Trotz Wolken, Wind und Hagel wurde es eine wolkenlose Nacht für astronomische Beobachtungen. Ich entschloss mich für eine klassische Beobachtung mit Zeichnen. D.h. es wurden nicht viele Objekte. Aber es macht Spaß, die Aufmerksamkeit zu trainieren und das, was man sieht bzw. meint zu sehen, zu Papier zu bringen. OK, in meinem Fall war das Papier ein iPad 😉
Beobachtete Objekte
- Plejaden (M45)
- Offener Sternhaufen Melotte 31 (Mel 31)
- (kein) IC405 (Flaming Star Nebula)
- Offene Sternhaufen M47 und NGC 2423
- Offene Sternhaufen M35 und NGC 2158
Equipment und Sichtbedingungen
Für die Beobachtung nutzte ich:
- Celestron NexStar 8SE
- Okular: Baader Hyperion 36 mm Aspheric für alle Beobachtungen (ca. 54-fache Vergrößerung)
- Filter: Optlong L-PROCCD2 (wenn beim Beobachtungsbericht zum Objekt angegeben)
- Planung: Astronomieprogramm SkySafari 6 Pro (Versionen für MacOS und iOS) und Deep Sky Beobachteratlas von Gerhard Stropek
Achtung: aufgrund meines Zenitspiegels sind „rechts“ und „links“ vertauscht. In den Zeichnungen ist dann „Osten ist links protokolliert. Die Abbildungen aus Sky Safary sind ebenfalls horizontal gespiegelt.
Sichtbedingungen
Visuelle Grenzgröße: 4,3 bis 4,5 mag.
Bei der Beobachtung der Plejaden ging ich von 4,3 mag. aus. Den Stern Taygeta konnte ich gerade noch erkennen, während ich Phi Tau mit seinen 4,9 mag. nicht mehr mit bloßem Auge erfassen konnte. Ich passte meine Einschätzung später auf 4,5 mag. an, da ich den Stern 16 Aur zumindest erahnen konnte (siehe Bericht zu Mel 31).
Offener Sternhaufen Plejaden (M45)
Zeit: 22:20 – 22:45 Uhr
Den derzeitigen Damenbesuch darf man sich nicht entgehen lassen. Und meinen Unterlagen zufolge habe ich noch nie eine Zeichnung von diesem Sternhaufen angefertigt. Das hole ich hiermit nach. Die Hauptsterne brillieren mit ihrem hellen, weißen Licht und heben sich klar von ihren kleinen „Nachbarn“ ab. Die Anordnung der Hauptsterne als Kasten ist sehr auffällig und ähnelt dem kleinen Bären.
Und hier die Bezeichnungen der Töchter mit ihren Eltern Atlas und Pleione.
Der untere der beiden Sterne, die mit „indirektes Sehen“ markiert sind, hat eine scheinbare Helligkeit von 11,22 mag. Diese nehme ich dann also als teleskopische Grenzgröße für diesen Beobachtungsabend an.
Offener Sternhaufen Melotte 31
Zeit: 23:15 – 23:45 Uhr
Als nächstes machte ich mich auf die Suche nach Mel 31 und der Option, danach den nahegelegenen Flaming Star Nebula (IC 405) anzuvisieren. Zuerst versuchte ich, Mel 31 mit Hilfe des Telrads vom Stern Elnath aus zu erreichen:
Aber irgendwie war meine „Zielanfahrt“ mit dem Teleskop nicht genau genug oder ich war wegen der sich einschleichenden nassen Kälte zu ungeduldig. Dann bemerkte ich, dass ich den Stern 16 Aur mit bloßem Auge gerade so durch indirektem Sehen erfassen konnte. Da er mitten im Sternhaufen Mel 31 sitzt, versuchte ich ihn mit dem Telrad anzuvisieren, was scheiterte.
Durch die Plastikscheibe und die helleren Telradringe konnte ich den Stern nicht mehr sehen. Aber zum Glück habe ich ja noch das Sucherfernrohr, mit dem ich den Stern dann endlich fand. Wie im vorigen Bild zu sehen, kann ich selbst bei geringerer Vergrößerung (hier: 56-fach) den Sternhaufen nicht vollständig erfassen. Das Sichtfeld wird im Bild durch den Kreis „NexStar 8SE, Hyperion 36“ gekennzeichnet. Hier zeigt sich ein „Nachteil“ der Schmidt-Cassegrain Teleskope mit ihrer großen Brennweite: weitläufige Objekte können oftmals nicht vollständig erfasst werden. Ich hätte noch meinen 0,63 Reducer einsetzen können, um die Brennweite von 2.032 mm auf 1.280 mm zu verkürzen. Dies entspräche einer Reduzierung der Vergrößerung von 56-fach auf ca. 36-fach.
Ich wählte für die Beobachtung des Bereich der markanten Sterne 16 Aur, 17 Aur, 18 Aur und 19 Aur. Vier von ihnen bilden ein Rechteck, während der 5. Stern (16 Aur) südlich von ihnen steht:
Die Sternen erscheinen in weißem Licht, wenn auch nicht so strahlend wie bei den Plejaden. Es gibt zusätzlich zu den erwähnten markanten Sternen noch ca. 2-3 Dutzend weiterer Sterne, die lichtschwächer sind und wie Nadelspitzen erscheinen. Ich kann noch weitere sehr lichtschwache Sterne erkennen, wenn z.T. auch nur mit indirektem Sehen. Insgesamt bilden die Sterne einen Schwerpunkt in Nord-Südausrichtung. Im südlichen Bereich bilden sie einen Bauch mit einer Ost-West-Ausdehnung. Insgesamt hebt sich der Sternhaufen gut vom Hintergrund ab. Nebelartige Gebilde sind nicht zu erkennen. Die Sterne stehen in einigem Abstand zueinander und sind daher gut aufzulösen.
(Kein) IC 405 – Flaming Star Nebula
Zeit: 00:10 – 00:25
Filter: L-PRO CCD2
Bei IC 405 handelt es sich um einen Emissionsnebel gleich beim Sternhaufen Mel 31. Unter idealen Beobachtungsbedingungen kann er auch schon in kleinen Teleskopen gesehen werden:
Wie zu erwarten, ist mit dem lichtverseuchten Stadthimmel kein Staat zu machen. Die gut sichtbaren Sterne (in der obigen Illustration gelb umrandet) sind schnell zu finden. Vom Emissionnebel ist aber keine Spur zu entdecken, nur eine vage Ahnung. Während der Hintergrund bei Mel 31 dunkel ist, erscheint er mir im Bereich von IC 405 heller und andeutungsweise bläulich. Dies erkenne ich aber nur bei genauem Hinsehen, insbesondere wenn ich das Teleskop zwischen beiden Himmelsbereichen hin- und herfahre. Strukturen im Bereich des Nebels sehe ich nicht.
Offene Sternhaufen M47 und NGC 2423
Zeit: 00:40 – 01:00 Uhr
Filter: L-PRO CCD2
Beide Sternhaufen sind gemeinsam im Okular zu sehen. Während M47 in südlicher Richtung prominent sichtbar ist (Markierungen 1-7 in der Zeichnung), muss ich mich für NGC 2423 schon sehr konzentrieren. NGC 2423 unterscheidet sich nicht wesentlich vom Himmelshintergrund. Eigentlich sehe ich nur 2-3 schwache sterne und mit indirektem Sehen ein paar „aufblitzende“ nadelspitzengroße Punkte um sie herum.
Bei M47 sehe ich einen sehr lockere Verbund von wenigen Sternen. Dieser Sternhaufen hat keine klare Grenze, hebt sich aber gut vom Hintergrund ab. Die Sterne zeigen in ihrer unregelmäßigen Verteilung keine klaren Strukturen. Die lichtschwächeren Sterne scheinen sich an den markanten Sternen (1-7) in Nord-Südrichtung zu orientieren. Deren Licht und das der lichtschwächeren ist weißlich, aber nicht so strahlend wie die Plejaden. Das Licht hat einen bläulichen Einschlag.
Offene Sternhaufen M35 und NGC 2158
Zeit: 01:20 – 01:50 Uhr
Filter: L-PRO CCD2
Und wieder zwei Sternhaufen, die bei geringerer Vergrößerung gemeinsam im Okular beobachtbar sind. M35 enthält mehr Sterne als die vorigen Sternhaufen dieser Beobachtungsnacht. Er hat allerdings weder eine runde Form, noch eine klar erkennbare Begrenzung. M35 hebt sich aber gut vom Hintergrund ab. Die Sterne sind nicht gleichmäßig verteilt. Es gibt hellere Sterne, die mir ein Muster praktisch aufdrängen. die restlichen kleineren Sterne gruppieren sich wie Sandkörner aufgelöst unregelmäßig um diese „Hauptsterne“. Unaufgelöste Nebelstrukturen kann ich nicht erkennen. Die Sterne erscheinen in weiß-bläulichem Licht.
Von NGC 2158 sah ich nur wenige unauffällige Sterne. Der Anblick im Okular wird von M35 dominiert. So musste ich mehrfach schauen und mich auf der Sternkarte von Sky Safari vergewissern, dass ich auch wirklich NGC 2158 sehe. Die vielen feinkörnigen Sterne, die mir Sky Safari zeigte, konnte ich nicht erkennen, nicht einmal als unaufgelösten Nebelfleck.
Gegen 2 Uhr morgens war ich dann doch sehr müde. Außerdem kroch mir die nasse Kälte und die Kleidung, was eigentlich ungewöhnlich war. Denn die Temperaturen waren mit ca. 0 Grad in erträglichem Rahmen. In jedem Fall konnte ich meine erste Beobachtungsnacht schon am zweiten Abend des noch jungen Jahres „feiern“. Ich hoffe weiterhin auf viele gute Beobachtungsbedingungen in 2019 und wünsche dies auch meinen Lesern.