Ich habe schon seit Längerem damit geliebäugelt, von der azimutalen zu einer parallaktischen Montierung umzusteigen. Der Hauptgrund dafür ist, dass ich gerne mehr Astrofotografie von Deep Sky Objekten betreiben will. Auch, wenn ich im lichtverseuchten Berlin wohne. Andere Hobbyastronomen zeigen aber, dass es hier möglich ist.
Mit der azimutalen Montierung sind nur kurz belichtete Fotos möglich. Der Grund ist, dass sich bei dieser Art der Montierung die Objekte mit der Zeit im Sichtfeld drehen. Außerdem kommt hinzu, dass es sich um die Originalmontierung handelt, die Celestron dem NexStar Teleskop beigelegt hat. Diese ist nicht sehr präzise. Für visuelle Betrachtung und Fotografien der Planeten, es Monds und der Sonne genügt diese Montierung. Bei Deep Sky Fotografie ist sie auch schon von ihrer Mechanik ungeeignet.
Am Freitagabend konnte ich die neue Montierung dann auf die Balkonterrasse wuchten. 20 kg Montierungsgewicht, 8,7 kg Stativgewicht und 10 kg Gegengewichte wollen bewegt werden. Dazu kommen noch zwei am Stativ montierte Akku Powertanks (der kleine und große von Celestron) für die Montierung und den Computermonitor. Und natürlich das Teleskop an sich.
Da es noch hell war, musste ein erstes Alignment am Mond genügen. Aber immerhin konnte ich dann schon eine die Bedienung austesten und mich mit der für mich neuartigen Bewegung der Montierung vertraut machen. Es handelt sich um eine sog. Deutsche Montierung. Sie führt das Teleskop anhand Rektaszensions- (Stunden-) Achse und Deklinationsachse.
Ich muss mich übrigens noch daran gewöhnen, der Gegengewichtstange nicht in den Weg zu kommen. Ihr Schwenkradius überstreicht zwar ungefähr die Fläche, welche die Beine des Stativs in Anspruch nehmen. Aber ich war bisher daran gewohnt, recht nahe am Teleskop z. T. zwischen den Stativbeinen zu stehen.
Später am Abend widmete ich mich dass der genaueren Ausrichtung (Alignment) des Teleskops. Normalerweise benötigt man für diese Art der Montierung den Polarstern. Doch dieser steht mir nicht zur Verfügung. Die Dachkante unseres Hauses verdeckt ihn knapp. Doch die Montierung bietet mit der Funktion „Präzise Polausrichtung“ die Möglichkeit, andere Sterne dafür zu verwenden. Die Reihenfolge der Aktivitäten ist:
- Zuerst muss die anfängliche Ausrichtung, das Alignment ausgeführt werden. Bei dieser Montierung (Celestron CGX) ist es das Zwei Sterne Alignment, vorzugsweise ergänzt um mindestens einen dritten Stern.
- Dann sucht man sich einen Stern aus der Datenbank der Teleskopsteuerung und fährt ihn mit dem Teleskop an. Ganz normal wird der Stern im Sichtfeld des Okulars mittig positioniert.
- Schießlich wird die Polausrichtigung für diesen Stern aufgerufen. Das Teleskop stellt sich dann so ein, wo es bei exakter Polausrichtung den Stern sehen würde. Das führt dazu, dass das Teleskop i.d.R. am Stern „vorbeizielt“.
- Jetzt kommt manuelle Arbeit auf den Hobbyastronomen zu. Er nutzt jetzt die Drehknöpfe für die Rektaszensions- und Deklinationsachse direkt an der Montierung. Man korrigiert mit ihnen die Ausrichtung der Montierung, bis der ausgewählte Stern wieder direkt mittig im Sichtfeld des Okulars steht.
- Jetzt ist das Teleskop bzgl. seiner Parkposition exakt Himmelspol und Norden ausgerichtet.
Hm, wenn man verzweifelt versucht, die „Präzise Polausrichtung“ vorzunehmen und dann feststellt, dass man die neue Montierung noch nicht vollständig zusammengesetzt hat. 😬
— Volker Nawrath (@vnawrath) November 20, 2020
Alles in allem war dies ein erfolgreicher Abend. Die Montierung funktioniert und ich scheine mit ihr zurecht zu kommen. Und nach einer langen Phase konnte ich schnell mal einen Blick auf ein paar Deep Sky Objekte werfen. Und kurz nach Sonnenuntergang mit dem Smartphone den Mond fotografieren bzw. in Facebook und auf Twitter live streamen.
Der Mond – The MoonOhne Kommentar – Without Comment https://t.co/1WtI3ZbPCf
— Volker Nawrath (@vnawrath) November 20, 2020