Beobachtete Objekte / Ziel des Beobachtungsabends
Fokus des heutigen Beobachtungsabends sollten meine beiden neuen Okulare Baader Hyperion 5mm und 24mm sein. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen, nahm ich mir bekannte Objekte vor. Doch leider machten dann Wolken einer ausführlich Beobachtungsnacht einen Strich durch die Rechnung. Daher verblieben
- der Mond knapp vor seinem ersten Viertel,
- der Saturn,
- M13 (Herkulescluster)
- Fotos vom Stativ: Saturn und Skorpion, Berenike mit Mel 111
Verwendetes Instrument
Schmidt-Cassegrain, Celestron NexStar SE 8
Instrumentendaten:
- Brennweite (mm): 2032
- Durchmesser (mm): 203
- Öffnungsverhältnis (f/x): 1/10
Okulare:
- Baader Hyperion 24mm; 84,67-fache Vergrößerung
- Baader Hyperion 5mm; 406,4-fache Vergrößerung
Kamera:
- iPhone 5S
- ProCamera 8 App für die Aufnahmen; bis 6-facher digitaler Zoom
Beobachtungsbedingungen
Seeing
Die Beobachtung des Mondes zeigte unterschiedliche Seeingbedingungen (ca. 22 Uhr). In der Gesamtsicht mit dem 24mm Okular ohne Kamerazoom zeigte sich das Bild recht stabil. Es gab nur leichte Wallungen, ansonsten war das Mondbild recht ruhig ohne ständiges Wabern. Beim Kamerazoom zeigte sich dann doch eine Unschärfe in Richtung der Pole des Mondes. Das Bild zitterte hier dann doch recht stark.
Bei niedrig stehenden Saturn merkte ich die große Verschlechtung der Sicht. Hier war eine hohe Luftunruhe bei stärkerer Vergrößerung zu sehen, sowohl bei 24mm Brennweite mit 6-fachem Kamerazoom als auch bei 5mm Brennweite und 4-fachem Kamerazoom
Grenzgrößen bloßes Auge
Mit bloßem Auge konnte ich im Gegensatz zu meinem Beobachtungsabend am 8. Mai dieses Mal die Sterne vom „Haar der Berenike“ sehen. Ich musste zwar genau hinschauen, doch ich konnte sie ohne Zuhilfenahme des indirekten Sehens erkennen. Daher gehe ich von einer Grenzgröße von ca 4,3 bis 4,5 mag ab einer Höhe von ca. 50 Grad über dem Horizont aus.
Auf Höhe des Saturns konnte ich die Sterne vom Skoropion, zumindest diejenigen, die über dem Horizont stehen, deutlich erkennen. Dies war ebenfalls am Abend des 8. Mai nicht der Fall. Daher gehe ich von einer horizontnahen Grenzgröße von über 3,0 mag aus.
Die Beobachtungen
Der Mond
Da ich neugierig auf die beiden neuen Okulare war, habe ich noch vor Sonnenuntergang das Baader Hyperion 24mm aufgesetzt und mir die Mondsichel angeschaut. Abgesehen vom Tageslicht habe ich schon einen sehr guten Eindruck vom Weitwinkelokular bekommen. Da der Junior sehr neugierig war und den Mond auch sehen wollte, setzte ich das iPhone mit Adapter auf das Okular. Das erste Foto durch das neue Okular gebührt dem Junior. Er schaute sich den Mond sehr genau an und drückte dann den Auslöser.
Die Gesamtansicht des Mondes habe ich dann nochmals in der Nacht fotografiert:
Entlang der Tag- und Nachtgrenze habe dann folgende Bilder erstellt. Hier habe ich ebenfalls das 24 mm Okular verwendet, mit einem Kamerazoom zwischen 4 bis 6-fach. Es ist zu beachten, dass aufgrund der Teleskopoptik links und rechts ggü. der Ansicht mit dem bloßem Auge vertauscht sind:
Dann war der Mond auch schon hinter unserem Dach verschwunden. Einen Film mit Mondtour gibt es daher für heute nicht.
Der Saturn
Der Saturn stand in der vorigen Nacht vom 23. zum 24. Mai in Opposition zur Erde. Daher ist er zur Zeit ein lohnendes Objekt, insbesondere auch deswegen, weil aktuell seine Ringe in Bezug zur Erde gekippt sind.
Leider steht der Saturn recht niedrig, d.h. nahe am Horizont. Erwartungsgemäß sind daher die Ansicht durch das Teleskop und die resultierenden Fotos und Filme hier an meinem Beobachtungsstandort in Berlin sehr schlecht. Zur Verdeutlichung die nachfolgenden Bilder in der Reihenfolge unbearbeitetes Einzelbild aus dem Video, gestacktes Bild aus 700 von ca. 1.000 Bildern des Videos und mittels Photoshop kontrastverstärktes Bild:
Vom Saturn habe ich dann noch ein paar Fotos vom Stativ aus geschossen. Man sieht sehr gut, dass er zwischen den Sternbildern Skorpion und Waage steht:
Fotos vom Sternbild “Haar der Berenike” vom Stativ
Die Sterne vom Sternbild Haar der Berenike konnte ich mit einiger Anstrengung sehen. Von ihnen habe ich Fotos mit 15s Belichtungszeit geschossen. Man sieht auf dem nachfolgenden Foto auch sehr gut die hellsten Sterne des offenen Sternhaufens Melotte 111 (Mel 111):
Herkuleshaufen M13
Schließlich wollte ich noch zwei bis drei gängige Sternhaufen durch die neuen Okulare beobachten. Als erstes sollte es der Sternhaufen M13 (Herkulescluster) werden. Ich muss schon sagen, mit einem 68 Grad Okular macht das Ganze wirklich Spaß: kein Tunnelblick und ein sehr schöner Anblick.
Mit dem 24mm Okular nimmt M13 ungefähr das innere Drittel der Fläche ein. Bei direktem Anblick wirkt der Sternenhaufen sehr kompakt und rund. Bei indirektem Sehen bemerke ich eine größere Ausdehnung und ein sehr leicht angedeutetes Ausfransen.
Farblich präsentiert sich mir M13 kalt weis-bläulich. Die vielen Sterne verschmelzen nicht zu einem diffusem Nebel. Vielmehr sieh löst sich für mich der Sternhaufen in extrem viele kleine Punkte auf. Bei bei indirektem Sehen konnte ich noch um das eigentliche Zentrum mehr Bereiche des Haufens ausmachen. Auch diese erschienen eher als Flächen mit vielen kleinen nadelgroßen Punkten statt diffusem Nebel.
Nachfolgend sehen Sie meine Zeichnung, die ich allerdings unter Zeitdruck gefertigt habe. Denn leider zog zu diesem Zeitpunkt eine geschlossene Wolkendecke über meine Standort hinweg. Es gab zwar immer wieder Lücken. Aber die Beobachtungszeit war doch recht kurz um noch genauere Einzelheiten einzufangen:
Links vom Sternhaufen ist ein Kranz von Sternen zu erkennen, der sich von unten nach oben wie ein Bogen um den Sternenhaufen zieht. Bei Zeichnungen von Beobachtungen anderer Astronomen, z.B. die Zeichnung von Sue French in ihrem Buch Deep-Sky Wonders (Seite 193), sind diese Sterne nicht ausdrücklich hervorgehoben. Vielmehr gehen sie der Sternenmenge, die sie im Umfeld des Haufens befindet unter. Das sie mir explizit aufgefallen sind, ist ein Zeichen, dass vom meinem Beobachtungsstandort aus eine Menge Sterne im aufgehellten Himmel (Lichtverschmutzung) einfach untergehen.
Gegen 1:30 habe ich die Beobachtung dann abgebrochen. Soweit man schaute, war nur eine dicke Wolkendecke am Himmel.
Schreibtool für Dokumentation des Beobachtungsabends
Während der Wartephase auf die nächste Wolkenlücke vor meinem Abbruch habe ich dann meine Beobachtungen niedergeschrieben. Die Zeichnung von M13 ist natürlich parallel zu den Beobachtungen klassisch mit Papier, Bleistift und Radiergumme entstanden. Aber den Text habe ich per iPad erfasst. Diesen ergänzte ich dann im Nachgang zum Blogartikel.
Für das Schreiben verwende ich den Texteditor Ulysses, welcher für iPad und MacOS X angeboten wird. Seine herausragenden Eigenschaften sind die Synchronisation über Cloud und seine Markupfähigkeiten. Mittels Synchronisation kann ich den nachts auf dem iPad erfassten Text danach nahtlos und ohne zusätzliche Aktivitäten direkt am Rechner weiterzuschreiben. Auf dem Weg zur Arbeit bin, kann ich meine Texte dann wieder auf dem iPad bearbeiten. Das Ganze spart mir Zeit (keine Übertragung von Handnotizen) und ich kann flexibel am Artikel arbeiten, ohne eine Internetverbindung zum Blog haben zu müssen (ganz wichtig bei Bahnfahrten und Flugreisen).
Bei diesem Editor brauche ich mich nicht mit tausenden von Features und Formatierungsangelegenheiten herumzuschlagen. Es ist reiner Text, den ich schreibe. Die wesentlichsten „Formatierungen“ werden über die standardisierte Markupbefehle (nur eine kleine Anzahl) festgelegt, die ihrerseits reine Zeichen sind. Diese Markupbefehle werden von WordPress erkannt, so dass ich den Text incl. Links ohne weitere Anpassungen nach WordPress koperen kann. Die Ausnahme sind die eingebetteten Bilder, die ich im Blog hochladen und in den Text dann erneut einfügen muss.
Hier noch ein Bild meiner Dokumentationstools:
Links ist mein Klemmbrett mit den Zeichnungen (siehe auch meinen Blogartikel) und rechts das iPad mit meinen niedergeschriebenen Notizen. Dieses Gerät wächst sich für mich zu einem echten Helfer in der Beobachtungsnacht aus. Neben der Dokumentation der Beobachtungen lege ich im Vorfeld in der Astronomie-App Beobachtungsvorschläge ab, steuere ich das Teleskop, twittere Zwischenstände und erhalte auf diesem Weg auch Hinweise und Zuspruch, nutze ggf. auch den Mondatlas zur Identifikation von Gegenden und Kratern.