Für Landschaftsfotografen ist der Vollmond ein reizvolles Objekt. Von den (Hobby-) Astronomen hört man allerdings eher schlechtes. Warum? Erstens ist der Vollmond verdammt hell. Somit sind ist die Beobachtung von Deep Sky Objekten um die Vollmondnacht herum schwierig bis unmöglich. Und der Vollmond selber scheint für die Teleskopbeobachtung weniger reizvoll. Die Sonne strahlt fast senkrecht auf die Oberfläche und somit fehlen Schatten- und Lichteffekte, die bei schräg einfallenden Sonnenstrahlen entstehen. Siehe z.B.:
Nichtsdestotrotz ging ich in der Nacht vom 7. zum 8. April die Mosaikfotografie des Vollmonds (wieder) an. Dieses Mal mit meiner neuen Astrokamera ASI ZWO 345 MC, die an meinem Raspberry Pi mit Stellarmate Installation angeschlossen ist.
Daten der Mondaufnahme:
- Teleskop: Celestron NexStar 8 SE
- Aufnahmesoftware: oaCapture
- Ursprüngliche Aufnahmen: 123 Videos a 750 Frames
- Stacking der Videofilme zu jeweils einem Bild: autostakkert 3
- Zusammensetzung der 123 gestackten Bilder zu einem Gesamtbild (Mosaik): Affinity Photo
- Schärfung, Verstärkung Kontrast, Gradationskurven: Affinity Photo
Als Referenz für die ursprünglichen Aufnahmen zeige ich drei Bilder, die von autostakkert aus den jeweiligen Videos entstanden sind. Diese Aufnahmen nicht nachgearbeitet, also weder geschärft, noch vom Kontrast her bearbeitet:
Und nun folgt das Gesamtwerk nach Zusammensetzung und Bearbeitung durch Affinity Photo. Man sieht dann schon, dass durch Arbeiten am Kontrast die Unterschiede in der Mondoberfläche deutlicher herausgearbeitet werden können. Speziell die gradlinigen Auswurfstrukturen zeichnen sich selbst in den hellen Bereichen des Mondes sehr gut ab. Und am Südpol als bzw. dem “rechten” Rand sind dann doch durch den schrägen Sonneneinfall Kraterwälle bzw. -strukturen plastisch zu erkennen. Wir schauen hier von der Erde aus etwas von unten rechts auf den Mond.
Als Fazit auf meine Titelfrage lässt sich festhalten: auch der (Fast-) Vollmond kann teleskopisch interessant sein. Zum Beispiel lassen sich Oberflächenstrukturen während des Vollmonds mit denen in anderen Mondphasen vergleichen. Dann ergeben sich andere Eindrücke bzw. Details, die in Nicht-Vollmondphasen kaum oder gar nicht erkennbar sind. So ist der vollständige Anblick der uns zugewandten Mondseite im Teleskop schon majestätisch. Es gibt zwar keine Schatteneffekte, welche die Krater bzw. Wälle plastisch erscheinen lassen. Doch die kräftige senkrechte Beleuchtung durch die Sonne lässt die Kontraste der dunklen Mare (Tiefebenen) zu den hellen Hochebenen besonders gut zur Geltung kommen. Und die Auswurflinien bieten in ihrer Größe und Gesamtheit einen schönen Anblick.
Allerdings muss man bei Vollmond aufgrund seiner Helligkeit ggf. mit einem Abdunklungsfilter arbeiten. Je nach Vergrößerung und Teleskopöffnung blendet das Licht extrem.