Beobachtungsabend Teil 1: Saturn, Mars und Antares
Wie schon zwei Nächte davor herrschte in Richtung Süden – der Beobachtungsbereich von unserer Terrasse aus – ein wolkenloser Himmel. Am Nordhimmel aber zogen leichte Wolken auf. Das Radarbild bei der App Weather Pro zeigt für Berlin / Brandenburg / Deutschland keine Wolken. Daher war ich beruhigt. Das Teleskop und der Fotoapparat waren aufgebaut:
Gegen 20:39 konnte ich dann den Stern Wega vom Sternbild Leier in Zenitnähe erkennen. Außerdem war die Konstellation Saturn, Mars und Antares schön sichtbar. Siehe hierzu auch meinen Blogartikel (2. Teil) zur Wanderung des Mars zwischen Saturn und Antares hindurch. Am Abend des 26.08.16 habe ich folgendes Foto erstellt:
Ab 21:10 Uhr versuchte ich den Mars und Saturn durch das Teleskop zu betrachten und zu fotografieren. Die Ausrüstung bestand aus:
- Teleskop Celestron NexStar 8 SE
- Baader Hyperion Okular 5 mm (ca. 400-fache Vergrößerung)
- iPhone 6S Plus
- Kamera App “ProCamera”
Neben Einzelfotos erstellte ich 30-sekündige Videos. Aus den besten Einzelbildern jedes Videos habe ich dann ein Ergebnisbild von Autostakkert zusammenstellen lassen (“stacken“).
Mars
Vom Mars konnte ich nur “matschiges Licht” ohne Struktur sehen. Das war allerdings auch zu erwarten. In Berlin herrschten hohe Temperaturen, Mars und Saturn standen quasi in Horizontnähe, wo die Luft aufgrund der von den Häusern abgestrahlten Wärme stark in Bewegung war.
Unbearbeitetes Foto mit 3,5-fachem Digitalzoom:
Gestacktes Bild mit 2-fachem Digitalzoom für Videos:
Saturn
Ab 21:30 Uhr war dann der Saturn an der Reihe. Auch hier hatte ich mit den Luftturbulenzen zu kämpfen, obwohl dieser Planet nicht so niedrig wie der Mars stand. Mit bl0ßem Auge erschien er im Teleskop weiß-bräunlich, ohne konkrete Strukturen zu zeigen. Die Cassini-Teilung war für mich nicht zu erkennen. Die nachfolgenden Bilder sind ebenfalls mit dem Baader Hyperion 5mm Okular entstanden. Dafür wurden zwei Videofilme mit jeweils 30 Sekunden Länge erstellt:
Unbearbeitete Bilder aus zwei Videofilmen:
- iPhone Kamera mit App “ProCamera”.
- Beide Bilder sind Einzelbilder aus den Videofilmen extrahiert worden. Es erfolgte keine weitere Bearbeitung bzw. kein “Aufhübschen”.
- Kleines Bild: kein Digitalzoom
- Großes Bild: 2-facher Digitalzoom für Video
Bearbeitete Bilder aus den zwei Videofilmen:
- klein: kein Digitalzoom
- groß: 2-facher Digitalzoom für Video
- Jeweils ca. 400 Einzelbilder mit Autostakkert zusammengefügt (gestackt)
Beobachtungsabend Teil 2: M39, NGC 6826 und einfach zur schauen
Dass ich schließlich “nur” zwei konkrete Objekte beobachtete, lag daran, dass ich mich auf der Terrasse einfach hinsetzte und meinen Blick über den Himmel gleiten ließ. Ich hangelte mich in Zenitnähe an ein paar Sternbildern entlang. Zuerst habe ich mir den Schwan angeschaut. Die Sterne in seinem Umfeld bis Mag 4,0 waren sichtbar. Einen Stern mit Mag 4,5 konnte ich mittels des indirekten Sehens gerade noch erkennen. Sterne mit Mag 4,7 und höher konnte ich dann nicht mehr finden.Westlich vom Schwan ging es dann zur Leier. Die Position dieses Sternbild war durch seinen Hauptstern Wega gut auszumachen. Allerdings waren die beiden Sterne Delta und Zets Lyrae, jeweils Mag. 4,3, für mich nur durch indirektes Sehen zu erfassen. Dann ging es zum Sternbild Adler. Somit hatte ich alle drei Sternbilder aus meinem Blogartikel “Sternbilder Adler, Schwan und Leier: 2 Vögel, 1 Musikinstrument und diverse Todesfälle” zusammen.
Anschließend sprang ich zum unscheinbaren, aber kompakten Sternbild Delphin. Da mir der Hintergrund dieser Benennung nicht geläufig ist, werde ich wohl meinen nächsten Blogartikel über Sternbilder diesem Tier widmen. Seine Sterne Gamma (Mag. 4,3) und Delta Delphini (Mag. 4,4) konnte ich nur mit Hilfe des indirektes Sehens gerade noch erkennen. Überhaupt waren vom Horizont bis ca. 25 Grad Höhe mit bloßen Augen nur vereinzelt Sterne sichtbar. Die Sicht in unmittelbarer Horizontnähe war ganz mies. Vom Sternbild Steinbock waren nur Deneb Algiedi und Dabih Major schwach erkennbar. Ihre scheinbaren Helligkeiten sind Mag 2,8 und 3,1. Algedi Sekunda mit seine Mag. 3,6 war nur schwach mit indirekten Sehen sichtbar. Vom Schlangenträger konnte ich sage und schreibe nur knapp Rasalhague entdecken. Die nachfolgende Aufnahme mit den entsprechenden Kennzeichnungen soll verdeutlichen, wie viel aufgrund der schlechten Atmosphäre über den Dächern der Stadt und der Luftverschmutzung verloren geht. Die Aufnahme entstand mit einer Olympus M10 mit FischEye und 10 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 500. Die rot gezeichneten Sternbilder waren überhaupt nicht zu erkennen. Das Sternbild Adler hingegen in gelb war mit etwas Geduld und indirektem Sehen in Gänze zu erfassen:
M39
Schließlich ging es mit dem Teleskop zum Sternhaufen M39. Bei ihm handelt es sich um einen losen Sternhaufen mit wenigen hellen Stern. Mit meinem 24 mm Baader Hyperion Okular, welches 84-mal vergrößert, konnte ich den Sternhaufen gerade so erfassen. D.h. M35 ist ungefähr so groß, wie der Vollmond. Das Licht seiner Sterne erschienen mir kalt, bläulich weiß. An diesem Abend hatte ich meine Beobachtungen nicht gezeichnet. Vielmehr nutzte ich meine App SkySafari Pro, um zweifelsfrei festzustellen, dass ich nach dem Starhopping den Sternhaufen im Blickfeld des Okulars hatte. Mein Equipment ist in der App gespeichert und ich nutzte die Funktion, dass mir der Anblick im Gesichtsfeld des Okulars auf dem iPad / iPhone dargestellt wird. Die Grenzgröße habe ich SkySafari auf Mag 12,9 gestellt. Dies entsprach ungefähr dem, was ich auch im Okular sehen konnte. Die gelb unterstrichenen Sterne habe ich identifizieren können. Somit war auch klar, dass es sich tatsächlich um M39 handelt:
Blinking Planetary Nebular (NGC 6826)
Markant ist das im Teleskop sehr helle Sternpar 16 Cyg und HR 7504, die unter dem planetaren Nebel liegen. Mit meinem 24 mm Okular (= 84-fache Vergrößerung) kann ich Nebel und Sternpaar gleichzeitig in das Blickfeld bekommen. Auch hier kontrollierte ich mittels SkySafari, ob ich die korrekte Himmelsposition angefahren hatte:
Das Objekt wirkt wie ein kleiner Klecks, in dem ein Lichtpunkt sitzt. Schaue ich direkt auf den planeraren Nebel, verschwindet er fast vollständig und der Zentralstern wird hell sichtbar. Auch wenn ich in Richtung des naheliegenden, mit X gekennzeichneten Sterns schaue, bleibt der Nebel fast unsichtbar. Nur wenn ich vom planetaren Nebel weiter weg schaue (indirektes Sehen), kommt der Nebelklecks wieder. Der Zentralstern ist dann nur noch als schwacher Punkt zu sehen. Das Hin- und Herschauen führt dann zum sogenannten Blinken, was diesem Objekt den Namen “Blinking Planetary Nebular” gab. Beim 5 mm Okular mit 400-facher Vergrößerung stellt sich der Blinkeffekt übrigens nicht ein.
Mir schwirrt der Kopf! Und da gibt es Milliarden von Galaxien, jede mit Milliarden Sternen, diese wiederum mit Milliarden Planeten….. Da soll es kein außerirdisches Leben (intelligentes) geben? Es wäre furchtbar, sollten wir allein im Weltall sein.
Aber Deine Beobachtungen, Volker, sind interessant und so hatte ich den Sternenhimmel noch nie betrachtet. Exzellent!!!