Bei der Bezeichnung „Große Bärin“ runzelt manch einer vielleicht die Stirn, da das Sternbild im allgemeinen Sprachgebrauch „Großer Bär“ genannt wird. Ich habe es bewusst „Große Bärin“ genannt, weil in den Varianten der griechischen Mythen jeweils eine Frau im Mittelpunkt der Geschichte steht.
Fangen wir zunächst mit dem Aussehen der beiden Sternbilder an:
Der Kleine Bär (Ursa Minor) wird auch kleiner Wagen genannt. Dieses Sternbild zeichnet sich durch den Polarstern und dessen extrem nahe Position beim Himmelsnordpol aus. Siehe dazu das Kapitel „Die Sternbilder und deren Sterne“ weiter unten.
Der Große Bär bzw. die Große Bärin (Ursa Major) ist ein ausgedehntes Sternbild, welches man nicht ohne weiteres erkennt. Vielmehr ist es der Große Wagen, dem vielfach die Aufmerksamkeit gilt. Der Große Wagen ist der orange gekennzeichnete Teil in der oberen Abbildung der Großen Bärin. Er wird im Nordamerikanischen Raum auch Big Dipper (Großer Schöpflöffel) genannt.
Der Große Wagen ist kein offizielles Sternbild gemäß den Festlegungen der Internationalen Astronomischen Union (IAU). Es gehört vielmehr zu der Gattung der Asterismen, also den inoffiziellen Sternenkonstellation. Zum Begriff Asterismus siehe auch meinen Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“. Die Konstellation des Großen Wagens war auch bei den alten Ägyptern bekannt, wenn auch in einem anderen Kontext. Näheres dazu im nachfolgenden Kapitel „Herkunft und Mythologie“.
Der Kleine Bär ist in unseren Breiten zirkumpolar. D.h. diese Sternenkonstellation geht nicht unter den Horizont. Der folgende Film zeigt die Sternbilder im Jahresverlauf:
Herkunft und Mythologie
Es sind im wesentlichen zwei Geschichten zum Sternbild „Große Bärin“ aus der griechischen Mythologie bekannt. Diese beziehen teilweise auch das Sternbild des kleinen Bären ein. Allerdings haben diese Geschichten etliche Varianten, die dann zu unterschiedlichen Bedeutungen der Sternbilder führen. Den Abschluss bildet dann der Exkurs zu den alten Ägyptern.
Geschichte 1: Kallisto im Gefolge der Jagdgöttin Artemis
Je nach Erzählvariante war Kallisto die Tochter des Lykaion, seines Zeichens König von Arkadien oder die Tochter von dessen Sohn Keteus.
Die bekannteste Version von Kallistos Geschichte kommt von Ovid, die er in seinen Metamorphosen (Buch 2, 409 – 521) erzählt. Allerdings sind hier aufgrund seiner römischen Herkunft Zeus = Jupiter, Hera = Juno, Artemis = Diana.
Kallisto schloss sich der Jagdgöttin Artemis an. Diese galt als Königin der Jagd. Kallisto eiferte Artemis nach. Sie kleidete sich wie die Göttin, band ihr Haar mit einem weißen Band zusammen und raffte ihre Tunika mit einer Spange. So wurde Kallisto schließlich die Lieblingsjagdgefährtin von Artemis, der sie auch ein Keuschheitsgelübte ablegen musste. Dies war eine Grundvoraussetzung, in Artemis’ Jagdgefolge aufgenommen zu werden.
Als Kallisto eines Tages rastete, wurde sie von Zeus entdeckt. Dieser entbrannte voller Leidenschaft zu ihr. Zeus überlistete die arme Kallisto, indem er die Gestalt von Artemis annahm. Er betrat den Hain und legte sich zu ihr. Nichts Böses ahnend begrüßte Kallisto die vermeintliche Jagdgöttin. Zeus aber umarmte sie dann, enthüllte seine wahre Gestalt und zwang Kallisto dann, ihm zu Willen zu sein. Zeus ließ die Frau dann alleine zurück, die kaum mit ihrer (vermeintlichen) Schande Artemis und deren Jagdgefolge gegenüber zurecht kam.
Nach einigen Monaten flog diese Begebenheit dann auf. Bei heißem Wetter wollte die Jagdgesellschaft in einem kühlen Fluss baden. Artemis zögerte, sich auszuziehen, denn ihre Schwangerschaft nach Zeus’ Vergewaltigung war schon deutlich sichtbar. Als sie schließlich die Kleidung ablegte, wurde Artemis gewahr, dass Kallisto (scheinbar) ihr Gelübte gebrochen hat. Sie verbannte Kallisto aus ihrer Nähe.
Und es kam noch schlimmer. Kallisto gebar einen Sohn, dem sie den Namen Arkas gab. Als Hera, die Gemahlin des Zeus, dies mitbekam, war sie fest entschlossen, sich für den Seitensprung ihres Mannes zu rächen. Wütend schleuderte sie Kallisto zu Boden und belegte sie mit einem Fluch. Noch während Kallisto mit allen Vieren auf dem Boden lag, verwandelte sie sich in eine Bärin. Viele Jahre lang durchstreifte Kallisto in Bärengestalt den Wald. Doch sie war nur äußerlich und in ihrem Verhalten ein Bär. In ihrem Inneren sie behielt ihre menschliche Seele.
Nun war sie auch nicht mehr die Jägerin, sondern selbst Gejagte. Eines Tages begegnete sie ihrem Sohn Arkas. Kallisto erkannte ihn und wollte sich voller Freude ihm nähern. Doch dieser wich zurück, denn seine Mutter in Bärengestalt konnte sich nicht menschlich äußern. Aus seiner Sicht griff ihn ein Bär mit gefletschten Zähnen an, so dass er das Tier mit seinem Speer erlegen wollte. Bevor Arkas Muttermord begehen konnte, griff Zeus ein. Er schickte einen Wirbelwind, der beide zum Himmel hinauftrug. In Ovid heißt es (Metamorphosen, Buch 2, 502-507):
Flieht und bebt vor den Augen, die ohne Bewegung und endlos
Auf ihm haften, und wie sie beginnt, noch näher zu kommen,
Will er mit wundenerzeugender Waffe die Brust ihr durchbohren.
(505) Doch der Allmächtige wehrt: er vereitelt den Frevel, er hebt sie
Beide und rafft sie empor mit dem Wind durch die Räume; am Himmel
Setz er sie hin und macht sie zu Sternen, die nahe sich stehen.
Hera wurde daraufhin zornig, weil sie es nicht ertragen konnte, dass ihre Nebenbuhlerin so verherrlicht am Himmel stand. Sie bat ihre Zieheltern Tyths und Okeanos, die Götter des Meeres, dass sie die Bärin niemals in das nördliche Wasser eintauchen lassen sollten. Daher gelangt dieses Sternbild in den mittleren nördlichen Breiten niemals unter den Horizont.
Es ist nicht eindeutig, welches Sternbild der Sohn Arkas im Himmel einnimmt. Einerseits heißt es, dass der Bootes sei, der Bärenhüter. Er folgt der Großen Bärin (Kallisto) und schützt sie so vor den Jagdhunden. Das Sternbild Bootes hat in den Mythen des alten Griechenlands aber auch andere Geschichten. Dazu evtl. in einem späteren Blogbeitrag mehr.
Es wird allerdings auch erzählt, dass Zeus den Arkas in einen Bären verwandelte, so dass Mutter und Sohn nahe beieinander ihre Bahnen als Große Bärin und Kleiner Bär am Himmel ziehen.
Über das Schicksal Kallistos werden allerdings aus weitere Geschichten erzählt, z.B. die von Erathosthenes und Apollodoros.
Variante von Eratosthenes
Hier wurde Kallisto nicht von Hera, sondern von Arthemis in eine Bärin verwandelt. Irgendwann wurden Kallisto und ihr Sohn Arkas von Schäfern im Wald gefangen. Diese machten die beiden dem König Lykaion zum Geschenk. Kallisto und Arkas flüchteten daraufhin in Zeustempel. Dies war aber nach arkadischem Gesetz auf Todesstrafe verboten. Zeus versetzte beide an den Himmel, um sie zu retten.
Variante nach Apollodoros (Buch 3, 101 – 102)
Zeus wollte verhindern, dass Hera von seinem Seitensprung erfährt und verwandelte Kallisto in eine Bärin. Doch Hera kam dahinter und wollte sich rächen. Sie machte Artemis auf die Bärin aufmerksam und überredete sie, den Bären zu jagen. Die Jagdgöttin erlegte Kallisto schließlich mit Pfeil und Bogen. Zeus versetzte Kallisto unter die Sterne und nannte sie Arktos (“Bärin”). Arkas hingegen raubte er und gab ihn zum Aufziehen der Maia.
Geschichte 2: Nymphe Adrasteia wacht über Baby Zeus
Rheia, von Kronos bezwungen, gebar ihm glänzende Kinder, Hestia, Demeter und die goldbeschuhte Hera, (455) auch den mächtigen Hades, der unterirdische Häuser bewohnt un dessen Herz ohne Mitleid ist, dazu den dröhnenden Erderschütterer und den klugen Zeus, den Vater der Götter und Menschen, von dess Donner die weite Erde erzittert.
All diese Kinder verschlang der riesige Kronos, sowie jedes (460) aus dem heiligen Schoß zu den Knien hervorkam, wollte er doch, daß kein anderer der herlichen Uranosenkel die Königsmacht bei den Unsterblichen erlangte. Er wußte nämlich von Gaia und dem sternreichen Uranos, es sei ihm nach dem Plan des großen Zeus verhängt, (465) trotz all seiner Stärke vom eigenen Sohn bezwungen zu werden. So stand er nicht blind auf der Warte, sondern hatte scharf acht und verschlang seine Kinder; Rheia aber litt unsägliches Leid.
Doch als sie nun Zeus gebären sollte, den Vater der Götter und Menschen, da bat sie die teuren Eltern, (470) Gaia und den sternreichen Himmel, eine List zu ersinnen, um die Geburt des Sohns zu verbergen und Rache zu nehmen für das Unrecht an ihrem Vater Uranos und an den Kindern, die der riesige, krummsinnige Kronos verschlang.“
(Hesiod, Theogonie, 454-474)
Zur Zeit der Geburt von Zeus, dem Göttervater, war Kronos Herrscher der Welt. Er ist in der griechischen Mythologie Sohn des Himmels (Uranos) und der Erde (Gaia) und Anführer der Titanen. Wie Hesiod beschreibt, wurde ihm geweissagt, dass er von einem seiner Kinder gestürzt würde. Dies wollte er verhindern, indem er seine Kinder verschlang. Seine Gattin Rhea wollte dies nicht mehr zulassen, als sie mit Zeus schwanger war.
Zeus wurde in der Höhle von Psychro im Dikti-Gebirge auf Kreta versteckt, während Rhea dem Kronos einen in eine Windel gewickelten Stein überreichte, den dieser verschlang, ohne den Betrug zu bemerken. Zeus konnte also ungestört heranwachsen. Dabei standen ihm die Nymphen Adrasteia und Ida zur Seite. Kretische Krieger, die Kureten, bewachten die Höhle. Und wenn das Baby mal schrie, schlugen die Krieger mit ihren Speeren auf die Schilde, damit Kronos das Kind nicht hören konnte.
So wuchs Zeus ungestört heran und konnte schließlich, wie vorherbestimmt, Kronos mittels einer List vom Thron zu stürzen. Er brachte Kronos auch dazu, seine Geschwister und Vätergeschwister wieder auszuspucken. Schließlich schaffte es Zeus, Kronos mittels eines Tricks in die Elysischen Gefilde zu bringen. Später versetzte Zeus seine Ammen Adreasteia und Ida als Großen und Kleinen Bären an den Himmel. Warum er sie in Bären verwandelte, ist allerdings nirgendwo vermerkt.
Warum haben der Große und Kleine Bär lange Schwänze
Wer aufmerksam die Illustrationen zu den Sternbildern Großer und Kleiner Bär betrachtet, wird feststellen, dass sie lange Schwänze haben. Die Bären haben in Wirklichkeit aber kurze Stummelschwänze. Die mythologischen Texte helfen hier nicht weiter. Im 16. Jahrhundert hat der [Update 17.03.18, Danke an Marc ] englische Schriftsteller Thomas Hood englische Mathematiker und Physiker Thomas Hood eine eher scherzhafte Erklärung angeboten: Die Schwänze wurden langgezogen, als Zeus die Bären an den Himmel schleuderte. Diese Erklärung hat sich allerdings bis heute erhalten.
Exkurs: Der Große Wagen bei den Ägyptern
Der Große Wagen war bei den Ägyptern seit dem Alten Reich unter dem Namen „Mesechtiu“ bekannt. Dieses Sternbild stellten sich die Ägypter als Dechsel vor, der einen Stierschenkel symbolisiert. Letzterer gilt als gut belegt. Wie kommt es zu diesem Bild des Stierschenkels und vor allem zur Verbindung mit dem Gott Seth?
Seth ist ein Wüstengott, der mit den Stürmen und Unwettern in Verbindung gebracht wurde. Er stand daher weithin für Verderben und Chaos. Es ist auch schwierig, Bilder von Seth zu finden, da er durch die ihm zugeschriebenen Eigenschaften nicht überall beliebt war. Ich konnte allerdings eine Abbildung von ihm im Ägyptischen Museum von Berlin (Ägyptisches Museum und Papyrussammlung) finden:
Seth ist hier mit dem Kopf eines bisher nicht identifizierten Tiers mittig links dargestellt. Zusammen mit den Gott Sopdu rechts von ihm halten sie an Seilen Gefangene, die sie dem König übergeben.
Die bekanntesten Geschichte über Seth ist die Ermordung seines Bruders Osiris. Seth zerstückelte die Leiche des Osiris und verstreute sie im ganzen Land. Daraufhin machte sich die trauernde und verzweifelte Isis, die Geliebte des Osiris, auf die Suche nach den Überresten, um diese anschließend mit Hilfe von Magie wieder zusammenzufügen. Nach dem Mythos wurde Seth in Stiergestalt als Strafe ein Vorderbein abgetrennt. Dieses wurde an den Himmel versetzt, angepflockt und bewacht. Damit sollte verhindert werden, dass Seth nicht in die Unterwelt gelangen konnte, um Osiris dort erneut etwas anzutun.
Dazu passen ist die Tatsache, dass der Große Wagen zur Zeit der Entstehung dieses Mythos auch in Ägypten ein zirkumpolares Sternbild war. D.h. es tauchte nicht unter den Horizont. Dies änderte sich allerdings aufgrund der Präzession der Erdachse mit der Zeit. Der Große Wagen verschwand dann teilweise und bis heute sogar vollständig unter dem Horizont. Die arbeiteten die Ägypter in Zeiten des Neuen Reichs dann in die Mythologie mit ein. Dem Gott Thot wurde vorgeworfen, dass er den Haltepflock des Seth gelockert haben soll, so daß dieser in die Unterwelt eindringen konnte.
Literatur:
(1) Ian Ridpath, Die großen Sternbilder, 88 Konstellationen und ihre Geschichten, S. xx ff.
(2) P. Ovidius Naso, Metamorphosen, Epos in 15 Bänden, übersetzt und herausgegeben von Hermann Breitenbach, Reclam Univesal-Bibliothek Nr. 356, Erste Auflage dieser Ausgabe 1971, Artemis Verlag 1958, 2. Auflage 1964.
(3) Wikipedia: Kleiner Bär (Stand 18.02.17): https://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Bär
(4) Apollodoros, Götter und Helden der Griechen; eingeleitet, herausgegeben und übersetzt von Kai Brodersen, 2012 WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt.
(5) Hesiod, Theogonie; übersetzt und herausgegeben von Otto Schönberger, Reblams Universal-Bibliothek Nr. 9763, 1999 Philipp Recklam, Ditzingen, printed in Germany 2014
(6) Alexandra von Lieven, Von Sternen und Schweinen, Religiöse Astronomie im Alten Ägypten, http://www.archaeologie-online.de/magazin/thema/archaeoastronomie/von-sternen-und-schweinen/seite-3/
(7) José Lull, Meschetiu in der Mythologie und Orientierung der ägyptischen Tempel, https://www.academia.edu/3072152/Meschetiu_Grosser_Wagen_in_der_Mythologie_und_in_der_Orientierung_der_ägyptischen_Tempel
(8) Wikipedia: Seth (Stand 13.02.17), https://de.wikipedia.org/wiki/Seth_(ägyptische_Mythologie)
(9) Wikipedia: Mesechtiu (Stand 13.02.17), https://de.wikipedia.org/wiki/Mesechtiu
Die Sternbilder in der Hobbyastronomie
Die Sternbilder und deren Sterne
Große Bärin
Die Sterne der Großen Bärin sind wie folgt zugeordnet. Der Asterismus Großer Wagen ist hier mit orangefarbenen Verbindungen verdeutlicht:
Der hellste Stern im Sternbild ist Alioth. Er heißt allerdings nach der Bayer-Bezeichnung nicht Alpha, sondern Epsilon Ursae Majoris heißt.
Als zweithellster Stern ist Dubhe zu nennen. Auch hier passt die Bayer-Bezeichnung nicht. Obwohl er nicht der hellste Stern im Sternbild ist, hat er die Alpha Ursae Majoris. Bei ihm handelt es sich um ein Mehrfachsternsystem. Der Hauptstern, Dubhe A, ist ein orange leuchtender Riesenstern mit dem 30fachen Durchmesser unserer Sonne. Dubhe B, sein Begleiter umkreist ihn im Abstand von 23 AU innerhalb von 44 Jahren. In ca. 9.000 AU befindet sich ein weiteres Sternenpaar, wobei Dubhe C von Dubhe D umkreist wird. Der Name Dubhe leitet sich aus dem Arabischen „Dahr ad-dubb al-akbar“ und heißt „Rücken des Großen Bären“.
Der Name Alkaid (η Ursae Majoris) heißt im Arabischen „al-qāid und al-banāt an-na ab“ und bedeutet „der Anführer der Töchter, die der Bahre folgen“. Mit den Töchtern (Klageweibern) sind die „Deichselsterne“ gemeint, die Bahre oder der Sarg ist der Kasten des Wagens.
Die arabischen Namen Merak und Phecda bedeuten „Lende“ bzw. „Schenkel“ des Bären. Passend zum Bild des Bären ist „Wurzel“ (gemeint Schwanzansatz) die Bedeutung des arabischen Sternennamens Megrez.
Der Stern Mizar (arabisch DMG miʾzar für „Mantel“ bzw. „Gürtel“) ist der mittlere Deichselstern des Asterismus „Großer Wagen“. Mizar ist mindestens ein 4-fach System mit jeweils zwei Doppelsternen, die ihrerseits nur spektroskopisch trennen lassen. Mit dem Stern Alkor (= Doppelstern) bildet das 4-fach System von Mizar einen mit freiäugig sichtbaren Doppelstern.
Mizar und Alkor werden auch Augenprüfer genannt, weil man mit ihnen feststellen kann, wie gut die eigenen Augen sind. Mit normalsichtigen Augen können sie in einer lichtverschmutzten Stadt wie Berlin als getrennte Objekte erkannt werden. Ob Alkor und Mizar allerdings ein gravitativ gebundenes Sternensystem bilden, ist noch unklar.
Die Sterne Mizar, Alioth, Megrez, Phekda, und Merak gehören zur Ursa-Major-Gruppe und damit zum Bärenstrom. Dieser ist ein offener Sternhaufen mit etwa 100 Sternen. Näheres siehe unten im Abschnitt „Beobachtungsobjekte im Sternbild der großen Bärin“.
Kleiner Bär
Das Sternbild Kleiner Bär umfasst folgende Sterne:
Der Hauptstern des Sternbilds ist der weithin bekannt Polarstern (Polaris). Er steht ganz in der Nähe des Himmelsnordpols, d.h. der nördlichen Verlängerung der Erdachse. Wie der Film oben in der Einleitung zeigt, scheint sich das gesamte Firmament um diesen Stern zu drehen. Zieht man eine Linie von Polaris zum Horizont, gibt dies ziemlich genau die Nordrichtung an.
Polaris lässt sich mit Hilfe des Asterismus Großer Wagen bzw. des Sternbilds Große Bärin leicht finden. Dazu muss man gedanklich eine Linie durch die beiden Sterne Merak und Dubhe verlängern. Polaris ist ungefähr den fünffachen Abstand der beiden Sterne entfernt:
Der Himmelsnordpol hält sich allerdings nicht dauerhaft an der aktuellen Position auf. Die Präzessionsbewegung der Erde sorgt dafür, dass der Himmelsnordpol im Zeitraum von ca. 25.700 Jahren eine Kreisbahn am Himmel um den Ekliptikpol beschreibt. Siehe hierzu die Einleitung meines Blogartikels “Sternbild Widder: Das Fell über die Ohren gezogen und erobert von den Argonauten“.
Der Polarstern ist der hellste Stern (α Ursae Minoris) im Sternbild Kleiner Bär (im Deutschen volkstümlich auch Kleiner Wagen genannt). Da seine scheinbare Helligkeit mit 2 mag relativ hoch ist und er nahe dem Nordpol des Himmels steht, ist er ein geeignetes Mittel zur Feststellung der geografischen Nordrichtung.
Beobachtungsobjekte im Sternbild Große Bärin
Übersicht (weitere Informationen, siehe unten):
- Asterismus Ferrero, Seite 144
- Asterismus Seven Arrows, Seite 111
- Asterismus Spade, Seite 119
- Latyshev 2, Moving Cluster
- M40, Doppelstern
- M81 (NGC 3031), Spiralgalaxie
- M82 (NGC 3034), Spiralgalaxie
- M97 (NGC 3584), Eulennebel (Planetarischer Nebel)
- M101 (NGC 5457), Feuerrad-Galaxie (Spiralgalaxie)
- M108 (NGC 3556), Spiralgalaxie
- M109 (NGC 3003), Spiralgalaxie
- Ursa-Major-Gruppe / Der Bärenstrom (Collinder 285)
Asterismus Ferrero
Der Asterismus wurde nach dem französischen Amateurastronomen Laurent Ferrero genannt. Wenn man sich diesen Sternhaufen gedreht denkt, so entspricht er der Form des Eiffelturms oder der eines Tipis. Die Sterne rangieren bei ihrer scheinbaren Helligkeit von 8 bis 12 mag.
Der mit 24mm Baader Hyperion gekennzeichnete Umriss deutet die Okularsicht bei einer 85-fachen Vergrößerung mit 68° Eigengesichtsfeld an.
Asterismus Seven Arrows
Dieser Asterismus hat eine lange Geschichte. Nach Barlow Pepin (Journal of the Britisch Astronomical Association, 1993, siehe auch diesen Link) wurde diese Sternenkonstellation vom Astronomen Johannes Sachariassen entdeckt, dessen Teleskopbeobachtungen von Pierre Borel zwischen 1655 und 1656 dokumentiert wurden. Borel beschrieb diese Sterne als „Uniti Belgii“, einem Bund von sieben Pfeilen, welche die vereinigten Niederländischen Provinzen repräsentieren sollen. Ich persönlich kann nur schwer sieben Pfeile (= sieben Sterne) ausmachen. Zu sehen sind 5 Sterne, welches ein nur zu 2/3 gezeichnetes Oval abbilden. Aber zuerst der Blick auf den Asterismus, wobei der Umkreis das Sichtfeld bei ca. 85-facher Vergrößerung mit 68° Sichtfeld darstellt. Die Sterne, die das unvollständige Oval darstellen, befinden sich ungefähr in der Mitte:
Mit gelb gezeichneten Linien habe ich die betreffenden Sterne aus dem Oval verbunden. Wenn man den Blick von rechts nach links wandern lässt, könnten die Sterne durchaus die Spitzen von Pfeilen, die in einem Köcher (waagerecht liegend) stecken. Die gelb verbunden Sterne siehe ich vielmehr wie eine Kufe von einem Schlittschuh oder einem Schlitten. Zusammen mit den senkrecht dazu stehenden Sternen, könnte man aber auch einen Kleiderbügel sehen. Das Sternenoval wäre dann der Haken des Bügels:
Kleiderbügel scheinen ein universelles Prinzip im Universum zu sein, siehe dazu unten die Beobachtungsobjekte zum Kleinen Bären. 😉
Jedenfalls zählt Seven Arrows zu den ersten beobachteten Teleskop Asterismen in der Geschichte der Astronomie.
Asterismus Spade
Kommen wir nun zu einem weiteren Werkzeug, den Spaten bzw. dem Asterismus Spade.Erwähnt wird dieser Asterismus im Buch „Deep-Sky Wonders, A Tour of the Universe“, Seite 120 von Sue French:
Drei Sterne bilden den Griff und acht Sterne bilden das Blatt bzw. den Kopf des Spatens. Die folgende Abbildung zeigt die Sternenkonstellation bei 54-facher Vergrößerung mit einem Sichtfeld von 72°:
Latyshev 2, Moving Cluster
Östlich des Sterns Mizar (und seiner Komponente Alcor) sind 4 auffällige Sterne in Form einer leicht geschwungenen Linie zu sehen. Zusammen mit dem Stern 82 UMa bilden sie eine eingängige Konstellation nahe dem Sternbild Große Bärin und dem Augenprüfer-Paar Mizar und Alcor. Im Fernglas und Finderscope kann diese Sternengruppe gut erfasst werden:
Gefunden habe ich diesen Asterismus im Buch „Deep-Sky Wonders, A Tour of the Universe“, Seite 144 von Sue French:
M40, Doppelstern
Eigentlich handelt es sich hierbei um den Doppelstern Winnecke 4 (WNC 4). Er wurde von Charles Messier entdeckt und dabei für einen Nebelfleck gehalten. Daher erhielt er seinerzeit die Bezeichnung M40. Die Komponenten lassen sich mit einem lichtstarken Feldstecher auflösen.
Bild aus Wikipedia:
Gemeinfrei, Link
Position in der Milchstraße:
M81 (NGC 3031), Spiralgalaxie
Messier 81 ist auch als NGC 3031 bekannt. M81 ist mit einer Helligkeit von 7,0 mag im Feldstecher bereits gut erkennbar. In ihrer Nähe findet sich die etwas lichtschwächere Spiralgalaxie M82. Diese beiden Galaxien bilden den Kern der M81-Galaxiengruppe, die eine echte physikalische Gruppe bilden. Dieser Gruppe gehören unter anderem noch NGC 2403, NGC 3077 und NGC 2976 an.
Bilder aus Wikipedia:
Von NASA, ESA and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA) – http://www.spacetelescope.org/images/heic0710a/ (very high quality ([cdn.spacetelescope.org/archives/images/screen//heic0710a.jpg JPEG file] 346 MB)
http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2007/19/image/a/ (direct link), Gemeinfrei, Link
Von NASA/JPL-Caltech/J. Huchra (Harvard-Smithsonian CfA) – http://www.galex.caltech.edu/MEDIA/2007-02/introduction.html, http://www.galex.caltech.edu/media/glx2007-02r_img01.html, Gemeinfrei, Link
M82 (NGC 3034), Spiralgalaxie
Messier 82 (NGC 3034) galt lange Zeit als irregulärer Galaxientyp. Anhand neuerer Untersuchungen im Infrarot-Spektrum zeigen sich allerdings Spiralarme, so dass sie wahrscheinlich dem Typ einer Balkenspirale zuzuordnen ist. Sie befindet sich in der Nähe der Galaxie M81, mit der sie ein physikalisch verbundenes Paar bildet
Bild aus Wikipedia:
Von NASA, ESA, and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA) – http://www.spacetelescope.org/images/heic0604a/ ([cdn.spacetelescope.org/archives/images/screen/heic0604a.jpg direct link])
http://hubblesite.org/gallery/album/entire_collection/pr2006014a/, Gemeinfrei, Link
Von NASA/JPL-Caltech/STScI/CXC/UofA/ESA/AURA/JHU – http://gallery.spitzer.caltech.edu/Imagegallery/image.php?image_name=sig06-010, Gemeinfrei, Link
M97 (NGC 3584), Eulennebel (Planetarischer Nebel)
Bei M97 (NGC 3587) handelt es sich um einen planetaren Nebel in unserer Milchstraße. Er wird als Eulennebel bezeichnet.
Bild aus Wikipedia:
Von Stargazer 7000 – Eigenes Werk des ursprünglichen Hochladers / Stargazer Observatory, Gemeinfrei, Link
Position in der Milchstraße:
M101 (NGC 5457), Feuerrad-Galaxie (Spiralgalaxie)
Messier 101 (NGC 5457) ist eine Spiralgalaxie. Sie wird auch Feuerrad-Galaxie oder Pinwheel-Galaxie genannt.
Bild aus Wikipedia:
Von Credit:
Image: European Space Agency & NASA
Acknowledgements:
Project Investigators for the original Hubble data: K.D. Kuntz (GSFC), F. Bresolin (University of Hawaii), J. Trauger (JPL), J. Mould (NOAO), and Y.-H. Chu (University of Illinois, Urbana)
Image processing: Davide De Martin (ESA/Hubble)
CFHT image: Canada-France-Hawaii Telescope/J.-C. Cuillandre/Coelum
NOAO image: George Jacoby, Bruce Bohannan, Mark Hanna/NOAO/AURA/NSF – http://www.spacetelescope.org/news/html/heic0602.html ([cdn.spacetelescope.org/archives/images/screen/heic0602a.jpg direct link])
See also: http://hubblesite.org/newscenter/newsdesk/archive/releases/2006/10/image/a, CC BY 3.0, Link
M108 (NGC 3556), Spiralgalaxie
Messier 108 (NGC 3556) ist eine Spiralgalaxie. Mit Hilfe des Röntgenteleskops Chandra wurden viele Starburst-Regionen identifiziert, wo auf engem Raum eine große Anzahl von Sternen gleichzeitig entstehen. S
Bild aus Wikipedia:
Gemeinfrei, Link
M109 (NGC 3003), Spiralgalaxie
Messier 109 (NGC 3992) ist eine Balken-Spiralgalaxie. M109 ist die hellste Galaxie der M109-Gruppe. Diese ist ein Galaxienhaufen der über 50 Galaxien enthält.
Bild aus Wikipedia:
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Ursa-Major-Gruppe / Der Bärenstrom (Collinder 285)
Bei der Ursa-Major-Gruppe bzw. Bärengruppe handelt es sich um den größten und hellsten offenen Sternhaufen am Nachthimmel. Sie enthält enthält bis auf Dubhe und Benetnasch alle Sterne des Großen Wagens und weitere Sterne in seiner Umgebung. Das Sonnensystem befindet sich im Randbereich des Stroms, ist aber nicht Teil des Ursa-Major-Stroms.
Von Eclipse aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Link
Beobachtungsobjekte im Sternbild Kleiner Bär
Das Sternbild Kleiner Bär ist nicht gerade mit Beobachtungsobjekten gesegnet. Um es genau zu sagen, hier findet sich bis auf folgende Objekte nichts weiter für Hobby- und Amateurastronomen:
Übersicht:
- Asterismus Mini-Coathanger
- NGC 5832, Galaxie
- NGC 6217, Balkengalaxie
Asterismus Mini-Coathanger
Fangen wir gleich mit einem gängigen Objekt im Haushalt an: einem Kleiderbügel. Dies ist eine Sternenkonstellation, die im Buch „Deep-Sky Wonders, A Tour of the Universe“, Seite 132 von Sue French erwähnt wird. Der englische Name lautet Mini-Coathanger:
Sieben Sterne machen die Querstange dieses kleinen Kleiderbügels aus. Je nach Zählung bilden 2-3 Sterne den Haken.
Es gibt noch einen „offizielleren“ Asterismus, der „Coathanger“ genannt wird und sich im Sternbild Fuchs / Füchslein befindet.
NGC 5832, Galaxie
Es handelt sich hierbei um eine Galaxie mit der scheinbaren Helligkeit von 12,2 mag. Sie ist also nur ganz schwach unter sehr guten Bedingungen von größeren Amateurteleskopen zu sehen.
NGC 6217, Balkengalaxie
Bei NGC 6217 handelt es sich um eine Balkengalaxie mit der scheinbaren Helligkeit von 11,0 mag.