In dieser Blogartikelserie gebe ich eine Vorschau auf astronomische Ereignisse und Konstellationen, die mit bloßem Auge oder maximal einem Fernglas beobachtet werden können.
Bitte beachten Sie: die Uhrzeiten für den September sind in Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) angegeben und entsprechen dem Standort Berlin.
Verlinkung innerhalb dieser Serie:
Sonnenaufgang und -untergang, Mondsichtbarkeiten
Die Sonnenaufgangs- und untergangszeiten im Juli sind wie folgt:
- 01.09.19: Aufgang: 06:16, Untergang: 19:55
- 16.09.19: Aufgang: 06:41, Untergang: 19:20
- 30.09.19: Aufgang: 07:05, Untergang: 18:47
Die folgende Tabelle der Monddaten wurde mit calsky.com erstellt. Sie gelten für Berlin:
Der Sternenhimmel im September 2019
Sternhimmel am 15.09. um 23:00 Uhr
Sternhimmel am 15.09. um 04:00 Uhr morgens
Die erste Abbildung zeigt den Sternenhimmel am 15. September um 23 Uhr. Die zweite Abbildung stellt den Morgen des gleichen Tages um 4 Uhr dar. Beide Darstellungen sind auf den Standort Berlin ausgerichtet. Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf den Nachthimmel der ersten Abbildung.
Das Sommerdreieck steht zwar noch mit seinen hellen Sternen Deneb, Vega und Altair in Richtung Süden markant am Himmel. Aber diese Konstellation verschiebt sich gegen Mitternacht immer weiter nach Westen. Und es wird jetzt gut sichtbar vom Herbstviereck verfolgt. Es ist eine auffällige, quadratische Konstellation aus den vier Sternen Algenib, Scheat, Markab und Sirrah. Die ersten drei sind die Hauptsterne des Pegasus sind. Sirrah gehört zum Sternbild Andromeda. Es wird auch das Pegasusquadrat genannt. Diese Sternkonstellation kann schon am spätsommerlichen Nachthimmel beobachtet werden und steigt die nächsten Wochen dann bis Oktober immer höher. Beide Konstellationen sind keine offizielle Sternbilder, sondern sogenannte Asterismen.
Neu auftauchende Sternbilder
Die Sternbilder Fuhrmann(Auriga) und Stier (Taurus) zeigen sich ab September jetzt prominenter am Sternhimmel. Das Seemonster taucht aus den Tiefen des Horizonts auf Cetus (Walfisch), siehe auch die Infos zur Perseus Sage.
Wesentliche am Himmel stehende Sternbilder und Konstellationen
Die Protagonisten der Perseus Sage sind mit Kepheus, Kassiopeia Perseus und Andromeda fast vollständig. Das Seemonster Cetus (Walfisch) komplettiert die Sage am Nachthimmel. Informationen zu dieser Geschichte habe ich in einer vierteiligen Blogartikelserie aufbereitet.
Weitere sichtbare Sternbilder, über deren mythologischen Hintergrund ich geschrieben habe, sind:
- Großer Bär (Ursa Major) & Kleiner Bär (Ursa Minor)
- Drache (Draco)
- Widder (Aries)
- Pegasus
- Delphin (Delphinus)
- Schwan (Cygnus)
- Leier (Lyra)
- Delphin (Delphinus)
- Adler (Aquila)
- Herkules (Hercules)
Mit Steinbock (Capricornus), Giraffe (Camelopardais), Jagdhunden (Canes Venatici), der Eidechse (Lacerta), dem Füllen (Equuleus) und dem Fuchs (Vulpecula) steht derzeit noch ein kleiner Zoo am Nachthimmel. Nicht zu vergessen sind die Sternbild Wassermann (Aquarius, Neptun) und Nördliche Krone (Corona Borealis). Die Südlichen Fische (Piscis Austrinus) und das Mikroskop (Microscopium) zeigen sich kurz über dem südlichen Horizont.
Das Sternbild Widder ist auch deswegen bekannt, weil im Zeitraum von ca. 1.800 vor Christus bis ca. 50 vor Christus der sogenannte Frühlingspunkt darin lag. Siehe dazu meinen Blogartikel zum Widder.
Das Sternbild Schild (Scutum) leitet sich übrigens nicht aus der Antike ab. Es wurde erstmals 1690 von Johannes Hevelius aufgeführt. Es ist dem polnischen König Jan III. Sobieski gewidmet, der 1683 bei der Schlacht am Kahlenberg gegen die Türkische Armee kämpfte. Es symbolisiert den Schild, den der König in der Schlacht trug. Die ursprüngliche Bezeichnung ist Scutum Sobiescianum („Schild des Sobieski“).
Leider muss man die Lichtverschmutzung in Betracht ziehen, so dass sich einige Sternbilder in der Stadt schlecht auffinden lassen. Der Drache (Draco) gehört dazu. Es nimmt zwar einen großen Himmelsbereich ein, ist aber schon unter guten Sichtbedingungen nicht leicht zu erkennen. Er wird nämlich von seinen prominenten Nachbarn wie der Großen Bärin, dem Kleinen Bären und dem Schwan dominiert.
Sich verabschiedende Sternbilder
Am westlichen Horizont ziehen sich die Sternbilder Schütze (Sagitarius), Schlangenträger (Orphiuchus) & Schlange (Serpens) und Bärenhüter (Bootes) jetzt so langsam unter den Horizont zurück. Das Haar der Berenike (Coma Berenices) ist in der zweiten Monatshälfte nicht mehr sichtbar.
Asterismen
In der Abbildung des Sternhimmels oben habe ich neben dem Frühlingsdreieck weitere Asterismen in Gelb eingezeichnet. Als Asterismen werden diejenigen Sternkonstellationen bezeichnet, denen ein Bild oder eine Bedeutung zugeordnet wurde, welche aber nicht offiziell von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) definiert wurden. Näheres dazu ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ beschrieben:
- Der Große Wagen dürfte der bekannteste Asterismus sein. Er ist der Kernbestandteil vom Sternbild Der Große Bär / Die große Bärin Ein mehr im englischen Sprachraum bekannter Asterismus ist der Schöpflöffel (Big Dipper). Dieser entspricht fast dem Großen Wagen, wenn man von der oberen Verbindungslinie des Kastens absieht. Auch in China ist diese Sternkonstellation als „Nördlicher Schöpflöffel“ bekannt.
- Der Kleine Wagen (Little Dipper) ist die kleinere Version des Schöpflöffels bzw. Großen Wagens.
- Das offizielle Sternbild Kassiopeia kann zu Kassiopeias Stuhl vervollständigt werden. Das passt zum mythologischen Hintergrund dieser Figur. Denn Poseidon bestrafte die Eitelkeit der Kassiopeia, nachdem Perseus ihm die ursprüngliche Strafe vereitelt hatte, die Tochter Andromeda vom Meerungeheuer fressen zu lassen. Kassiopeia muss im Himmel kopfüber auf ihrem Stuhl / Thron sitzen, was im Altertum als generell als Gottestrafe angesehen wurde.
- Das Kreuz des Nordens: es bildet wesentliche Teile des Sternbilds Schwan ab. Und im Gegensatz zum berühmten Kreuz des Südens ist es groß und sehr gut zu erkennen. Der sehr auffällige Stern Deneb steht am Kopfende des Kreuzes und Sternbilds. Die Längsachse stellt den langen Hals und den Rücken des Schwans dar. Die Flügel sind der Querbalken.
- Job’s Coffin: Obwohl weithin bekannt, ist die Namensherkunft dieses Asterismus ungeklärt. Eine Möglichkeit wäre der Bezug zum alten Testament und dem Propheten Jona bzw. Jonas. Dieser flieht vor der Berufung durch Gott, wobei er auf der Flucht per Schiff bei einem von Gott verursachten Sturm in das Meer springen muss. Dort wird er von einem großen Fisch verschluckt. Nach drei Tagen und Nächten des Betens wird Jona wieder ausgespuckt. Dieser Zusammenhang zum Asterismus ist aber nicht belegt. Der Begriff Coffein (Sarg) kommt wahrscheinlich von der rautenförmigen Anordnung der Sterne.
- Im Sternbild Herkules findet sich der Asterismus Schmetterling (Butterfly).
- Das Sternbild Bootes sieht aus wie ein großer Papierdrachen (Kite), den Kinder bei Wind steigen lassen.
- Ein Ende des Sternbilds Fische bildet den Asterismus Circlet (Reif)
Der folgende Film zeigt die Sternbilder und ihren Verlauf im September:
Die Planeten
Die Positionen der Planeten im Sonnensystem am 01.09.19:
Die Bewegung der Planeten im Sonnensystem und am Himmel im September 2019:
Planeten am Morgen
In diesem Monat sind keine Planeten am Morgenhimmel beobachtbar.
Planeten am Abend
Jupiter
Der Jupiter steht wie in den Monaten zuvor niedrig am Himmel. Er verlagert seine Untergangszeiten von kurz vor Mitternacht in die Abendstunden. Die Auf- und Untergangszeiten des Jupiter für Berlin sind:
- 01.09.19: Aufgang: 15:23, Untergang: 23:14
- 11.09.19: Aufgang: 14:47, Untergang: 22:37
- 30.09.19: Aufgang: 13:44, Untergang: 21:30
Saturn
Der Saturn ist noch ungefähr bis Mitternacht zusehen. Und wie auch der Jupiter, steht er sehr niedrig am Himmel. Die Auf- und Untergangszeiten des Saturn für Berlin sind:
- 01.09.19: Aufgang: 17:29, Untergang: 01:18
- 11.09.19: Aufgang: 16:49, Untergang: 00:37
- 30.09.19: Aufgang: 15:35, Untergang: 23:23
Nicht sichtbar
Merkur
Der Merkur ist mindestens in der ersten Hälfte des September nicht sichtbar. Seine obere Konjunktion erfolgt zum 4. September. Dann wird der Planet gegen Ende des Monats zum Abendhimmel wechseln. Die Auf- und Untergangszeiten des Merkur für Berlin sind:
- 01.09.19: Aufgang: 05:55, Untergang: 19:59
- 16.09.19: Aufgang: 07:39, Untergang: 19:38
- 30.09.19: Aufgang: 08:57, Untergang: 19:09
Venus
Wie schon der Merkur wird die Venus zum überwiegenden Teil nicht beobachtbar sein. Erst gegen Ende des Monats wird sie in der Abenddämmerung sichtbar. Die Ihre Auf- und Untergangszeiten der Venus für Berlin sind:
- 01.09.19: Aufgang: 06:41, Untergang: 20:09
- 16.09.19: Aufgang: 07:29, Untergang: 19:39
- 30.09.19: Aufgang: 08:15, Untergang: 19:11
Mars
Der Mars wird am 2. September in Konjunktion zur Erde stehen und im September nicht sichtbar sein. Seine Auf- und Untergangszeiten für Berlin sind:
- 01.09.19: Aufgang: 06:15, Untergang: 20:00
- 11.09.19: Aufgang: 06:13, Untergang: 19:31
- 30.09.19: Aufgang: 06:08, Untergang: 18:35
Spezielle Ereignisse
01.09.19, ab ca. 20:30 Uhr – Erste Abendsichtbarkeit der Mondsichel nach dem Neumond
Am Abend des 1. September besteht die Möglichkeit, zum ersten Mal nach dem Neumond die Mondsichel zu erblicken. Die Sichel, sichtbar in Richtung Wesen, ist allerdings noch extrem schmal. Der Mond hat aber genügend Abstand zur Sonne, welche gegen 20:30 Uhr tief genug unter dem Horizont steht.
06.09.19, 20:45 Uhr – Mond bei Jupiter
Der Abend des 6. September zeigt den Mond in der Nähe des Jupiter. Es reicht allerdings nicht für eine gemeinsame Betrachtung im Fernglas aus. Es sei denn, das Fernglas bietet nur eine geringe Vergrößerung. Allerdings bietet sich in Geringer Höhe ein schöner Anblick (von rechts nach links) zusammen mit Antares, Jupiter, Mond und Saturn.
08.09.19, 20:04 Uhr – Mond bei Saturn
Am 8. September können Mond und Saturn gemeinsam im Fernglas betrachtet werden (hier: 9-fache Vergrößerung, 50 mm Objektivdurchmesser).
09.09.19, 18:00 – 20:30 Uhr – Goldener Henkel
In den frühen Abendstunden des 9. September lässt sich der Lichtstrahleffekt Goldener Henkel beobachten. Bei diesem Ereignis sind die Juraberge bereits beleuchtet, während Sinus Iridum noch im Schatten liegt. Somit ergibt sich mit den beleuchteten Bergen der Eindruck eines Henkels von einer Tasse. Im Prinzip tritt der Goldene Henkel jeden Monat ca. 24 Stunden nach Sonnenaufgang über dem Krater Kopernikus auf. Das entspricht einem Mondalter von ca. 10 Tagen. Allerdings ist dieser Effekt nicht immer beobachtbar. Mal steht der Mond unter dem Horizont, mal steht er für uns nicht sichtbar am Tageshimmel. Zur Beobachtung reicht ein Fernglas.
14.09.19, 06:33 Uhr – Vollmond
Der Vollmond findet am 14. September um 06:33 Uhr statt.
17.09.19, 08:00 Uhr – Sonne tritt in das Sternbild Jungfrau ein
Am 17. September tritt die Sonne in den Himmelsbereich ein, der von der Internationalen Astronomischen Union als zum Sternbild Jungfrau zugehörig definiert wurde.
Der Begriff Sternbild ist hier bitte nicht mit dem Begriff Sternzeichen / Tierkreiszeichen zu verwechseln. Sternbild ist ein astronomischer Begriff, der sich auf tatsächlich beobachtbare Phänomene am Himmel bzw. im Weltraum bezieht. Sternzeichen / Tierkreiszeichen sind esoterische Begriffe. Näheres zur Unterscheidung dieser Begriffe ist in meinem Blogartikel „Von Sternbildern, Tierkreiszeichen und Asterismen“ erläutert.
23.09.19, 09:50 Uhr – Astronomischer Herbstanfang
Die Tag-und-Nacht-Gleiche findet zweimal im Jahr statt. Diejenige vom März markiert den kalendarischen Frühlingsanfang und die im September läutet den Herbst ein. Die Tag-und-Nacht-Gleiche wird auch Äquinoktium genannt. In der Astronomie handelt es sich um jenen Moment, zu dem die Sonne den Himmelsäquator im Frühlings- beziehungsweise im Herbstpunkt am Himmelsäquator passiert.
In diesem Zusammenhang sollte man sich nicht von Aussagen verwirren lassen, dass der Herbst am 1. September beginnt. Dies wird kalendarischer Herbstanfang genannt. Er ist willkürlich gewählt, da er keinen Bezug zu natürlichen bzw. himmelsmechanischen Ereignissen hat. Diesen hat nur der astronomische Herbstanfang.
27.09.19, ca. 06:00 Uhr – Letzte Morgensichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel
An diesem Morgen ist die schmale Mondsichel das letzte Mal vor dem Neumond knapp über dem östlichen Horizont zu sehen.
28.09.19, 20:26 Uhr – Neumond
Am 28. September um 20:26 Uhr morgens tritt der Neumond ein. Die Sonnen- und Mondstellung sind wie folgt:
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