Sommernächte eignen sich für (Hobby-) Astronomen auf unseren Breitengraden nicht so richtig für ausgedehnte Beobachtungskampagnen. Die Nächte sind kurz. Und bei mir in Berlin wird nicht mehr die maximal mögliche Dunkelheit erreicht, es bleibt bei der astronomischen Dämmerung.
Der Mond ist mit seiner noch einigermaßen schmalen Phase nach Neumond am Abend zu sehen. Allerdings steht er in westlicher Richtung und verschwindet dort dann recht schnell hinter unserem Hausdach.
Daher blieb mir nichts anderes übrig, als die Einzelbilder für ein Mosaik unter Zeitdruck im Hellen zu erstellen. Dazu kommt die erhöhte Luftunrufe durch das nahe Dach, welches die Wärme des Sommertags abstrahlte.
Verwendete Gerätschaften und Verarbeitung:
- Teleskop: Celestron NexStar 8SE
- Okular: Baader Hyperion 8 mm (= 254-fache Vergrößerung)
- Aufnahmen: iPhone XS Max, Kamera-App, 14 Videos à 15 Sekunden
- Nachbearbeitung:
- Videos mit autostakkert zu TIFF-Bildern verarbeitet (Dizzle x3)
- Fotomerge / Panorama: Adobe Photoshop
- Affinity Photo: Kontrast, Schärfe, Kradationskurve
Die zwei vergrößerten Bereiche des Nord- und Südpol in obigem Bild zeigen sehr schön die vereinzelt angestrahlten Gipfelbereiche am Mondrand. Diese Bilder sind zusätzlich noch mit zweifachem Zoom der Photo-App erstellt worden.
Danach kam der Jupiter an die Reihe. Er steht bald in Opposition. Nur haben wir hier in Deutschland das Pech, dass der Planet extrem niedrig steht. Damit treten zwei Probleme auf. Zum einen muss das Licht, dass vom Jupiter kommt, eine erheblich längere Strecke in unserer Atmosphäre zurücklegen, als bei höheren Positionen am Himmel. Die Brechung der verschiedenen Lichtfrequenzen tritt somit stärker in Erscheinung. D.h. der Unterschied der Ablenkung von rotem und blauem Licht ist so groß, dass Farbränder am Objekt entstehen, siehe hier:
Auf diesem Bild ist auch das zweite Problem zu sehen: die erhebliche Unschärfe. Ich beobachte innerhalb der Stadt nach einem warmen Sommertag. Die geringe Höhe des Planeten führt daher zu dem weiteren Problem der starken Luftunruhe (Seeing). Neben der Wärmeabstrahlung unseres Hauses führt aber auch die Abstrahlung aller weiteren Häuser der Umgebung und der Stadt zu starken Verwirbelungen in der Luft. Und je niedriger ein Beobachtungsobjekt steht, umso stärker ist es von dieser Luftunruhe betroffen.
Ich hatte mir vergangenes Jahr einen Atmospherc Dispersion Corrector (ADC) gekauft. Dieser gleicht, wenn man ihn gut einstellt, die unterschiedliche Lichtbeugung von rotem und blauem Licht aus (Problem 1).
Das Problem der hohen Luftunruhe bleibt, wie das folgende Video zeigt, welches ich als Grundlage für mein zweites Jupiterbild erstellt habe:
Mittels Stacking und Nachbearbeitung habe ich daraus das folgende Bild “bauen” können (Gerätschaften und Bearbeitung wie beim Mondmosaik, zweifacher Zoom der Photo-App):
Nach Mitternacht tauchte der Saturn über den Dächern auf. Er steht noch niedriger als der Jupiter und ich konnte ich ebenfalls nur sehr zermatscht aufnehmen. Immerhin sind die Ringe getrennt vom Planeten zu sehen, wenn auch ohne Cassini-Teilung (Gerätschaften und Bearbeitung wie beim Mondmosaik, zweifacher Zoom der Photo-App):
Über die Nacht hinweg habe ich den Fotoapparat Bilder für ein Startrailbild schießen lassen. Der Blick der Kamera ging Richtung Norden über unser Dach hinweg.
Interessant und beindruckend!