In dieser Blogartikelserie gebe ich eine Vorschau auf astronomische Ereignisse und Konstellationen, die mit bloßem Auge oder maximal einem Fernglas beobachtet werden können.
Zu beachten:
Am 27. Oktober findet die Umstellung von der mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) auf die Normalzeit (MEZ) statt. Um Missverständnisse zu vermeiden, gebe ich für diesen Monat zu den Uhrzeiten die jeweils geltende Zeitregelung an.
Verlinkung innerhalb dieser Serie:
Sonnenaufgang und -untergang, Mondsichtbarkeiten
Die Sonnenaufgangs- und untergangszeiten im Oktober sind wie folgt:
- 01.10.19: Aufgang: 07:06 (MESZ), Untergang: 18:44 (MESZ)
- 16.10.19: Aufgang: 07:32 (MESZ), Untergang: 18:10 (MESZ)
- 31.10.19: Aufgang: 07:00 (MEZ), Untergang: 16:39 (MEZ)
Die folgende Tabelle der Monddaten wurde mit calsky.com erstellt. Sie gelten für Berlin:
Der Sternenhimmel im Oktober 2019
Die erste Abbildung zeigt den Sternenhimmel am 15. Oktober um 23 Uhr. Die zweite Abbildung stellt den Morgen des gleichen Tages um 4 Uhr dar. Beide Darstellungen sind auf den Standort Berlin ausgerichtet. Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf den Nachthimmel der ersten Abbildung.
Das Sommerdreieck steht immer noch zwar noch mit seinen hellen Sternen Deneb, Vega und Altair markant am westlichen Himmel. Diese Konstellation wird aber prominent vom Herbstviereck verfolgt. Das Herbstviereck wird zu Mitternacht schon den Meridian durchschritten haben. Auch das Herbstviereck ist kein eigenständiges Sternbild. Es handelt sich um eine auffällige, quadratische Konstellation aus den vier Sternen Algenib, Scheat, Markab und Sirrah. Die ersten drei sind die Hauptsterne des Pegasus sind. Sirrah gehört zum Sternbild Andromeda. Dennoch wird das Herbstviereck insgesamt auch das Pegasusquadrat genannt.
Der folgende Film zeigt im ersten Überblick die Sternbilder und ihren Verlauf im Oktober:
Neu auftauchende Sternbilder
Der Luchs (Lynx), die Zwillinge (Gemini), Orion und der Fluss Eridanus sind die wesentlichen Sternbilder, die im Oktober wieder die Bühne des Nachthimmels betreten. Letzterer wird in unseren Breiten allerdings nicht vollständig zu sehen sein.
Wesentliche am Himmel stehende Sternbilder und Konstellationen
Die Protagonisten der Perseus Sage sind mit Kepheus, Kassiopeia Perseus und Andromeda fast vollständig. Das Seemonster Cetus (Walfisch) komplettiert die Sage am Nachthimmel. Informationen zu dieser Geschichte habe ich in einer vierteiligen Blogartikelserie aufbereitet.
Weitere sichtbare Sternbilder, über deren mythologischen Hintergrund ich geschrieben habe, sind:
- Fuhrmann(Auriga)
- Stier (Taurus)
- Großer Bär (Ursa Major) & Kleiner Bär (Ursa Minor)
- Drache (Draco)
- Widder (Aries)
- Pegasus
- Delphin (Delphinus)
- Schwan (Cygnus)
- Leier (Lyra)
- Delphin (Delphinus)
- Adler (Aquila)
- Herkules (Hercules)
Mit Steinbock (Capricornus), Giraffe (Camelopardais), Jagdhunden (Canes Venatici), der Eidechse (Lacerta), dem Füllen (Equuleus) und dem Fuchs (Vulpecula) steht derzeit noch ein kleiner Zoo am Nachthimmel. Nicht zu vergessen sind die Sternbild Wassermann (Aquarius, Neptun) und Nördliche Krone (Corona Borealis). Die Südlichen Fische (Piscis Austrinus) und das Mikroskop (Microscopium) zeigen sich kurz über dem südlichen Horizont.
Das Sternbild Widder ist auch deswegen bekannt, weil im Zeitraum von ca. 1.800 vor Christus bis ca. 50 vor Christus der sogenannte Frühlingspunkt darin lag. Siehe dazu meinen Blogartikel zum Widder.
Das Sternbild Schild (Scutum) leitet sich übrigens nicht aus der Antike ab. Es wurde erstmals 1690 von Johannes Hevelius aufgeführt. Es ist dem polnischen König Jan III. Sobieski gewidmet, der 1683 bei der Schlacht am Kahlenberg gegen die Türkische Armee kämpfte. Es symbolisiert den Schild, den der König in der Schlacht trug. Die ursprüngliche Bezeichnung ist Scutum Sobiescianum („Schild des Sobieski“).
Leider muss man die Lichtverschmutzung in Betracht ziehen, so dass sich einige Sternbilder in der Stadt schlecht auffinden lassen. Der Drache (Draco) gehört dazu. Es nimmt zwar einen großen Himmelsbereich ein, ist aber schon unter guten Sichtbedingungen nicht leicht zu erkennen. Er wird nämlich von seinen prominenten Nachbarn wie der Großen Bärin, dem Kleinen Bären und dem Schwan dominiert.
Sich verabschiedende Sternbilder
Auf der anderen Seite ziehen sich die Sternbilder Schild (Scutum), Schlangenträger (Orphiuchus) & Schlange (Serpens) vom Nachthimmel zurück. Das Sternbild Bärenhüter (Bootes) erreicht im Oktober seinen tiefsten Stand. Die Sternbilder Herkules (Hercules), Adler (Aquila), Steinbock (Capricornus) und Nördliche Krone (Corona Borealis) nähern sich im Verlaufe des Monats dem Horizont.
Asterismen
In der Abbildung des Sternhimmels oben habe ich neben dem Frühlingsdreieck weitere Asterismen in Gelb eingezeichnet. Als Asterismen werden diejenigen Sternkonstellationen bezeichnet, denen ein Bild oder eine Bedeutung zugeordnet wurde, welche aber nicht offiziell von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) definiert wurden. Näheres dazu ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ beschrieben:
- Der Große Wagen dürfte der bekannteste Asterismus sein. Er ist der Kernbestandteil vom Sternbild Der Große Bär / Die große Bärin Ein mehr im englischen Sprachraum bekannter Asterismus ist der Schöpflöffel (Big Dipper). Dieser entspricht fast dem Großen Wagen, wenn man von der oberen Verbindungslinie des Kastens absieht. Auch in China ist diese Sternkonstellation als „Nördlicher Schöpflöffel“ bekannt.
- Der Kleine Wagen (Little Dipper) ist die kleinere Version des Schöpflöffels bzw. Großen Wagens.
- Das offizielle Sternbild Kassiopeia kann zu Kassiopeias Stuhl vervollständigt werden. Das passt zum mythologischen Hintergrund dieser Figur. Denn Poseidon bestrafte die Eitelkeit der Kassiopeia, nachdem Perseus ihm die ursprüngliche Strafe vereitelt hatte, die Tochter Andromeda vom Meerungeheuer fressen zu lassen. Kassiopeia muss im Himmel kopfüber auf ihrem Stuhl / Thron sitzen, was im Altertum als generell als Gottestrafe angesehen wurde.
- Das Kreuz des Nordens: es bildet wesentliche Teile des Sternbilds Schwan ab. Und im Gegensatz zum berühmten Kreuz des Südens ist es groß und sehr gut zu erkennen. Der sehr auffällige Stern Deneb steht am Kopfende des Kreuzes und Sternbilds. Die Längsachse stellt den langen Hals und den Rücken des Schwans dar. Die Flügel sind der Querbalken.
- Job’s Coffin: Obwohl weithin bekannt, ist die Namensherkunft dieses Asterismus ungeklärt. Eine Möglichkeit wäre der Bezug zum alten Testament und dem Propheten Jona bzw. Jonas. Dieser flieht vor der Berufung durch Gott, wobei er auf der Flucht per Schiff bei einem von Gott verursachten Sturm in das Meer springen muss. Dort wird er von einem großen Fisch verschluckt. Nach drei Tagen und Nächten des Betens wird Jona wieder ausgespuckt. Dieser Zusammenhang zum Asterismus ist aber nicht belegt. Der Begriff Coffein (Sarg) kommt wahrscheinlich von der rautenförmigen Anordnung der Sterne.
- Im Sternbild Herkules findet sich der Asterismus Schmetterling (Butterfly).
Die Planeten
Die Positionen der Planeten im Sonnensystem am 01.10.19:
Die Bewegung der Planeten im Sonnensystem und am Himmel im Oktober 2019:
Planeten am Morgen
Mars
Der Mars kann frühestens in den letzten Oktobertagen in der Morgendämmerung tiefstehend am Osthorizont gesehen werden. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.10.19: Aufgang: 06:08 (MESZ), Untergang: 18:32 (MESZ)
- 11.10.19: Aufgang: 06:06 (MESZ), Untergang: 18:03 (MESZ)
- 31.10.19: Aufgang: 05:02 (MEZ), Untergang: 16:05 (MEZ)
Planeten am Abend
Merkur
Wenn überhaupt, ist der Merkur abends nur ganz tief beim Westhorizont zu erkennen. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.10.19: Aufgang: 09:02 (MESZ), Untergang: 19:07 (MESZ)
- 16.10.19: Aufgang: 10:06 (MESZ), Untergang: 18:35 (MESZ)
- 31.10.19: Aufgang: 09:10 (MEZ), Untergang: 17:01 (MEZ)
Venus
Die Venus kommt über eine frühe Abendsichtbarkeit in der Dämmerung nicht hinaus. Ihre Auf- und Untergangszeiten der Venus für Berlin sind:
- 01.10.19: Aufgang: 08:19 (MESZ), Untergang: 19:09 (MESZ)
- 16.10.19: Aufgang: 09:09 (MESZ), Untergang: 18:41 (MESZ)
- 31.10.19: Aufgang: 09:00 (MEZ), Untergang: 17:21 (MEZ)
Jupiter
Der Jupiter kann noch in der Abenddämmerung erkannt werden. Seine Tage für 2019 sind aber gezählt. Die Auf- und Untergangszeiten des Jupiter für Berlin sind:
- 01.10.19: Aufgang: 13:41 (MESZ), Untergang: 21:27 (MESZ)
- 11.10.19: Aufgang: 13:09 (MESZ), Untergang: 20:53 (MESZ)
- 31.10.19: Aufgang: 11:07 (MEZ), Untergang: 18:47 (MEZ)
Saturn
Der Ringplanet kann noch in den Abendstunden aufgesucht werden. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.10.19: Aufgang: 15:31 (MESZ), Untergang: 23:19 (MESZ)
- 11.10.19: Aufgang: 14:53 (MESZ), Untergang: 22:41 (MESZ)
- 31.10.19: Aufgang: 12:38 (MEZ), Untergang: 20:28 (MEZ)
Spezielle Ereignisse
03.10.19, 20:52 Uhr (MESZ) – Mond bei Jupiter
Am 3. Oktober befindet sich der Mond eng beim Jupiter. Diese Konstellation ist allerdings nur kurz zu sehen. Denn nur knapp drei Stunden nach Sonnenuntergang werden auch diese beiden Objekte unter dem Horizont verschwinden. Mond und Jupiter stehen so eng zusammen, dass sie bei niedriger Vergrößerung sogar gemeinsam im Teleskop gesehen werden können.
05.10.19, 22:36 Uhr (MESZ) – Mond bei Saturn
Am zweiten Tag nach seiner Begegnung mit dem Jupiter kommt der Mond sehr eng am Saturn vorbei. Allerdings ist die Begegnung nicht sehr lange gut zu sehen. Jupiter und Mond stehen dafür nach Sonnenuntergang zu tief. Kurz vor deren Untergang stehen sie sich so nahe, dass sogar dann ein gemeinsamer Anblick durch das Teleskop möglich ist.
08.10.19, 22:30 Uhr bis 09.10.19, 02:30 Uhr (MESZ) – Goldener Henkel
In den Nacht vom 8. zum 9. Oktober lässt sich der Lichtstrahleffekt Goldener Henkel beobachten. Bei diesem Ereignis sind die Juraberge bereits beleuchtet, während Sinus Iridum noch im Schatten liegt. Somit ergibt sich mit den beleuchteten Bergen der Eindruck eines Henkels von einer Tasse. Im Prinzip tritt der Goldene Henkel jeden Monat ca. 24 Stunden nach Sonnenaufgang über dem Krater Kopernikus auf. Das entspricht einem Mondalter von ca. 10 Tagen. Allerdings ist dieser Effekt nicht immer beobachtbar. Mal steht der Mond unter dem Horizont, mal steht er für uns nicht sichtbar am Tageshimmel. Zur Beobachtung reicht ein Fernglas.
13.10.19, 23:08 Uhr (MESZ) – Vollmond
Der Vollmond findet am 13. Oktober um 23:08 Uhr statt.
17.10.19, 22:05 Uhr (MESZ) – Mond bei Aldebaran
An diesem Abend befindet sich der Mond wieder beim Stern Aldeberan im Sternbild Stier. Allerdings findet der Durchgang des Mondes durch die Hyaden noch vor dem Mondaufgang statt und ist daher vom deutschen Raum aus nicht zu verfolgen.
27.10.19, 06:10 Uhr (MEZ) – Letzte Morgensichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel
An diesem Morgen ist die schmale Mondsichel das letzte Mal vor dem Neumond knapp über dem östlichen Horizont zu sehen.
28.10.19, 04:38 Uhr (MEZ) – Neumond
Am 28. Oktober um 04:38 Uhr morgens tritt der Neumond ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
30.10.19, ab ca. 18:00 Uhr (MEZ) – Erste Abendsichtbarkeit der Mondsichel nach dem Neumond
Am Abend des 30. Oktober besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel, sichtbar in Richtung Wesen, ist allerdings noch extrem schmal. Der Mond hat aber genügend Abstand zur Sonne, welche gegen 18: Uhr tief genug unter dem Horizont steht.
30.10.19, ab ca. 18:00 Uhr (MEZ) – Perlenkette Mondsichel, Venus, Jupiter und Saturn
Die Mondsichel bildet übrigens eine schöne Perlenkette mit den genannten Planeten an diesem Abend:
31.10.19, kurz nach Sonnenuntergang – Mond nahe Jupiter
Und wieder kommt der Mond als schmale Sichel dem Jupiter nahe, sehr nahe sogar. Am Tag um 15:37 Uhr erreichen beide ihre größte Annäherung von 0,1°. Aber auch noch kurz nach Sonnenuntergang stehen beide Objekte sehr eng zusammen.
31.10.19, 21:00 Uhr (MEZ) – Sonne tritt in das Sternbild Waage ein
Am 31. Oktober tritt die Sonne in den Himmelsbereich ein, der von der Internationalen Astronomischen Union als zum Sternbild Waage zugehörig definiert wurde.
Der Begriff Sternbild ist hier bitte nicht mit dem Begriff Sternzeichen / Tierkreiszeichen zu verwechseln. Sternbild ist ein astronomischer Begriff, der sich auf tatsächlich beobachtbare Phänomene am Himmel bzw. im Weltraum bezieht. Sternzeichen / Tierkreiszeichen sind esoterische Begriffe. Näheres zur Unterscheidung dieser Begriffe ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ erläutert.
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