Nach langer Abstinenz (schlechtes Wetter, Lego & Klemmbausteine, Ausflug in die KI Programmierung) widmete ich mich mal wieder der praktischen Astronomie. Die Nacht versprach einen klaren Himmel. Also wurde das Teleskop auf die Balkonterrasse gestellt und die Dienstkleidung angezogen:
Als erstes musste mein neu angebrachtes Sucherfernrohr exakt ausgerichtet werden:
Upgrade Sucherfernrohr erledigt. ✌️
— Volker Nawrath (@vnawrath) August 28, 2021
Die langen Nächte können kommen. #Teleskop pic.twitter.com/hOuI8eaAYl
Und schließlich brachte ich noch den Fokus des 24 mm Okulars in Einklang mit dem Fokus der Kamera. Beide sind ja an einem Klappspiegel montiert, so dass ich bei der Ausrichtung des Teleskops für Astroaufnahmen beide Geräte nicht immer ab- und anbauen muss. Der Klappspiegel ist relativ neu und bei den ersten Beobachtungen musste ich noch damit leben, dass es mit dem gemeinsamen Fokus nicht klappte. Hintergrund ist, dass sich der Kamerachip gleich hinter dem Klappspiegel befindet, während der Lichtweg zum Okular aufgrund der Okularklemme länger ist.
Ich kaufte also noch Abstandshülsen für die Kamera, um einen ungefähren gleichen Abstand wie beim Okular herzustellen. Zuerst ist der Fokus für die Kamera scharfzustellen. Danach übernimmt dann die Fokussierhilfe meiner Okularklemme die Feinabstimmung für das Okular. Dabei handelt es sich um einen zusätzlicher Rädelring mit 5 mm Spiel:
Die Kamera wird übrigens noch per USB3 Kabel am Raspberry Pi angeschlossen. Dieser Minicomputer ist mittels Klettklebeband an einem der drei Stativbeine befestigt. Die Stromversorgung von Raspberry, Teleskop und Monitor erfolgt über Akkus. Ersterer über eine „normale“ Powerbank, wie man sie auch für Smartphone und Tabletts kennt. Die letzten beiden über die Celestron Powertanks. Wobei für das Teleskop der große Tank aufgrund der benötigten Stromstärke benötigt wird.
Jupiter und Saturn
Nun kommen wir zu den Protagonisten an diesem Abend. Derzeit sind sie schon mit Sonnenuntergang am Osthimmel sichtbar:
Berlin hat ja per se schlechtere Sichtverhältnisse aufgrund Lichtverschmutzung. Dazu kommen schlechte Seeingverhältnisse in der direkten Nachbarschaft und im Luftraum über Berlin. An der niedrigen Himmelsposition im vorigen Bild spielen der längere Lichtweg durch die Atmosphäre und die darin durchquerte Abwärme der Häuser und eine Rolle. Somit ergibt sich für den Jupiter ein sehr verschmiertes Bild ohne Strukturen in den Wolken:
Nach Mitternacht stand der Jupiter dann (etwas) höher, was sich in der Bildqualität dann deutlich zu erkennen gibt:
Natürlich ist das Bild immer noch sehr unscharf. Niedrige Höhe im städtischen Umfeld fordern ihren Tribut. Aber immerhin sind die Wolkenstrukturen und deren zu erkennen. Und man sieht den Großen Roten Fleck, links und rechts flankiert von Verwirbelungen.
Und hier kommt noch der Saturn:
Immerhin kann man die Cassini Teilung rechts und links erkennen.
Nach 1 Uhr nachts machte sich aufkommende Feuchtigkeit bemerkbar. Und die Beobachtungsbedingungen wurden schlechter. Also schloss ich die Nacht noch mit einem Gruß an die beiden Gasriesen ab 😀
Equipment, Software und Nachbearbeitung:
- Teleskop: Celestron NexStar 8SE
- Kamera: ASI ZWO 385 MC
- Software zur Aufnahme der Videos: FireCapture
- Aufnahmeparameter Jupiter: Exposure = 10 ms, Gain = 180
- Aufnahmeparameter Saturn: Exposure = 120 ms, Gain = 100
- Stacking zur Erstellung des Bildes aus den Videos: autstakkert 3
- Nachbearbeitung: Photoshop (Gradationskurven, Kontrast, leicht nachgeschärft)
- Bilderausrichtigung korrigiert (im Zenitspiegel sind Bilder links/rechts seitenvertauscht)
One thought on “Justage Teleskopzubehör, Jupiter und Saturn im lichtverschmutzten Berlin am 03.09.21”