wieder über dem Horizont beobachtbar wird.
Mel 111 – Offener Sternhaufen (ca. 00:30 Uhr)
Bei Mel 111 (Melotte 111) handelt es sich um einen offenen Sternhaufen im Sternbild Haar der Berenike. Dieser ist allerdings so weitläufig, dass ich ihn nur mit einem Sucherfernrohr (= SkyWatcher 9×50 Finderscope) vollständig erfassen kann. Als Entspannung zwischendurch wollte ich mir diesen Anblick können. Außerdem war der Plan, die Sichtfeldanzeige meines Equipments in der SkySafari App mit dem tatsächlich im Okular angezeigten Sichtfeld zu vergleichen. Und siehe da, es zeigte sich eine deutlicher Unterschied. Das türkis eingezeichnete Sichtfeld von SkySafari war deutlich größer, als der Sternbereich, den ich sehen konnte. Letzteren habe ich in der folgenden Abbildung mit einer rot gestrichelten Linie dargestellt:
Es stellte sich dann als Tippfehler meinerseits heraus. Ich habe das Finderscope in der App SkySafari mit einem falsche Wert für “True Field of View” eingetragen. Nach der Korrektur stimmte die Anzeige in der App mit der tatsächlichen Beobachtung überein.
Markarian’s Chain (ca. 01:00 Uhr)
Jetzt wollte ich wieder an die Grenzen der Beobachtung von Deep Sky Objekten in Berlin gehen und darüber hinaus. Markarian’s Chain bzw. die Markarjansche Kette ist eine Ansammlung von Galaxien. Der Verlauf entspricht dem einer leicht gekrümmten Kurve hat. Zur Markarjanschen Kette gehören
- M 84 (NGC 4374)
- M 86 (NGC 4406)
- NGC 4435
- NGC 4438
- NGC 4461
- NGC 4473
- NGC 4477
- Teilweise wird die Galaxie NGC 4458 dazugerechnet.
Mit dem Suchfernrohr wäre es möglich, alle Galaxien dieser Kette zu erfassen. Unter Berliner Himmel ist dies natürlich nur ein Wunschtraum. So versuchte ich, mit dem 24 mm Okular zumindest die hellsten Galaxien einzufangen. Dafür suchte ich mir M86 aus. Die folgende Abbildung zeigt den Ausschnitt, der mit dem Okular möglich war:
Die Galaxie M86 konnte ich gerade noch als kleinen schwachen Nebelfleck erkennen. Das war schon hart an der Grenze des indirekten Sehens. M86 hat eine visuelle Helligkeit von 8,9 mag und eine Flächenhelligkeit von 13,3 mag/arcmin². Die andere im Sichtfeld Galaxie M84 konnte ich allerdings nicht erkennen. Diese hat eine visuelle Helligkeit von 9,2 mag und eine Flächenhelligkeit von 13,2 mag/arcmin².
Vier Lichtpunkte ließen sich von mir gerade so noch erfassen. Diese meine ich anhand vorstehender Abbildung erkannt zu haben, so dass ich davon ausgehen kann, dass das Teleskop für M86 korrekt ausgerichtet war. Einer dieser schwachen Lichtpunkte ist die Galaxie NGC 4387.
M5 – Kugelsternhaufen (ca. 01:20 Uhr)
Als letztes Beobachtungsobjekt kam der Kugelsternhaufen M5 dran:
Die Zeichnung von M5 ist ein bisschen übertrieben dargestellt. Der Randbereich dieses Sternhaufens war für mich nur mit indirekten Sehen zu erkennen. Ansonsten ist bei direkter Ansicht nur der Innenbereich sichtbar gewesen. Der Kugelsternhaufen war deutlich körniger als der Herkules Cluster (M13). Insbesondere stachen etliche helle Punkte wie Einzelsterne prominent hervor. Der Haufen erschien in hellem blau-kalten Licht.
Abschließende Impressionen vom Beobachtungsabend