Tabletts und Smartphones bieten sich als Hilfsmittel für Beobachtungsnächte an. Nur zerstört die helle Anzeige auf dem Bildschirm die sogenannte Dunkeladaption des Auges. Die Gewöhnung des Auges ist für den (Hobby-) Astronomen deshalb wichtig, weil er erst danach in der Lage ist, lichtschwache Objekte am Himmel direkt bzw. mit Teleskop zu erkennen. Genaue Erläuterungen finden sich z.B. unter hier (Messerforum), hier (Spektrum.de) und hier (Taunus Astronomie Blogspot).
Es dauert einige Zeit (30 bis 45 Minuten), bis die Augen sich vollständig auf die Dunkelheit umgestellt haben. Daher ist es sehr wichtig, dass hier kein helles Licht die Gewöhnung unterbricht oder gar zunichte macht, auch nicht das helle Bildschirmlicht elektronischer Geräte.
Eine Standardfunktion bei Astronomiesoftware ist die sogenannte Nachtsicht (Night Vision). Wenn sie eingeschaltet wird, erscheint der gesamte Bildschirm wie durch einen roten Filter. Auf Desktop- und Notebookrechnern wird die Nachtsicht (Night Vision) i.d.R. als generelle Monitordarstellung aktiviert. D.h. hier verbleibt der Monitor in diesem Modus, auch wenn sich das Programm nicht im Vordergrund befindet, z. B. beim Astronomieprogramm Starry Night Pro Plus 6 unter MacOS X.
Rubylith Red Maskin Film für Displays
Bei Tabletts und Smartphones stellt sich die Situation leider anders dar. Konkret bei iOS und den mir bekannten Programmen ist die Nachtsicht nur im Programm aktiv. Sobald man dieses Programm verlässt, schaltet die Bildschirmanzeige wieder zum normalen hellen Darstellung zurück. Etliche Programme, z.B. Starmap HD, besitzen die Möglichkeit, direkt Objektinformationen aus Wikipedia anzuzeigen, ohne das Programm verlassen zu müssen. Aber diese Informationen werden im ebenfalls nur weißen Licht und nicht im Modus der Nachtsicht dargestellt. Siehe hierzu meinen 3. Blogartikel zur Serie “Vorbereitung der Beobachtungsnacht mit dem iPad”.
Es muss daher eine andere Lösung her, wenn Tabletts während der Beobachtungsnacht nicht nur für die durchgängige Anzeige im Astronomieprogramm benutzt werden. Hierfür können spezielle rote Folien helfen, der sogenannte Rubylith Red Masking Film. Solch eine Folie wird über das Display gelegt, so dass die Dunkeladaption des Auges auch bei heller Bildschirmbeleuchtung gewährleistet wird.
Der Red Masking Film eignet sich natürlich für jegliches Display, sei es für den Monitor, das Notebook oder das Display einer Kamera.
Solch eine Folie angeboten wird beispielsweise in diesem (englischsprachigen) Onlineshop angeboten. Weitere Informationen oder Angebote findet man mit dem Suchbegriff “Rubylith Red Masking Film“, ggf. noch ergänzt um “Astronomy” in der Suchmaschine Ihrer Wahl. Oftmals werden diese Folien auch über Ebay angeboten, wobei ich meine Folie von einem Unternehmen aus Großbritannien gekauft habe. In Deutschland habe ich keinen Onlineshop finden können.
Es gibt zwar schon Geschäfte, in denen die Folie passgenau für bestimmte Tabletts und Smartphones angeboten werden. I.d.R. wird man aber eine Folie größeren Ausmaßes angeboten bekommen. Hier muss man sich dann das passende Stück herausschneiden:
Anbringen und Einsatz der Folie
Die Folien sind nicht selbstklebend. Daher müssen sie noch entsprechend fixiert werden. Steht eine Hülle zur Verfügung, kann die Folie entsprechend mit eingelegt werden, wie hier z.B.:
Natürlich kann der Red Film auch mit Gummibändern, welche um die Ecken gespannt sind, fixiert werden. Hier ein Beispiel mit meinem iPad Taschenbegleiter von Roterfaden.de:
Mit der angebrachten Folie lässt sich der Touchscreen weiterhin gut bedienen. Ich brauchte keinen zusätzlichen Druck mit den Fingern bei den Gesten ausüben. Ungewohnt ist nur die Haptik. Die Folie fühlt sich nicht ganz so leichtgängig an, wie die Oberfläche des Touchscreens. Einzig beim Drücken des Homebuttons muss etwas stärkere Kraft ausgeübt werden. Aber dies ist klar, da hier die Folie in die Mulde des Buttons hineingedrückt werden muss.
Wenn der Red Film angebracht ist, kann das Tablett bzw. das Smartphone ohne weitere Beeinträchtigung der Nachtsicht benutzt werden, z.B der Webbrowser zum Abruf von Informationen, weitere Dokumente, die man sich als Vorbereitung der Beobachtungsnacht angelegt hat, der Twitterclient, um erste Beobachtungsergebnisse schnell zu veröffentlichen. Man muss aber berücksichtigen, dass die Darstellung bei bestimmten Programmen bzw. Dokumenten / Webseiten nicht so deutlich ist. Hier kommt es auf die Kontraste und verwendeten Farben an, welche durch die Folie verfälscht werden.
Hier noch einige Fotos. Leider geben Sie die Darstellungsqualität nicht ganz so gut wieder, wie sie tatsächlich ist:
http://www.meridiantelescopes.com/redeyes.htm