Einleitung und Position am Sternhimmel
Nach acht Jahren Pause nehme ich meine Artikelserie über die griechischen Mythen und astronomische Objekte der nördlichen Sternbilder wieder auf. Es wird auch gleich ein Doppel-Feature mit den Sternbildern Kleiner Hund (dieser Artikel) und dem Bärenhüter. Sie überschneiden sich erzählerisch. Natürlich stellen die griechischen Mythen nur eine „Erzählung“ dar. Viele Kulturen erzählen eigene Geschichten. Ebenso gibt es regionale Mythen innerhalb eines Kulturkreises. Mein Schwerpunkt liegt aber auf den Gestalten, die von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) für den Nordhimmel weitestgehend von der griechischen Mythologie übernommen wurde.
Das Sternbild Kleiner Hund ist auch bekannt unter dem lateinischen Namen Canis Minor. Es gehört mit nur zwei Sternen zu den kleinsten Sternbildern am Nachthimmel. Allerdings ist sein Hauptstern Procyon recht bekannt, da er einer der hellsten Sterne am Nachthimmel ist. Canis Minor ist neben Canis Major eines der beiden “Hund”-Sternbilder und wird oft als der kleinere der beiden Jagdhunde angesehen, die den Jäger Orion am Himmel begleiten.
In der Antike bestand das Sternbild allerdings nur aus dem Hauptstern Prokyon. Der Name bedeutet im Altgriechischen „vor dem Hund“ und bezieht sich darauf, dass dieser Stern kurz vor dem „Hundstern“ Sirius aufgeht.


Das Sternbild befindet sich in der Nähe des Himmelsäquators. Dadurch kann es von vielen Orten der Erde aus gesehen werden. Besonders gut ist der Kleine Hund während der Winter- und Frühlingsmonate in der nördlichen Hemisphäre zu beobachten. Trotz seiner geringen Größe und Sternanzahl spielt der Kleine Hund eine wichtige Rolle in der Himmelsnavigation, da Procyon zusammen mit anderen nahen hellen Sternen Teil des Wintersechsecks ist:

Das folgende Video zeigt das Sternbild am Himmel im Verlaufe des Kalenderjahres:
Herkunft und Mythologie
Jagdhund des Orion
In Homers Odyssee wird Orion als gewaltiger Jäger mit Keule beschrieben. Am Himmel folgen ihm als Jagdhunde sowohl der Große Hund als auch der Kleine Hund [1].
Begleiter Orions: Das Sternbild des Kleinen Hundes wird in der Mythologie am häufigsten als einer der Jagdhunde des Orion dargestellt. Orion, ein mächtiger Jäger und Sohn des Poseidon, ist eine zentrale Figur am Nachthimmel, umgeben von seinen treuen Hunden, die ihn bei seiner Jagd unterstützen.
Symbolische Bedeutung: Der Kleine Hund, hauptsächlich durch den Stern Procyon repräsentiert, symbolisiert die Treue und die Unterstützung, die die Hunde Orion bieten. Die genaue mythologische Geschichte des Kleinen Hundes als individuelle Figur ist nicht so ausgeprägt wie die des Großen Hundes (Canis Major), aber seine Präsenz neben Orion unterstreicht die Bedeutung der Begleitung und der Zusammenarbeit in den Jagdabenteuern.
Die Geschichte um Ikarios und Epigone, sowie der Hündin Maera
Es wird auch die Geschichte von der Hündin Maera erzählt, die Ikarios gehört. In einer mythologischen Erzählung wird Ikarios als Sternbild Bärenhüter in den Himmel versetzt, siehe hierzu meinen Blogartikel.
Eine der detailliertesten Darstellungen zu Ikarios, seiner Tochter Epigone und seiner Hündin Maera befindet sich in den Schriften von Gaius Julius Hyginus, einem lateinischen Gelehrten, der in “Astronomica” eine Vielzahl von Sternbildern und ihre mythologischen Hintergründe beschreibt.
Der Mythos, nach [2], [4], [3]:
Ikarios wurde von Dionysos in die Kunst der Weinherstellung eingeweiht. Das Austeilen des Weins endete für Ikarios allerdings tödlich. siehe dazu meinen Blogartikel zum Bärenhüter. Maera, der Hund von Ikarios, lief daraufhin zu dessen Tochter Erigone. Sie schaffte es, dass Erigone ihr folgte. So brachte Maera Erigone zum Leichnam ihres Vaters. Nachdem sich Erigone umgebracht hat, starb Maera ebenfalls vor Trauer oder stürzte sich in den Tod. Nicht nur Ikarios und Erigone wurden in den Himmel versetzt. Auch Maera findet sich fortan dort als Stern Procyon. Dieser Stern ist der Hauptstern vom Sternbild Kleiner Hund.
Literatur:
[1] Ian Ridpath, Die großen Sternbilder, 88 Konstellationen und ihre Geschichten, S. 154 f.
[2] Ian Ridpath, Die großen Sternbilder, 88 Konstellationen und ihre Geschichten, S. 58 f.
[3] Apollodoros, Götter und Helden der Griechen; eingeleitet, herausgegeben und übersetzt von Kai Brodersen, 2012 WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt., Buch 3, 191 & 192
Quellen:
[4] Hyginus, Astronomica, Topos Text, §242 ff. (translated by Mary Grant) (Stand 17.05.25)
Das Sternbild Kleiner Hund in der Hobbyastronomie
Das Sternbild Kleiner Hund und dessen Sterne
Das Sternbild Kleiner Hund zeichnet sich durch zwei Hauptsterne aus, von denen Procyon, der hellste Stern der Konstellation, am bekanntesten ist:

Procyon ist ein Doppelsternsystem, das aus einem weißen Hauptreihenstern und einem weißen Zwerg besteht. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 0,34 mag ist Procyon der achthellste Stern am Nachthimmel und dient oft als Wegweiser zu anderen Sternbildern.
Der zweite Hauptstern, Gomeisa, ist ein bläulich-weißer B-Stern und leuchtet mit einer scheinbaren Helligkeit von 2,9 mag. Obwohl nicht so hell wie Procyon, trägt Gomeisa zur Erkennbarkeit des Sternbilds bei und ergänzt die mythologische Bedeutung des Kleinen Hundes.
Der markierte Himmelsbereich stellt den von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) definierten Himmelsbereich dar, der dem Sternbild zugeordnet ist. Dies ist auch die einzig bindende Definition der IAU. Denn hierdurch wird eine Benennung der Sterne am Himmel vereinfacht. Der hellste Stern heißt dann α Canis Minoris (hier der Eigenname Procyon), der zweithellste β Canis Minoris (hier der Eigenname Gomeisa) usw. So zumindest das Grundprinzip.
Welche Hauptsterne zum Bild aus dem Mythos an sich gehören und wie die Illustration dazu ausschaut, sind nicht exakt vorgegeben. Hier kann es in den Sternkatalogen und Astronomieprogrammen zu Abweichungen kommen.
Beobachtungsobjekte im Sternbild des Kleinen Hunds
Im für den Kleinen Hund definierten Himmelsbereich befinden sich bis auf NGC 2485 keine weiteren Objekte. Zumindest, wenn man eine für Hobbyastronomen ausreichende scheinbare Helligkeit vorweisen möchte. Ich liste daher einige Objekte aus dem benachbarten Sternbild Einhorn auf, die sich auf gleicher Höhe befinden:

Übersicht:
- NGC 2237, 2238, 2239, 2246 (Rosette Nebula): Diffuser Emissionsnebel
- NGC 2244 : Offener Sternhaufen
- NGC 2261 (Hubble’s Variable Nebula): Reflexionsnebel
- NGC 2264 (Christmas Tree Custer & Cone Nebula): Offener Sternhaufen (Weihnachtsbaum-Sternhaufen) und Dunkelwolke
- NGC 2470: Spiralgalaxie
- NGC 2485: Schwacher Spiralnebel
NGC 2237 / 2238 / 2239 – Rosettennebel – Sternbild Einhorn
Der Rosettennebel NGC 2237 ist ein großer, kreisförmiger Emissionsnebel im Sternbild Monoceros. Es umgibt einen Sternhaufen heißer, junger Sterne, den offenen Sternhaufen NGC 2244. Verschiedene Teile des Nebels haben mit NGC 2238, NGC 2239 und NGC 2246 eigene Bezeichnungen bekommen. Dies liegt daran, dass diese Bereiche zu verschiedenen Zeiten von von jeweils anderen Astronomen beobachtet und dokumentiert wurden.
Bild aus Wikipedia:

Simulierter Anblick durch Teleskop bei 85-facher Vergrößerung (Hyperion 24 mm):

Position in der Milchstraße:

NGC 2244 – Offener Sternhaufen im Zentrum des Rosettennebels
NGC 2244 ist ein offener Sternhaufen im Zentrum des Rosettennebels. Es handelt sich um eine Gruppe heißer, junger Sterne.
Bild aus Wikipedia: Siehe oben, NGC 2237 / 2238 / 2239
Simulierter Anblick durch Teleskop bei 85-facher Vergrößerung (Hyperion 24 mm):

Position in der Milchstraße: siehe oben, NGC 2237 / 2238 / 2239
NGC 2261 (Hubble’s Variable Nebula) – Sternbild Einhorn
Dieses Objekt ist traditionell dem Sternbild Einhorn (Monoceros) zugeordnet. Da es nahe der Grenze zum Kleinen Hund liegt und für seine veränderlichen Erscheinungsformen ist, habe ich NGC 2261 dennoch in diesen Blogartikel aufgenommen. Als Grund für das sich immer wieder verändernde Aussehen werden Staubwolken angenommen, welche das Licht des darin enthaltenen Sterns R Monocerotis blockieren und streuen.
Bild aus Wikipedia:
Von Judy Schmidt from Fresh Meadows, NY, USA – Hubble’s Variable Nebula – NGC 2261, CC BY 2.0, Link
Simulierter Anblick durch Teleskop bei 85-facher Vergrößerung (Hyperion 24 mm):

Position in der Milchstraße:
Da die Entfernung des Objekts nicht bekannt ist (Aussage Sky Safari), kann die App auch keine Darstellung der Position innerhalb unserer Milchstraße erstellen.
NGC 2264 (Christmas Tree Cluster & Cone Nebula) – Sternbild Einhorn
NGC 2264 bezeichnet sowohl Ein H-II-Gebiet mit davor liegender Dunkelwolke (Konusnebel genannt) als auch einen Sternhaufen (Weihnachtsbaum-Sternhaufen genannt). Zwischen ihnen befindet sich ein diffuser Nebel. Es sind Objekte im Sternbild Einhorn (Monoceros). Der Weihnachtsbaum-Sternhaufen und der Kegelnebel wurden beide von William Herschel entdeckt.
NGC 2264 ist ein großer und heller Sternhaufen, der leicht mit Suchfernrohren oder Ferngläsern sichtbar ist. Er besteht aus etwa 80 Sternen bis zur 8. Größenklasse und erstreckt sich über einen halben Grad am Himmel. Der Sternhaufen ist in eine ausgedehnte, aber schwache Nebelstruktur eingebettet, die mit größeren Teleskopen unter idealen Beobachtungsbedingungen zu erahnen ist. Am südlichen Ende des Haufens befindet sich der berühmte „Kegelnebel“, ein Objekt, das visuell nur schwer zu erkennen ist.
Der Sternhaufen erstreckt sich über etwa 20 Lichtjahre und ist rund 2.600 Lichtjahre entfernt. Der Nebel gehört zu einem viel größeren Komplex, der derzeit eine aktive Sternentstehungsregion ist.
Bild aus Wikipedia:

Simulierter Anblick durch Teleskop bei 85-facher Vergrößerung (Hyperion 24 mm):

Position in der Milchstraße:

NGC 2470
NGC 2470 ist eine Spiralgalaxie im Sternbild Canis Minor. Sie ist etwa 175 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Und mit 12 mag ist sie auch im Teleskop nur sehr schwach sichtbar.
Bild aus Wikipedia:
Von Sloan Digital Sky Survey – http://skyserver.sdss.org/dr14/SkyServerWS/ImgCutout/getjpeg?TaskName=Skyserver.Chart.Image&ra=118.586554&dec=+04.459647&scale=0.3&width=800&height=800&opt=&query=, CC BY 4.0, Link
NGC 2485
NGC 2485 ist eine Spiralgalaxie im Sternbild Kleiner Hund. Mit 13 mag ist sie in der Amateurastronomie eine Herausforderung.
Bild aus Wikipedia:
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