Heute war für Hobbyastronomen in Mittel- und Nordeuropa für einen langen Zeitraum die letzte Gelegenheit, die Bedeckung des Aldebaran durch den Mond mitzuerleben. Erst im Jahre 2033 wird die Bahn des Mondes so verlaufen, dass dieses Ereignis hier wieder beobachtbar sein wird. Und ich hatte Glück. Nach Monaten der Abstinenz aufgrund schlechten Wetters konnte ich wieder eine Teleskopbeobachtung durchführen.
Pünktlich zum 17:58 verschwand der Aldebaran hinter der dunklen Seite des Mondes. Die Bedeckung bzw. die Rückkehr eines Sterns auf der dunklen Mondseite sind beeindruckende Erscheinungen. Denn die dunkle Mondseite und das Weltall sind beide schwarz und somit der Mondrand nicht sichtbar. Daher sieht es so aus, als ob von einem Moment auf den anderen ist der Stern aus- bzw. wieder angeschaltet wird. Hier die entscheidenden Sekunden zur Sternbedeckung. Aldebaran ist der Punkt rechts vom Mond knapp unter Position 3 Uhr:
Breaking News: der #Aldebaran ist verschwunden. Sachdienliche Hinweise werden entgegengenommen. Der #Mond wird derzeit als Zeuge befragt. #Astronomie pic.twitter.com/OQiJD2imVP
— Volker Nawrath (@vnawrath) February 23, 2018
Um 19:02 Uhr kehrte der Stern auf der hellen Mondseite wieder zurück:
Abends habe ich mir dann den Mond weiter angeschaut. Neben der Aufnahme von Einzelbildern für ein Mondmosaik, noch in Arbeit, nahm ich mir natürlich einige markante Stellen in der Nähe des Terminators vor. Zwei davon zeige ich in diesem Blogartikel.
Geräte:
- Celestron NexStar 8SE.
- Baader Hyperion Okular 10mm (= 203-fache Vergrößerung).
- Aufnahmen mit iPhone X, 30 Sekunden Videos in 4K.
- Wenn nichts weiter angegeben, erfolgten die iPhone Aufnahmen ohne Zoom.
- Achtung: die Bilder sind aufgrund des Aufbaus seitenvertauscht (links ist rechts und umgekehrt).
Das Mare Imbrium liegt wie immer in diesem Mondalter nur teilweise auf der Tagseite.
- Bild ohne Beschriftung: Video gestackt mit Autostakkert! 2.5.1.6.
- Bild mit Beschriftung: Gestacktes Bild etwas aggressiver geschärft und Kontraste leicht angepasst mit Astra Image Plus.
Der Gebirgszug Montes Apenninus ist ein sehr markantes Gebiet. Er schließt das Mare Imbrium im Süden ab.
- Die Videoaufnahmen für die Bilder erfolgten mit 2-fach Zoom beim iPhone X.
- Bild ohne Beschriftung: Video gestackt mit Autostakkert! 2.5.1.6.
- Bild mit Beschriftung: Gestacktes Bild etwas mit Anpassung der Kontraste und leichter Schärfung mit Astra Image Plus.
Für das Suchen der Namen einzelner Oberflächenmerkmale benutze ich übrigens die beiden Atlangen „Fotografischer Mondatlas“ (Alan Chu, Wolfang Paech, Mario Weigand) vom Oculum Verlag und den Mondatlas von Antonín Rükl in der 3. deutschen Auflage vom Aventinum Verlag, Prag:
Es macht sehr viel Spaß, sich in die Karten zu vertiefen. So einfach ist es dann auch gar nicht, bestimmte fotografierte Bereiche bzw. Merkmale in den Atlanten wiederzufinden. Zum einen zeigen die Atlanten extrem scharfe Bilder, die so in der Stadt mit den zur Verfügung stehenden Gerätschaften nicht immer möglich sind. Außerdem sind die Lichtverhältnisse je nach Mondalter verschieden. Dadurch zeigen sich die in den Atlanten gezeigten Strukturen nicht oder anders als bei der eigenen Beobachtung.
Das zeigt sich z.B. ganz besonders bei Rupes Recta. Hierbei handelt es sich um eine Mondfurche, die im Deutschen auch als Lange Wand oder Gerade Furche bekannt ist. Bei nur streifender Sonnenbeleuchtung zeigt sich an der Böschung ein spektakulärer Schatten. Nach dem Fotografischen Mondatlas ist die Furche zwischen 110 und 130 km lang. Der Höhenunterschied zwischen östlicher und westlicher Seite soll 250 bis 300 m auf einer Breite von 2,5 bis 3,5 km betragen. Es handelt sich hierbei also nicht um einen steilen Abgrund. Der Schatten ist um das Erste Viertel für einige wenige Tage auch in kleineren Teleskopen zu sehen:
- Die Videoaufnahmen für die Bilder erfolgten mit 2-fach Zoom beim iPhone X.
- Bild ohne Beschriftung: Video gestackt mit Autostakkert! 2.5.1.6.
- Bild mit Beschriftung: Gestacktes Bild etwas mit Anpassung der Kontraste und leichter Schärfung mit Astra Image Plus.
Auffällig in der Aufnahme sind auch die oben blau eingekreisten spitzen Schatten. Die dafür verantwortlichen Berge sehen auf dem Foto nicht unbedingt sehr hoch auch. Die dort tiefstehende Sonne zeigt die Bergspitzen sehr deutlich mit den klar abgegrenzten Tälern dazwischen.
Der angrenzende Krater Davy ist ein Beispiel für eine Formation, die im Atlas anders bzw. eindeutiger aussieht, als bei eigener Beobachtung. Auf dem Foto schaut er für mich auf dem ersten Blick wie ein nach Süden offener Krater aus. D.h. nach Norden zeigt er eine klare Ringwallstruktur, während es für mich anfangs so aussah, als ob der Ringwall im Süden einen Bogen wie bei dem Buchstaben „G“ macht und „rechts“ daneben der Krater offen ist. In Wirklichkeit handelt es sich hier um einen kreisrunden Krater, dessen Wall im Südosten (auf dem Bild auf Position 7 Uhr) durch einen weiteren kleinen Krater unterbrochen ist. Nachdem ich die Abbildung im Atlas gesehen habe, war dann für mich auch der kleine Krater zweifelsfrei erkennbar. Die Schatten können einen schon verwirren, wenn man vorher nicht weiß, um was für eine Formation es sich nun handelt 🙂