Mit einer Nachlese zum Krater Tycho schließe ich meine Teleskopeinweihung im neuen Heim ab. Der Krater Tycho samt Umgebung war eine der Mondaufnahmen an diesem Abend:
Der Krater aufgrund seines hellen Strahlensystems recht bekannt. Denn die Strahlen können leicht von der Erde aus gesehen werden. Diese Oberflächenerscheinung ist das Ergebnis eines Einschlags, bei dem Material aus dem Kraterbereich herausgeschleudert wurde. Dieser Auswurf besteht aus Gesteinsbrocken, Staub und anderen Materialien. Die hellen Strahlen bestehen hauptsächlich aus hellerem Material, das vom Mondinneren stammt. Dieses Material bildet einen hohen Kontrast zu der dunkleren, älteren Mondoberfläche, was den Strahlenkranz besonders auffällig macht. Da Tycho im Vergleich zu anderen Oberflächenstrukturen mit rund 108 Millionen Jahren recht jung ist, wurden die Auswurfmaterialien bis jetzt weniger durch spätere Einschläge oder Prozesse verändert. Infolgedessen ist der Kontrast noch hervorragend erkennbar.
Die Einschlagkraft war so stark, dass Materialien über große Entfernungen verteilt wurden, manche Strahlen reichen bis zu 1.500 Kilometer vom Kraterzentrum entfernt. Dies trägt zur auffälligen Erscheinung des Strahlenkranzes bei. Die hellen Strahlen reflektieren das Sonnenlicht stärker als die umgebende dunklere Mondoberfläche, was sie besonders bei Vollmond auffällig macht. Ich habe das Bild mit Affinity Photo noch stark geändert, um den Kontrast weiter zu verstärken, den das Strahlensystem um Tycho herum erzeugt:
Es geht dabei, wie eigentlich bei allen wissenschaftlichen Astronomieaufnahmen, nicht um die sogenannte naturgetreue Abbildung, sondern um das deutlich machen von zu untersuchenden Charakteristika. Durch die übertriebene Bearbeitung kann man die hellen Streifen und Bereiche noch besser sehen. So ist beim Krater Kies zu erkennen, dass dieser schon vorhanden war, als es zum Einschlag mit resultierendem Krater Tycho kamen. Das helle Auswurfmaterial zieht sich quer über diesen (von Lava überfluteten) Krater hinweg. Bemerkenswert ist auch der dunkle Ring, welcher den Krater umgibt. Die Erklärung lautet, dass es sich um das Ergebnis einer durch die Impaktenergie aufgeschmolzener und wieder erstarrter Mondkruste handelt.
Zum Schluss möchte ich noch auf eine Besonderheit hinweisen, die nichts mit Tycho zu tun hat. Es geht um den Krater Hesiodus. Er grenzt direkt an die Wallebene Pitatus. Zwischen den Kraterwällen von Pitatus und Hesiodus liegt eine talförmige Struktur, welche für ein besonderes Lichtereignis verantwortlich zeichnet: den Hesiodusstrahl. Da Pitatus östlicher liegt, geht für ihn die Sonne etwas früher auf. Bei günstiger Konstellation (Stellung Sonne, Erde und Mond zueinander) fällt Sonnenlicht durch das Tal hindurch in den Krater Hesiodus. Dessen Innenbereich liegt noch im Dunklen, sodass der dort einfallende Lichtstrahl prominent zu sehen ist. Mit ansteigender Sonne wird dann immer mehr vom Boden des Kraters Hesiodus beleuchtet. Siehe dazu meinen Beobachtungsbericht vom 17.03.16.