Dies ist der zweite Blogartikel zu meinem Beobachtungsabend am 01.02.15. Im ersten Artikel ging es um die Beobachtung des Jupiter. Nun möchte ich ein paar Bilder vom Mond zeigen.
An diesem Abend zeigte sich auch, wie wetterabhängig das Hobby der Himmelsbeobachtung ist. Zuerst sah der Himmel noch vielversprechend aus, doch sobald der Mond in meinem Sichtfeld auftauchte, war der Himmel stark bewölkt:
Mond in der Totalen
Doch zum Glück verzogen sich die Wolken nach dem Abendbrot wieder für eine gewisse Zeit. So konnte ich dann den Mond mit meinem iPhone aufnehmen. Leider war das Seeing nicht ganz so gut. Das iPhone hing zu dem Zeitpunkt schon fast 2 Stunden am Teleskop draußen auf der Terrasse, sollte also gut abgekühlt sein. Da ich auch keine Erfahrungen mit der Fotoqualität des iPhones bzgl. Astrofotografie habe, muss ich erst ein paar Aufnahmeserien schießen, um beurteilen zu können, ob hier eher die Umgebungsluft oder Atmosphäre schlechten Einfluss hatte oder ob das Smartphone halt nicht bessere Bilder schießen kann. Zumindest im Vergleich zu meinen Filmen mit der Webcam von früher sehen die Bilder des iPhones schärfer und besser aus 🙂
Meine Ausrüstung finden Sie am Ende des Artikels aufgelistet. Zuerst ein fast (vollständiges) Bild vom Mond. Bitte beachten Sie, dass aufgrund des Teleskopaufbaus die rechte und linke Mondseite im Bild ggü. dem Anblick mit nacktem Auge vertauscht sind:
Am 1. Februar standen wir 2 Tage vor dem Vollmond. Daher war der Mond fast vollständig beleuchtet. Nur ein schmaler rechter Rand lag noch im Schatten. Generell ist der Vollmond zumindest aus fotografischer Sicht nicht sonderlich interessant. Die Sonne scheint fast senkrecht auf die Mondoberfläche, so dass differenzierte Oberflächenstrukturen und Schatten so gut wie nicht zu beobachten sind. Aber an der Tag-, Nachtgrenze (der Terminator) ließen sich noch viele interessante Strukturen ausmachen. Dazu gleich mehr.
Das linke Bild zeigt eine unbearbeitete Aufnahme vom iPhone. Die Anzeige in Originalgröße plus ggf. Zoom zeigt dann doch Unschärfen (insbesondere im Gebiet des Terminators) und ein körniges Bild. Aufgrund der direkten Anstrahlung wirkt das Bild noch sehr hell. Die Fotoeinstellungen waren wie folgt:
- Belichtung: 1/360
- Belichtungskorrektur: 0
- ISO: 32
- Blende: 2,2
Das mittlere Bild zeigt eine gestackte Aufnahme (Überlagerung von 28 Bildern). Auch hier sind die Unschärfen zu sehen. Die Körnung ist aber verschwunden, analog zur Weichzeichnungfunktion in Grafikprogrammen. Das gestackte Bild ist aber immer noch sehr hell.
Mittels Photoshop habe ich das gestackte Bild dann noch ein bisschen bearbeitet. Die Helligkeit habe ich reduziert, während ich den Kontrast in mittlerem Umfang verstärkt habe. So treten die Unterschiede der dunklen Flächen zu den strahlend hellen Flächen stärker hervor. Außerdem verstärkt sich die Ansicht der Strahlenkränze ein bisschen ggü. den restlichen Flächen.
Tag- und Nachtgrenze im nördlichen Teil (Krater Pythagoras)
Wie gesagt, konnte ich am Terminator doch noch recht gut beleuchtete Berge und im Schatten liegende Böden von Kratern beobachten. Sehr schön war der Krater Pythagoras zu sehen. Während der “hinten liegende” Kraterwall sowie die Spitze der Zentralerhebung beleuchtet waren, lag der Kraterboden noch im Schatten:
Bei dem linken Bild handelt es sich um ein unbearbeitetes Foto vom iPhone mit folgenden Einstellungen:
- Belichtung: 1/120
- Belichtungskorrektur: 0
- ISO: 32
- Blende: 2,2
Das mittlere Bild wurde aus einem Video heraus mittels Stacking der Einzelbilder vom Films gestackt. Dabei wurden 928 Bilder übereinandergelegt. Der Vergleich des linken und mittleren Bildes zeigt wie darüber wieder, dass mittels Stacking die Körnung (das Rauschen) elemeniert wurde. Allerdings zeigt sich eine stärke Unschärfe, die durch das Stackingverfahren nicht beseitigt wurde. Das Bild
Das rechte Bild ist eine in Photoshop nachbearbeitete Version des mittleren Bilds. Neben Helligkeitsreduktion- und Kontrastverstärkung habe ich den Filter “starke Scharfzeichnung” verwendet. Dadurch wirkt das Bild jetzt ein bisschen knackiger und weniger verwaschen.
In der obigen Abbildung habe ich markante Krater und Gebiete eingetragen:
Ganz prominent ist der schon oben erwähnte Krater Pythagoras. Der hintere Wall ist von der Sonne erleuchtet. Unter diesem Link ist eine Draufsicht des Kraters zu sehen (Astronomie Picture of the Day vom 05. Februar 2003). Dieses Bild ist ein Mosaik von Einzelbildern, welche von einem Raumfahrzeug aufgenommen wurden.
Den Krater kann man von der Erde übrigens nie “von oben” sehen. Der Mond befinden sich in einer gebundenen Rotation um die Erde. D.h. er dreht sich während eines Umlaufs um die Erde auch einmal um die eigene Achse und wendet uns auf der Erdoberfläche immer dieselbe Seite zu. Es gibt nur eine gewisse “schmalen” Ausnahme: Stichwort Libration.
Unter ihm befinden sich die Wallebene Babbage und Oenopides. Während Babbage komplett im Licht liegt, ist Oenopides direkt an der Grenze von Tag und Nacht. Direkt über Oenopides ist ein heller Wall zu erkennen, der Babbage zur Nachtseite hin begrenzt.
In der Ebene von Babbage ist ein Krater zu erkennen (Babbage A). Wenn man rechts von ihm sehr genau hinschaut, sieht man einen Flecken, der den Krater Babbage B darstellt. Die Begrenzung der Wallebene links vom Krater Babbage A ist schon ziemlich erodiert, so dass sie weniger markant erscheint als die restliche Begrenzung der Wallebene.
Der nördlich gelegene Krater Pascal liegt (noch) komplett in der Nachtseite. Nur sein vorderer Wall ist andeutungsweise im Sonnenlicht zu sehen.
Tag- und Nachtgrenze im südlichen Teil
Kommen wir nun zum südlichen Teil am Terminator:
Die linke Abbildung wurde durch Stacking Einzelbildern aus einem Video heraus erstellt. Das rechte Bild ist das Ergebnis einer nachträglichen Anpassung von Helligkeit, Kontrast und Scharfzeichnung in Photoshop. Hier gilt das schon oben für den Krater Pythagoras gesagte.
Zuerst werfen wir einen Blick auf den bekannten Crater Copernicus. Er ist von einem Ringgebirge umgeben. Bei Vollmond wirken bei Copernicus die Strukturen des Ringgebirges wenig ausgeprägt. Wenn man hier genau hinschaut, sieht man, dass das Gebirge terrassenförmig ist. Was bei Copernicus außerdem ungewöhnlich ist, sind seine beiden Zentralberge. Diese sieht man in der linken Abbild aufgrund des hohen Sonnenstands leider so gut wie gar nicht. Bei Vollmond und in der Zeit kurz davor und danach tritt allerdings der Strahlenkranz rund im Copernicus zu Tage.
Ebenfalls auffällig ist der Krater Kepler. Er ist sehr gut zu erkennen, da der Rand scharf abgegrenzt ist. Wie Copernicus weist auch er einen Strahlenkranz auf.
Sehr gut ist auch der Krater Marius zu erkennen. Obwohl seine Wallhöhe nur gering ist (1,6 km über Kratergrund) ist seine Form scharf umrissen sichtbar. Der Kraterwall ist kaum erodiert und weist eine Terrassenabstufung auf. Diese ist allerdings nicht im Foto zu erkennen. Der Kraterboden ist sehr eben.
An der Tag und Nachtgrenze erscheint im Foto der Krater Sirsalis gut sichtbar. Seine Umgrenzung wird von der Sonne angeleuchtet, während sein Kraterboden im Dunkeln liegt. Ausgehend von der nördlichen Begrenzung zieht sich ein Bergrücken nach Norden und begrenz den rechtsliegenden Krater Sirsalis Z.
Mare Humorum ist übrigens lateinisch für “Meer der Feuchtigkeit”.
Mondvideos mit dem iPhone
Abschließend noch ein Link auf die Videos (kommentarlos), die ich mit dem iPhone geschossen habe. Sie sind nicht nachbearbeitet worden:
Video Pythagoras, aus dem gestacktes Foto entstand.
Video südlicher Teil des Terminators, aus dem gestacktes Foto entstand:
Video Gesamtansicht Nr. 1 Mond mit gezoomten Kamerafahrten
Video Gesamtansicht Nr. 2 Mond mit gezoomten Kamerafahrten
Mein Equipment
- Teleskop Celestron NexStar SE8
- iPhone 5S, Kamera App “ProCamera 8 (v6.1), am Adapter Magnifi
- Plössl 25mm
- iPhone ist direkt vor Plössl Okular angebracht. Keine Verwendung einer Barlowlinse
- iPad zur Steuerung des Teleskops. War an diesem Abend nicht unbedingt erforderlich. Ich dachte, dass ich noch Zeit habe einige Deep Sky Objekte anzusteuern, was mit dem iPad unkomplizierter und schneller geht.
- Als Stacking Software zur Verbesserung des Jupiter Bilds habe ich Registax 6 verwendet.