Das Sternbild Delphin ist recht klein und unscheinbar, gemessen an anderen Sternbildern. Blickt man aber genau in diesen Himmelsbereich, erkennt man es aufgrund seiner einprägsamen Rautenform sofort:
Das Sternbild Delphin ist im Sommer und Herbst am Nachthimmel sichtbar:
Herkunft und Mythologie
Es gibt in der griechischen Sagenwelt zwei Versionen zum Sternbild Delphin. Die erste Version erzählt vom Meergott Poseidon als Freier. In der zweiten Fassung geht es um den griechischen Sänger Arion von Lesbos.
Poseidon und Amphitride
Der Meergott Poseidon suchte verzweifelt eine Frau, die mit ihm seinen Palast bewohnte. Er freite die Nereide Amphitrite. Sie wies seine Annäherungsversuche aber zurück und floh. Poseidon schickte daraufhin mehrere Späher aus, darunter einen gewissen Delphinos. Der fand schließlich Amphitrite. Er konnte das Herz von Amphitrite erweichen, so dass diese auf dem Rücken des Delphins zu Poseidon zurückkehrte. Poseidon und Amphitrite heirateten schließlich und ihr erstes Kind war Triton. Aus Dankbarkeit versetzte der Meergott das Bildnis eines Delphins an den Himmel.
Die Herkunft von Amphitrite in der Sagenweld Griechenlands ist allerdings nicht eindeutig. Sie wird einerseits als Neireïde, andererseits als Okeanide beschrieben. Nereïden sind die Töchter des Nereus und der Doris. Sie sind Nymphen des Meeres, die Schiffbrüchige beschützen und Seeleute mit Spielen unterhalten. Auf vielen altgriechischen Darstellungen reiten die Nereïden auf dem Rücken von Delfinen oder Hippokampen. Die Namen der Nereïden sind sprechende Namen. Bei Homer werden ihnen dabei eher bloße Eigenschaften des Meeres zugeschrieben, so z. B. Glauke = „die Blaue“, während Hesiod den Namen der Nereïden Eigenschaften und Dinge zuschreibt, die sich die Menschen vom Meer erhofften, so z. B. Eudora = „die gute Schenkerin“.
Die Okeaniden sind die Töchter des Okeanos und der Tethys. Ihre Wirkungsbereiche sind das Meer und die Süßgewässer, die sie sich mit den Nereiden (den Töchtern der Okeanide Doris) und den Nymphen teilen und von denen sie nicht immer unterschieden werden. Die meisten von ihnen sind nur dichterische Namen. In antiken Darstellungen erscheinen sie in Frauengestalt.
Nach der Theogonie von Hesiod ist Amphitrite die Tochter von Nereus und Doris (240 ff), also eine Neiride. Apollodors hingegen schreibt zwar in Theogonie (1.11) „von Nereus und Doris stammten die Nereïden; ihre Namen sind Kymothoë, Speio, Glaukonome, Nausithoë, Halië, Erato, Sao, Amphitrite, …“. Später schreibt er in der Theogonie (1.28): „Poseidon heiratete Amphitrite, die Tochter des Okenaos, und sie gebar ihm Triton und Rhode, die spätere Helios ehelichte.“
Arion von Lesbos
Die zweite Version handelt von dem griechischen Sänger Arion von Lesbos, der am Hofe von Periander, dem Herrscher von Korinth diente. Er ist ein begnadeter Sänger und unübertrefflicher Spieler seiner Leier. Eines Tages wird er geladen, sich im fernen Sizilien mit anderen Sängern in einem musikalischen Wettstreit zu messen. Periander erlaubt diesem die Reise. Sie wird ein voller Erfolg. Arion gewinnt den begehrten Lorbeer des Siegers. Seine Bewunderer überschütten ihn mit wertvollen Gaben, so begeistert sind sie. Ovid schreib dazu (Fasti, Liber II):
(83) Gibt es ein Meer und ein Land, das nicht von dem Sänger Arion
Hätte gehört? Mit dem Lied stemmt’ er den strömenden Fluss;
(85) Oft, von der Stimme gebannt, ließ ab von der Jagd auf das Lämmlein
Lauschend der Wolf, und das Lamm hemmte den fliehenden Fuß;
Oft mit dem Spürhund ruht’ in demselbigen Schatten das Häslein,
Oft auf demselbigen Fels neben der Löwin der Hirsch.
Auch saß sonder Gezänk bei der Pallas Vogel die Krähe;
(90) Furchtlos Falken sogar schmiegte die Taube sich an.
Lauschte doch Cynthia selbst, o Arion, Meister der Töne,
Dir, für des Bruders Gesang haltend die Weise des Lieds.
Laut von Arions Ruhm schon hallten der Sikuler Städte;
Zaubergefesselt dem Lied horchte der Ausoner Strand.
Alle hoffen, das Arion in Sizilien bleibt. Es zieht den Sänger aber zurück nach Korinth. Auf der Heimfahrt verschwor sich die Mannschaft seines Schiffes gegen ihn, um an die Schätze zu gelangen. Den Tod vor Augen äußerte Arion eine letzte Bitte: Er wollte vor seinem Tod noch ein Lied mit seiner Leier singen. Die Mannschaft gewährte ihm dies, wenn auch unter Spott. Arion beginnt zu singen, so dass selbst die Seeleute ergriffen zuhören. Doch noch während er singt, stürzt Arion sich vom Schiff hinab in das Meer. Er hat Glück. Angelockt vom Gesang tauchte eine Gruppe von Delphinen auf. Einer nimmt Arion auf seinen Rücken und trägt ihn so schnell nach Hause, dass sie vor dem Schiff Korinth erreichen.
Periander ist glücklich über die Errettung des Sängers. Als das Schiff schließlich den korinthischen Hafen erreicht, ruft der Herrscher die Mannschaft zu sich und fragt mit vorgetäuschter Angst, was denn mit Arion passiert ist. Diese lügen und sagen, dass der Sänger ob seines großen Erfolgs nicht mehr aus Sizilien zurückkehren möchte. Arion erscheint dann mit der Leier im Arm. So überführt müssen die Männer ihre Lüge zugeben und werden dann hingerichtet.
Die Götter belohnen die edle Rettungstat des Delphins, indem sie ihn als Sternbild an den Himmel versetzen.
Literatur:
(1) Ian Ridpath, Die großen Sternbilder, 88 Konstellationen und ihre Geschichten, S. 81 f.
(2) Hesiod, Theogonie; übersetzt und herausgegeben von Otto Schönberger, Reblams Universal-Bibliothek Nr. 9763, 1999 Philipp Recklam, Ditzingen, printed in Germany 2014
(3) Apollodoros, Götter und Helden der Griechen; eingeleitet, herausgegeben und übersetzt von Kai Brodersen, 2012 WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt.
(4) Ovid, Fasti, Übers. nach E. Klußmann bearbeitet von E. Gottwein (Stand: 05.11.16, http://www.gottwein.de/Lat/ov/ovfast02083_118.php)
Das Sternbild Delphin in der Hobbyastronomie
Das Sternbild und dessen Sterne
β Delphini wird Rotanev genannt und ist mit 4,11m der hellste Stern im Sternbild Delphin. Das ist insofern bedeutsam, da er nicht mit ersten Buchstaben des griechischen Alphabets, Alpha, bezeichnet wurde. Rotanev ist kein Einzelstern, sondern ein Doppelsternsystem, möglicherweise sogar ein Mehrfachsternsystem. Der abschließende Nachweis für die Existenz der dritten Komponente steht noch aussteht.
Der zweithellste Stern ist α Delphini mit Namen Sualocin. Es handelt sich hierbei um ein enges Doppelsternsystem. Die Helligkeiten von jeweils 3,86m und 6,43 m addieren sich auf 3,76m. Mit einem derzeitigen Winkelabstand von 0,22″ sind sie für visuelle Beobachter nicht trennbar. Beide umkreisen einander in 17 Jahren.
Liest man übrigens die Namen der beiden Sterne Sualocin und Rotanev rückwärts, so kommt man auf den Namen „Nicolaus Venator“. Die latinisierte Form lautet „Niccolo Cacciatore“. Wer nachschlägt, trifft auf den italienischen Astronom gleichen Namens (5). Es dürfte wohl der einzige Fall sein, in dem es ein Astronom geschafft hat, Sterne nach sich zu benennen.
γ Delphini, ein Doppelsternsystem in 105 Lichtjahren Entfernung, gilt als der schönste Doppelstern im Delphin: Neben dem 4,3m hellen orangefarbenen Hauptstern befindet sich in etwas mehr als 9 Winkelsekunden Distanz der 5,1m helle, blauweiße Begleiter. Beide Sterne sind tatsächlich physisch aneinander gekoppelt, die gegenseitige Umlaufzeit konnte auf 3.250 Jahre hochgerechnet werden. Schon ein ganz kleines Teleskop kann γ Delphini bei 30- bis 40-facher Vergrößerung trennen.
ε Delphini trägt den historischen Eigennamen Deneb Dulfim (auch Al Dhanab al Dulfim, aus dem Arabischen, was Schwanz des Delphins bedeutet).
Literatur:
(5) Ian Ridpath, Die großen Sternbilder, 88 Konstellationen und ihre Geschichten, S. 81 f.
Beobachtungsobjekte im Sternbild des Delphins
Übersicht:
- NGC 6891, 10,5m, Planetarischer Nebel
- NGC 6905, 11,1m, Planetarischer Nebel
- NGC 6934, 9,8m, Kugelsternhaufen
- NGC 7006, 11,5m, Kugelsternhaufen
NGC 6891 (Planetarischer Nebel)
NGC 6891 hat eine scheinbare Helligkeit von +10,5 mag. Der planetarische Nebel wurde am 22. September 1884 von dem schottischen Astronomen Ralph Copeland entdeckt.
Aufnahme des Hubble Teleskops (Wikipedia, Stand 31.10.16):
Von Judy Schmidt – Flickr: NGC 6891, CC BY 2.0, Link
Position in der Milchstraße:
NGC 6905 (Planetarischer Nebel)
NGC 6905 ist ca. 3.000 Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt. Er wurde 1784 ein von William Herschel 1784 entdeckt.
Aufnahme des Very Large Teleskops (Wikipedia, Stand 31.10.16):
Von Fabian RRRR (talk) 21:54, 7 June 2012 (UTC) – This photograph was produced by European Southern Observatory (ESO).
Their website states: “All ESO still and motion pictures, with the exception of the ESO Logo, are released under the Creative Commons Attribution 4.0 International License, unless the credit byline indicates otherwise.”
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Position in der Milchstraße:
NGC 6934 (Kugelsternhaufen)
Der Kugelsternhaufen NGC 6934 (also known as Caldwell 47) ist mit ca. 50.000 Lichtjahren etwas weiter von unserem Sonnensystem entfernt. William Herschel entdeckte dieses Objekt am 24 September 1785.
Aufnahme des Hubble Teleskops (Wikipedia, Stand 31.10.16):
Von en:NASA, en:STScI, en:WikiSky – en:WikiSky‘s snapshot tool – [1], Gemeinfrei, Link
Das folgende Bild zeigt den Anblick des Sternhaufens durch das Okular im Verhältnis zu drei Vergrößerungen (SkySafari 5 Pro):
- 05mm Baader Hyperion = 406,6-fach
- 10mm Baader Hyperion = 203,2-fach
- 24mm Baader Hyperion = 84,7-fach
Übrigens:
Mit NGC 6933 liegt ein optischer Doppelstern in der Nähe des Kugelsternhaufens, wobei mit den Okularausschnitten die folgenden Vergrößerungen angegeben werden:
- 10mm Baader Hyperion = 203,2-fach
- 17mm Baader Hyperion = 119,5-fach
- 24mm Baader Hyperion = 84,7-fach
Position in der Milchstraße:
NGC 7006 (Kugelsternhaufem)
Dieser Kugelsternhaufen befindet sich mit 135.000 Lichtjahren im sogenannten Halo unserer Milchstraße. Die Entfernung entspricht dem 5-fachen Abstand unseres Sonnensystems zum Zentrum der Milchstraße.
Aufnahme des Hubble Teleskops (Wikipedia, Stand 31.10.16):
Von ESA/Hubble & NASA – http://www.spacetelescope.org/images/potw1137a/, CC BY 3.0, Link
Das folgende Bild zeigt den Anblick des Sternhaufens durch das Okular im Verhältnis zu drei Vergrößerungen (SkySafari 5 Pro):
- 05mm Baader Hyperion = 406,6-fach
- 10mm Baader Hyperion = 203,2-fach
- 24mm Baader Hyperion = 84,7-fach
Position relativ zu unserem Sonnensystem:
Nach einiger Zeit ein neuer, aber sehr interessanter Blog. Da steckt viel Arbeit darin. Schöne Sternenbilder, aber auch eine recht anrührende Story von Arion: Nichts ist so fein gsponnen, dass es nicht kommt an die Sonnen, oder so ähnlich.
Eckehart Herklotz
Der Delfin ist ein schönes Sternbild nach meiner Ansicht. Und gar nicht so schwer zu finden, wenn man die grobe Richtung kennt.
Schöner und informativer Beitrag. Gefällt mir
Edgar