In dieser Blogartikelserie gebe ich eine Vorschau auf astronomische Ereignisse und Konstellationen, die mit bloßem Auge oder maximal einem Fernglas beobachtet werden können. Bitte beachten Sie: Die Uhrzeiten für den September sind in mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) angegeben und entsprechen dem Standort Berlin.
Verlinkung innerhalb dieser Serie:
Sonnenaufgang und -untergang, Mondsichtbarkeiten
Quelle: https://www.der-mond.de (Die Faszination des Mondes)
Ein Service von www.Der-Mond.de
Wissen und Beobachtung zum Mond
Der Sternenhimmel im September 2023
Die erste Abbildung zeigt den Sternenhimmel am 15. September um 23 Uhr. Die zweite Abbildung repräsentiert den Morgen um 4 Uhr. Beide Darstellungen sind auf den Standort Berlin ausgerichtet. Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf den Nachthimmel zu 23 Uhr.
Das Sommerdreieck steht zwar noch markant mit seinen Sternen Deneb, Vega und Altair am Himmel. Diese Konstellation verschiebt sich allerdings gegen Mitternacht immer weiter nach Westen. Es folgt nun das Herbstviereck. Dieses ist eine auffällige, quadratische Konstellation aus den vier Sternen Algenib, Scheat, Markab und Sirrah. Sie wird auch das Pegasusquadrat genannt. Die ersten drei sind die Hauptsterne des Pegasus. Sirrah gehört zum Sternbild Andromeda. Das Herbstviereck kann schon am spätsommerlichen Nachthimmel beobachtet werden und steigt die nächsten Wochen dann bis Oktober immer höher. Sowohl Sommerdreieck und Herbstviereck sind keine offiziellen Sternbilder, sondern sogenannte Asterismen.
Der folgende Film zeigt die Sternbilder und ihren Verlauf im September:
Neu auftauchende Sternbilder
Die Sternbilder Fuhrmann(Auriga) und Stier (Taurus) zeigen sich ab September jetzt prominenter am Sternhimmel. Das Seemonster (Cetus (Wal)) taucht aus den Tiefen des Horizonts auf, siehe auch die Informationen zur Perseus Sage.
Wesentliche am Himmel stehende Sternbilder und Konstellationen
Die Protagonisten der Perseus Sage sind mit Kepheus, Kassiopeia Perseus und Andromeda fast vollständig am Nachthimmel. Das Seemonster Cetus (Wal) komplettiert im Laufe des Monats die Sage. Informationen zu dieser Geschichte habe ich in einer vierteiligen Blogartikelserie aufbereitet.
Weitere sichtbare Sternbilder, über deren mythologischen Hintergrund ich geschrieben habe, sind:
- Großer Bär (Ursa Major) & Kleiner Bär (Ursa Minor)
- Drache (Draco)
- Widder (Aries)
- Pegasus
- Delphin (Delphinus)
- Schwan (Cygnus)
- Leier (Lyra)
- Delphin (Delphinus)
- Adler (Aquila)
- Herkules (Hercules)
Mit Steinbock (Capricornus), Giraffe (Camelopardais), Jagdhunden (Canes Venatici), der Eidechse (Lacerta), dem Füllen (Equuleus) und dem Fuchs (Vulpecula) steht derzeit noch ein kleiner Zoo am Nachthimmel. Nicht zu vergessen sind die Sternbild Wassermann (Aquarius, Neptun) und Nördliche Krone (Corona Borealis). Die Südlichen Fische (Piscis Austrinus) und das Mikroskop (Microscopium) zeigen sich kurz über dem südlichen Horizont.
Das Sternbild Widder ist auch deswegen bekannt, weil im Zeitraum von ca. 1.800 vor Christus bis ca. 50 vor Christus der sogenannte Frühlingspunkt darin lag. Siehe dazu meinen Blogartikel zum Widder.
Der Ursprung des Namens für das Sternbild Schild (Scutum) liegt übrigens nicht in der Antike. Es wurde erstmals 1690 von Johannes Hevelius aufgeführt. Es ist dem polnischen König Jan III. Sobieski gewidmet, der 1683 bei der Schlacht am Kahlenberg gegen die türkische Armee kämpfte. Es symbolisiert den Schild, den der König in der Schlacht trug. Die ursprüngliche Bezeichnung ist Scutum Sobiescianum („Schild des Sobieski“).
Leider muss man die Lichtverschmutzung in Betracht ziehen, sodass sich einige Sternbilder in der Stadt schlecht auffinden lassen. Der Drache (Draco) gehört dazu. Es nimmt zwar einen großen Himmelsbereich ein, ist aber schon unter guten Sichtbedingungen nicht leicht zu erkennen. Er wird nämlich von seinen prominenten Nachbarn wie der Großen Bärin, dem Kleinen Bären und dem Schwan dominiert.
Sich verabschiedende Sternbilder
Am westlichen Horizont ziehen sich die Sternbilder Schütze (Sagitarius), Schlangenträger (Orphiuchus) & Schlange (Serpens) und Bärenhüter (Bootes) jetzt so langsam unter den Horizont zurück. Das Haar der Berenike (Coma Berenices) ist in der zweiten Monatshälfte nicht mehr sichtbar.
Asterismen
In der Abbildung des Sternhimmels oben habe ich neben dem Frühlingsdreieck weitere Asterismen in Gelb eingezeichnet. Als Asterismen werden diejenigen Sternkonstellationen bezeichnet, denen ein Bild oder eine Bedeutung zugeordnet wurde, welche aber nicht offiziell von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) definiert wurden. Näheres dazu ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ beschrieben:
- Der Große Wagen dürfte der bekannteste Asterismus sein. Er ist der Kernbestandteil vom Sternbild Der Große Bär / Die große Bärin. Ein mehr im englischen Sprachraum bekannter Asterismus ist der Schöpflöffel (Big Dipper). Dieser entspricht fast dem Großen Wagen, wenn man von der oberen Verbindungslinie des Kastens absieht. Auch in China ist diese Sternkonstellation als „Nördlicher Schöpflöffel“ bekannt.
- Der Kleine Wagen (Little Dipper) ist die kleinere Version des Schöpflöffels bzw. Großen Wagens.
- Das offizielle Sternbild Kassiopeia kann zu Kassiopeias Stuhl vervollständigt werden. Das passt zum mythologischen Hintergrund dieser Figur. Denn Poseidon bestrafte damit die Eitelkeit der Kassiopeia. Ursprünglich sollte die Tochter Andromeda vom Meerungeheuer gefressen werden. Aber Perseus machte ihm einen Strich durch die Richtung. Kassiopeia muss nun im Himmel kopfüber auf ihrem Stuhl / Thron sitzen.
- Das Kreuz des Nordens: es bildet wesentliche Teile des Sternbilds Schwan ab. Und im Gegensatz zum berühmten Kreuz des Südens ist es erheblich auffälliger. Der helle Stern Deneb steht am Kopfende des Kreuzes und Sternbilds. Die Längsachse stellt den langen Hals und den Rücken des Schwans dar. Die Flügel sind der Querbalken.
- Job’s Coffin: Obwohl weithin bekannt, ist die Namensherkunft dieses Asterismus ungeklärt. Eine Möglichkeit wäre der Bezug zum alten Testament und dem Propheten Jona bzw. Jonas. Dieser flieht vor der Berufung durch Gott, wobei er auf der Flucht per Schiff bei einem von Gott verursachten Sturm in das Meer springen muss. Dort wird er von einem großen Fisch verschluckt. Nach drei Tagen und Nächten des Betens wird Jona wieder ausgespuckt. Dieser Zusammenhang zum Asterismus ist aber nicht belegt. Der Begriff Coffein (Sarg) kommt wahrscheinlich von der rautenförmigen Anordnung der Sterne.
- Im Sternbild Herkules findet sich der Asterismus Schmetterling (Butterfly).
- Das Sternbild Bootes sieht aus wie ein großer Papierdrachen (Kite), den Kinder bei Wind steigen lassen.
- Ein Ende des Sternbilds Fische bildet den Asterismus Circlet (Reif)
Die Planeten
Die Positionen der Planeten im Sonnensystem am 01.09.23:
Die Bewegung der Planeten im Sonnensystem und am Himmel im September 2023:
Planeten am Morgen
Merkur
Der Merkur ist ab Monatsmitte morgen zu sehen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.09.23: Aufgang: 07:27, Untergang: 19:40
- 16.09.23: Aufgang: 05:17, Untergang: 18:47
- 30.09.23: Aufgang: 05:34, Untergang: 18:31
Venus
Die Venus wird zum Morgenstern. Sie geht dann zum Monatsende rund drei Stunden vor der Sonne auf. Die Auf- und Untergangszeiten der für Berlin sind:
- 01.09.23: Aufgang: 04:18, Untergang: 18:12
- 16.09.23: Aufgang: 03:23, Untergang: 17:33
- 30.09.23: Aufgang: 03:05, Untergang: 17:09
Planeten am Abend und in der Nacht
Mars
Der Mars wird noch in der Abenddämmerung zu sehen sein. Bis zum Jahresende wird er dann nicht beobachtbar sein. Die Auf- und Untergangszeiten des Mars für Berlin sind:
- 01.09.23: Aufgang: 08:35, Untergang: 20:36
- 11.09.23: Aufgang: 08:33, Untergang: 20:06
- 30.09.23: Aufgang: 08:31, Untergang: 19:11
Jupiter
Vor seiner Oppositionsstellung am 03.11. ist der Riesenplanet fast die gesamte Nacht zu sehen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.09.23: Aufgang: 21:51, Untergang: 12:46
- 11.09.23: Aufgang: 21:12, Untergang: 12:06
- 30.09.23: Aufgang: 19:56, Untergang: 10:46
Saturn
Der Saturn ist in der ersten Monatshälfte noch in der gesamten Nacht zu sehen. Danach wird er mehr und mehr vor der Morgendämmerung untergehen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.09.23: Aufgang: 19:50, Untergang: 05:50
- 11.09.23: Aufgang: 19:09, Untergang: 05:06
- 30.09.23: Aufgang: 17:48, Untergang: 03:40
Spezielle Ereignisse
18.09.23, 19:30 Uhr – Erste Abendsichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel
Am Abend des 18. September besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel ist noch sehr schmal, sollte aber zu dieser Zeit kurz nach dem Sonnenuntergang zu sehen sein.
05.09.23, 05:00 Uhr (MESZ) – Mond nahe Jupiter
Heute Morgen ist der Mond schon längst am Jupiter vorbeigezogen. Beide Himmelskörper stehen aber noch für eine gemeinsame Betrachtung durch ein Fernglas nahe genug beieinander. Westlich in „Schlagdistanz“ ist der Sternhaufen der Plejaden zu sehen.
06.09.23, 05:00 Uhr (MESZ) – Mond steht im Goldenen Tor der Ekliptik
Der Mond steht heute Morgen im Goldenen Tor der Ekliptik. Das Tor wird von den beiden Sternhaufen der Plejaden und Hyaden gebildet. Während die Plejaden, auch die sieben Schwestern genannt, als eine Seite des Tors unter schwierigeren Bedingungen mit bloßem Auge erkannt werden können, ist es mit den Hyaden schon anders. Hier kann notfalls der Stern Aldebaran des Sternbilds Stier helfen, da er beim Sternhaufen der Hyaden steht. Er selbst gehört aber nicht zu ihnen dazu. Die Ekliptik ist die scheinbare Bahn von Sonne und Planeten am Himmel. Diese führt durch die beiden Sternhaufen.
11.09.23, 05:00 Uhr (MESZ) – Mond nahe am Sternhaufen M44 (Krippe)
Der Mond steht heute Abend und Nacht in der Nähe des Sternhaufens M44. Dieser wird auch (Futter-) Krippe und im englischen Sprachraum Beehive (Bienenstock) Cluster genannt. M44 kann unter guten Bedingungen mit bloßem Auge als Nebelfleckchen erkannt werden. Mit dem Fernglas bietet sich ein schöner Anblick von einigen Dutzend Sternen. Insgesamt sind es rund 300 Sterne. Der Mond steht heute in der Nähe dieses Sternhaufens. Man kann also versuchen, beide gemeinsam mit dem Fernglas zu beobachten.
13.09.23, 05:50 Uhr – Letzte Morgensichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel
An diesem Morgen ist die schmale Mondsichel das letzte Mal vor dem Neumond knapp über dem östlichen Horizont zu sehen.
15.09.23, 03:40 Uhr (MESZ) – Neumond
Am 15. September um 03:40 Uhr in der zweiten Nachthälfte tritt der Neumond ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
17.09.23, 09:00 Uhr (MESZ) – Sonne tritt in das Sternbild Jungfrau ein
Am 16. September tritt die Sonne in den Himmelsbereich ein, der von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) als zum Sternbild Jungfrau zugehörig definiert wurde.
18.09.23, 19:30 Uhr – Erste Abendsichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel
Am Abend des 18. September besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel ist noch sehr schmal, sollte aber zu dieser Zeit kurz nach dem Sonnenuntergang zu sehen sein.
23.09.23, 07:49 Uhr (MESZ) – Astronomischer Herbstanfang
Die Tag-und-Nacht-Gleiche findet zweimal im Jahr statt. Diejenige vom März markiert den kalendarischen Frühlingsanfang und die im September läutet den Herbst ein. Die Tag-und-Nacht-Gleiche wird auch Äquinoktium genannt. In der Astronomie handelt es sich um jenen Moment, zu dem die Sonne den Himmelsäquator im Frühlingspunkt respektive Herbstpunkt am Himmelsäquator passiert.
In diesem Zusammenhang sollte man sich nicht von Aussagen verwirren lassen, dass der Herbst am 1. September beginnt. Dies wird kalendarischer Herbstanfang genannt. Er ist willkürlich gewählt, da er keinen Bezug zu natürlichen bzw. himmelsmechanischen Ereignissen hat. Diesen hat nur der astronomische Herbstanfang.
23.09.23, 19:45 Uhr bis 21:55 Uhr (MESZ) – Hesiodus-Strahl – Mond
Die Umgebung der Tag- und Nachtgrenze des Mondes, auch Terminator genannt, sorgt für interessante Licht- / Schattenspiele. So auch im Krater Hesiodus. Dieser Lichteffekt tritt monatlich auf, kann aber nicht immer betrachtet werden. Das liegt dann daran, dass der Mond bei uns dann nicht am Himmel steht oder es noch Tag ist.
Die Entwicklung des Hesiodus-Strahls kann in voller Länger beobachtet werden:
- Beginn: 19:45 Uhr
- Höhepunkt: 20:55 Uhr
- Monduntergang: 21:55 Uhr
Hintergrundinformation:
Direkt am Krater Hesiodus liegt der Krater Pitatus. Beide sind durch einen Kraterwall verbunden, welcher einen Durchlass hat. Während einer bestimmten Mondphase zu einem bestimmten Zeitpunkt geht die Sonne über Pitatus auf und beginnt, durch die Rille in den Krater Hesiodus zu strahlen. Dieser Strahl (Hesiodusstrahl) kann dann durch ein Fernglas (besser: Teleskop) beobachtet werden. Mit der Zeit leuchtet die Sonne dann immer mehr vom Kraterboden in Hesiodus aus. Siehe auch meinen [Beobachtungsbericht für den 17.03.16].
26.09.23, 22:00 Uhr (MESZ) – Mond nahe Saturn
Der Mond zieht nun nahe am Saturn vorbei. Diese Konstellation ist im Fernglas beobachtbar.
29.09.23, 11.57 Uhr (MESZ) – Vollmond
Der Vollmond findet am 29. September um 11:57 Uhr statt.