Die Wettervorhersage klang gut: mehrere Nächte mit klarem Himmel zum Wochenende waren angesagt. Also wollte ich nach langer Durststrecke diese Chance als Balkonaut nutzen. Die Familie machte hier dankenswerterweise mit.
Der Morgen des 6. April zeigte schon eine außergewöhnliche Konstellation: der Mars steht nahe des Saturn und der abnehmende Mond stattet beiden einen Besuch ab:
Fotoapparat: Olympus M10, Body Cap Objektiv 9mm 1:8.0 fisheye
Die beiden Planeten samt Jupiter bilden seit einiger Zeit die Planetenparade am morgendlichen Himmel. Der Mars überholt dabei den Planeten Saturn:
Die Planetenparade im April #lasttweet #Mond #Saturn #Mars #Jupiter pic.twitter.com/ya3lNaWSj8
— Volker Nawrath (@vnawrath) 6. April 2018
Abends wurde dann die Ausrüstung auf der Balkonterrasse gebracht:
Zusätzlich probierte ich das biegsame Tischstativ für Fotoapparat und Smartphones am Geländer aus. Mit dem Fotoapparat dort entstanden dann Zeitraffer- und Startrail-Fotos. Der nachfolgende Film dokumentiert ein bisschen aus dem Zeitraum vom 6. April abends bis 8. April morgens:
Daneben nutzte ich die Gelegenheit, ein bisschen Hobbyastronomie zu betreiben.
Beobachtungsprotokoll für den 6. April 2018
Beobachtete Objekte:
- ISS Trail
- M67
- M53
- Versuch Jupiter
Geräte
- Teleskop: Celestron NexStar 8SE
- Okular: Baader Hyperion 24 mm
- Okular: Baader Hyperion 5 mm
- Aufnahmen (ISS Trail): Olympus M10, Body Cap Objektiv 9mm 1:8.0 fisheye, Live Composition Modus
- Aufnahmen (Jupiter): iPhone X, Foto App von Apple, Video mit 3-fachem digitalen Zoom.
Hilfsmittel
- Sky Safari 6 Pro (iOS)
- Procreate (iOS, Zeichnungen)
Grundsätzliches zu den Sichtbarkeitsbedingungen
Anhand einiger Sterne und deren (Nicht-) Sichtbarkeit konnte ich eine visuelle Grenzsichtbarkeit von ca. 4,0 mag feststellen. Dies ist selbst für die Verhältnisse an meinem Beobachtungsstandort recht wenig. Ich bin überwiegend Grenzsichtbarkeiten von 4,6 bis ca. 5,0 mag gewöhnt. Ich hoffe, dass sich während der letzten Monate die Lichtverschmutzung in unserem Berliner Umfeld nicht derart verschlechtert hat, sondern dass es sich um temporäre Luft- bzw. Atmosphärenbedingungen handelt.
Kurzer ISS-Trail
Die ISS Sichtbarkeit gestaltete sich heute recht kurz. Sie wurde im Westen in geringer Höhe über dem Horizont sichtbar. Die Sonnenreflektion ließ aber schon bei WSW auch schon wieder nach, so dass die weitere Flugbahn der Raumstation am Himmel nicht mehr nachzuvollziehen war:
Offener Sternhaufen M67
- Uhrzeit: 22:40 bis 23:30 (inkl. Zeichnung und Protokoll)
- Okular: Baader Hyperion 24 mm (ca. 85-fache Vergrößerung)
Der Sternhaufen ließ sich recht einfach finden. Zur Sicherheit bestätigte ich dies noch mit Hilfe der simulierten Ansicht (Sucherfernrohr) in der App Sky Safari 6 Plus anhand sichtbarer Sterne:
Der Sternhaufen M67 macht einen lockeren und unregelmäßigen Eindruck. Zuerst ist mittig der Hauptbereich zu sehen. Er wirkt nicht rund, sondern eher kastenförmig. Dieser Bereich wird von etlichen klar sichtbaren Sternen im lockeren Verbund dominiert. Der von ihnen eingenommene Bereich wirkt weniger neblig, als vielmehr voll von winzigen, nicht so recht sichtbaren Nadelspitzen, die sich nicht richtig auflösen lassen. Dies gibt dem ausgefüllten inneren Bereich des Sternhaufens eine körnige Struktur.
Nach Westen (rechts) gibt es einen Ausläufer, der auch wieder von wenigen klar sichtbaren Sternen markiert wird. Dieser Ausläufer macht ebenfalls den Eindruck einer körnigen Struktur. Im Nordwesten wird der Sternhaufen von einer auffälligen Reihen von Sternen begrenzt. Hier scheint es keinen wesentlichen “Hintergrundnebel” mit körniger Struktur zu geben.
Die aufgelösten Sterne geben ein kaltes, weiß-blaues Licht ab. Der körnige Hintergrund des Hauptkörpers wirkt schwach weiß-bläulich.
Hinweis:
Der körnige Eindruck des Sternhaufenhintergrunds wird für mich erst beim indirekten Sehen so richtig ersichtlich.
Zeichnung:
Offener Sternhaufen M53
- Uhrzeit: 23:40 bis 00:20 (inkl. Protokoll)
- Okular: Baader Hyperion 24 mm (ca. 85-fache Vergrößerung)
Das Aufsuchen von dieses Sternhaufens gestaltete sich aufgrund der geringen visuellen Grenzsichtbarkeit beim heutigen Himmel nicht ganz so einfach. Der Kugelsternhaufen befindet sich in der Nähe vom Stern Diadem im Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices). Und dieses konnte ich beim ersten Anlauf nicht sehen! Daher versuchte ich es mit dem Dreicheck aus den Sternen Arktur (Sternbild Bärenhüter, Bootes), Vindemictrix (Sternbild Jungfrau) und Denebola (Sternbild Löwe). Und siehe da, beim Überblicken der Verbindung Arktur zu Denebola erfasste ich den Stern Diadem durch indirektes Sehen.
Mit einer Pi-mal-Daumen Abschätzung mit Hilfe des Sucherfernrohrs hatte ich den Sternhaufen gleich beim ersten Mal im Sichtfeld des Okulars. Dies ließ ich mir durch die App Sky Safari bestätigen:
M53 erweist sich als extrem lichtschwaches Wölkchen ohne Struktur. In der Abbildung des Programms Sky Safari 6 Plus wird er körnig dargestellt. Dies konnte ich bei mir im Teleskop zuerst nicht nachvollziehen.
Der Nebel erscheint im schmutzig grauen Licht und ist nahezu kreisrund. Er hat ein helles Zentrum. Zum Rand hin lässt das Licht dann nach. Der Übergang vom Sternhaufen zum Himmelshintergrund ist fließend, so dass ich eine Randbegrenzung nicht erkennen konnte. Bei längerem Beobachten mittels indirektem Sehen vermittelt sich mir übrigens dann doch die Andeutung einer körnigen Struktur des „Nebels“.
Versuch eines Bildes vom Jupiter
Der Jupiter geht derzeit von Tag zu Tag etwas früher auf. So zeigte er bei mir kurz nach Mitternacht über den umliegenden Dächern:
Der Versuch, ein gescheites Bild mit Video und anschließendem Stacken (autoStakkert!) zu erstellen, scheiterte allerdings. Heraus kam folgendes Bild (beschnitten), auf dem nur die beiden Hauptbänder zu sehen sind. Weitere Strukturen konnte ich selbst nach Kontrastanpassungen nicht sichtbar machen:
StarTrail Bild
Abschließend zeige ich noch das Startrail Bild, welches in der Nacht vom 6. zum 7. April (23:50 bis ca. 5:30) erstellt habe. Allerdings sind hier die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Aufnahmen zu groß geraten, dass die Strichspuren gepunktet aussehen. Der Mond rauscht wie mit einer brennenden Schneise in das Bild. Der helle Bogen über dem Mond wird übrigens vom Jupiter erzeugt:
Beobachtungsprotokoll für den 7. April 2018
Samstagnacht nutzte ich gleich wieder für Beobachtungen. Auch hier lag die visuelle Sichtbarkeitsgrenze bei ungefähr 4,0 mag. Dies habe ich an Sternen der Sternbilder Hydra, Becher und Rabe abgeschätzt. Heute nutzte ich meinen „neu“ erworbenen Filter Optolong L-PROCCD2, um zumindest die Aufhellung des Hintergrunds abzumildern und den Kontrast zu den Beobachtungsobjekten zu erhöhen.
Beobachtete Objekte:
- ISS Trail
- NGC 3242 / Ghost of Jupiter (Planetarier Nebel)
- M3 (Kugelsternhaufen)
- M64 (Black Eye Galaxie)
- Versuch Jupiter
Geräte
- Teleskop: Celestron NexStar 8SE
- Okular: Baader Hyperion 24 mm
- Okular: Baader Hyperion 5 mm
- Filter: Optolong L-PROCCD2
- Aufnahmen (ISS Trail): Olympus M10, Body Cap Objektiv 9mm 1:8.0 fisheye, Live Composition Modus
- Aufnahmen (Jupiter): iPhone X, Foto App von Apple, Video mit 2-fach Zoom.
Hilfsmittel
- Sky Safari 6 Pro (iOS)
- Procreate (iOS, Zeichnungen)
ISS Trail
Auch an diesem Abend zeigte sich die ISS. Dieses Mal flog sie knapp unter dem Gürtel des Orion vorbei:
Planetarer Nebel NGC 3242 (Jupiters Geist)
- Uhrzeit: 23:00 bis 23:30 (inkl. Protokoll)
- Okular: Baader Hyperion 24 mm (ca. 85-fache Vergrößerung)
- Okular: Baader Hyperion 5 mm (ca. 406-fache Vergrößerung)
- Filter: Optolong L-PROCCD2
NGC 3242 ist im 24 mm Okular und Filter als extrem kleiner, flächiger Nebel zu sehen. Es ist für mich keine Struktur innerhalb der Nebelfläche erkennbar. Der Übergang der Nebelfläche zum Himmelshintergrund gestaltete sich ein wenig fließend. D.h. der Rand war zwar nicht scharf abgegrenzt. Bei indirektem Sehen wirkt die runde Fläche des planetaren Nebels etwas voller und schärfer abgegrenzt. Das Licht nehme ich als grau-bläulich wahr.
Im 5 mm Okular ist die Nebelscheibe ein gutes Stück größer. Strukturen kann ich allerdings auch hier nicht wahrnehmen.
Kugelsternhaufen M3
- Uhrzeit: 23:40 bis 00:15 (inkl. Zeichnung und Protokoll)
- Okular: Baader Hyperion 24 mm (ca. 85-fache Vergrößerung)
- Filter: Optolong L-PROCCD2
Auch dieses Objekt betrachte ich heute mit einem Filter. Dadurch wirkt der lichtverschmutzte Himmelshintergrund dunkler und der Kontrast zum Sternhaufen wird größer.
M3 ist eine neblige runde Scheibe mit einem hellen Inneren. Dieser Innenbereich hat aber keine erkennbare Struktur. Wenn, dann wird er wie ein Wattebausch ohne körnige Struktur. Bei indirektem Sehen meine ich noch einen breiteren Außenbereich wahrzunehmen. Ich mir aber nicht sicher.
Das Licht des Innenbereichs ist grau-grünlich. Der Sternhaufen wir von einem markant sichtbaren Dreieck aus Sternen eingerahmt – oben zwei Sterne, unten einer.
Zeichnung:
M64 (Black Eye Galaxie)
- Uhrzeit: 00:25 bis 00:40 (inkl.Protokoll)
- Okular: Baader Hyperion 24 mm (ca. 85-fache Vergrößerung)
- Filter: Optolong L-PROCCD2
Am Ende möchte ich es noch einmal wissen: kann ich die Black Eye Galaxie (M64) im lichtverschmutzten Himmel sehen?
Ja, ich kann sie zumindest erahnen. Dank Goto-Steuerung habe ich sie sofort gefunden. Sie erscheint wie ein verwaschener Fleck, kaum sichtbar. Eine eng begrenzte Kernregion konnte ich sofort entdecken. Dies ist die innere eingezeichnete Umrandung der folgenden Illustration. Die markierten Sterne dienten mir der Bestätigung, dass ich die korrekte Region mit dem Teleskop angefahren habe:
Mit indirektem Sehen und vielleicht auch ein bisschen Einbildung konnte ich noch einen Teil der etwas weiter außen liegenden Region der Galaxie sehen. Äußere eingezeichnete Markieren im vorigen Bild. Ich musste dafür aber auch 10 Minuten durch das Okular schauen, damit sich meine Augen an das Objekt gewöhnen.
Versuch Jupiter
- Uhrzeit: 00:45 bis 01:00
- Okular: Baader Hyperion 5 mm (ca. 406-fache Vergrößerung)
Nach dem gestrigen, missglückten Versuch, ein guten Jupiterbild zu erhalten, versuchte ich es heute erneut. Aber merklich besser ist es auch nicht geworden. Nun muss man aber dazu sagen, dass der Jupiter nicht sehr hoch am Himmel steht. Daher sind die Sichtbedingungen auch nicht sehr gut.
Startrail
Zum Abschluss zeige ich noch die Startrail Komposition der Nacht. Auch hier ist der Mond zu sehen. Die Aufnahmeserie wurde gegen 21:30 Uhr am 07.04. gestartet und endet am 08.04. gegen 5:30 morgens.