Ich habe mir nun ein kleines Teleskop für Reisen oder sonstige auswärtige astronomische Aktivitäten gekauft: das Skywatcher Maksutov Teleskop MC 102/1300 mit der Montierung SkyMax-102 AZ-GTi GoTo WiFi.
Am Samstag, den 5. Mai wurde es schließlich geliefert und ich hatte am Abend kurz die Möglichkeit, es kurz auszuprobieren. Ein Aspekt, der mich bei der Montierung neugierig gemacht hatte, ist der eingebaute Encoder (FreedomFind). Mit diesem soll es möglich sein, das Teleskop per Hand zu schwenken, ohne dass vorher ausgeführte Ausrichtung des Teleskops (Alignment) verloren geht. Dies werde ich später testen und darüber berichten.
Hier nur einige Aspekte aus der Erstbeobachtung, die ich kurz erwähnen möchte:
- Die Montierung wird ohne Handcontroller geliefert, ein Anschluss dafür ist aber vorhanden. In dieser Ausstattung wird das Teleskop über das von der Montierung bereitgestellte WLAN per App (iOS, Android, Windows) gesteuert.
- Als Aufsuchhilfe ist ein Leuchtpunktsucher beigelegt. Er wird auf einer schon angebrachten Schuhhalterung befestigt. Diese hat eine Standardgröße und kann auch für Sucherfernrohre benutzt werden
- Die SynScan App ist eher die Softwareversion eines Handcontrollers. Hier erfolgen die Einstellungen für die Montierung, das Teleskop Alignment, die Objektauswahl und die eigentliche Teleskopsteuerung. Eine grafische Darstellung des Himmels wie z.B. in Stellarium oder Sky Safari wird nicht angeboten.
- Beim Alignment muss man aus einer vorgegebenen Liste von Sternen auswählen. Ich bin beim Celestron NexStar z.B. gewöhnt, beliebige Sterne beim Alignment anzuvisieren, ohne deren Namen kennen zu müssen.
- Zur Fernsteuerung muss man das von der Montierung bereitgestellte WLAN nutzen. Dies ist bei einer Freilandbeobachtung natürlich logisch. Im heimischen Umfeld wäre es aber schön, wenn sich die Montierung in das eigene WLAN einbinden würde. Diese zweite Möglichkeit bietet z.B. das Celesteon SkyQLink (jetzt: SkyPortal Wifi). Dann wäre das Mobilgerät nicht vom Internet abgeschnitten.
- Obwohl ich den FreedomFind Encoder noch nicht während einer Beobachtung getestet habe, konnte ich während einer Trockenübeung die sich ändernden Azimut- und Höhenangaben in der App bei händischer Ausrichtung des Teleskops nachvollziehen.
- Für die händische Ausrichtung des Teleskops müssen zwei Verriegelungen gelöst werden, jeweils eine für die horizontale Bewegung und eine für die Höhe. Dementsprechend sollte der Tubus gut ausbalanciert an der Montierung angebracht werden.
- Naturgemäß gibt es bei der Steuerung über WLAN einen kurzen Zeitversatz bevor die Motoren ansprechen. Er liegt bei einem Bruchteil einer Sekunde. Dies macht sich meiner Meinung nach nicht unangenehm bemerkbar. Beim Celestron NexStar geschieht dies auch. Außerdem fahren die Servomotoren bei höher eingestellter Rate auch erst langsam an und trudeln über ca. 2 Sekunden dann langsam wieder aus. Das heißt, die Montierung startet und stoppt nicht abrupt.
Der Jupiter
Da der Mond erst nach Mitternacht aufging, schnappte ich mir den derzeit lange sichtbaren Jupiter.
Die technischen Daten sind wie folgt:
- Öffnung, Brennweite: 102 mm, 1300 mm
- Okular: Baader Hyperion 8 mm
- Aufnahme: iPhone X, App Pro Camera, kein Zoom und 2-facher optischer Zoom
Die beiden 30-Sekunden Videos wurden mit AutoStakkert! bearbeitet. Per Astro Image und Photoshop erfolgte dann das Herauskitzeln von Schärfe, Kontrast, Helligkeit, Sättigung, sowie ein Justieren der Gradationskurve. Es muss dazu noch gesagt werden, dass der Jupiter trotz nahender Oppositionsstellung nicht optimal am Himmel steht. Er kommt derzeit nicht über 20° Höhe hinaus. Zusammen mit wärmeabstrahlenden Dächern nach einem Sommertag in Berlin ergibt sich eine schlechte, wabernde Sicht. Daher musste ich stärker als früher in die Nachbearbeitungstrickkiste greifen, um noch etwas Details sichtbar zu machen:
Der Kugelsternhaufen M5
Diesen Kugelsternhaufen hatte ich schon vor einiger Zeit mit meinem Celestron NexStar 8SE beobachtet, siehe meinen Beobachtungsbericht. Dort betrug die Vergrößerung ca. das 85-fache (Baader Hyperion 24 mm).
Die technische Daten beim First Light mit dem Skywatcher sind:
- Öffnung, Brennweite: 102 mm, 1300 mm
- Okular: Baader Hyperion 17 mm (= 76-fache Vergrößerung)
Eine Zeichnung habe ich wegen der drängenden Zeit nicht darstellt. Der Abend gehörte der Familie. Aus diesem Grund nenne ich nur die wesentlichen Punkte im Vergleich zu meiner vorigen Beobachtung.
Wie schon damals konnte ich auch hier nur den Innenbereich sofort sehen. Der Außenbereich von M5 war nur mit indirektem Sehen erkennbar. Allerdings glaube ich im Vergleich zu meiner Zeichnung von 2016, nur einen kleineren Teil vom Außenbereich mit dem Skywatcher wahrgenommen zu haben. Das kann aber auch daran liegen, dass ich mir nicht genügend Zeit für die Beobachtung genommen zu habe. In jedem Fall bestätigte sich auch jetzt der Eindruck einer körnigen Struktur. Nur war es mir nicht möglich, ein „Aufblitzen“ von einzelnen hellen Sternen wahrzunehmen. Hier macht sich wohl die geringe Öffnung des Teleskops hinsichtlich der Auflösung von Sternen sichtbar.
Ich denke, dass diese kurze Session mit dem Skywatcher ein voller Erfolg war. Ich freue mich schon auf mobile Einsätze, die ich mich mit dem größeren Celestron nicht trauen würde.
Hallo Volker,
sehr spannender Post.
Ich bin auf deinen Blog gekommen weil ich nach Informationen und Erfahrungen zu dem Skywatcher MC 102/1300 gesucht habe.
Deine Eindrücke scheinen recht positiv zu sein. Die Bilder vom Jupiter gefallen mir sehr gut, besonders weil sie nur mit dem Handy aufgenommen sind.
Hast du vielleicht noch ein paar Informationen oder Eindrücke für zu dem Teleskop als solches?
Es soll mein erstes Teleskop sein und ich habe überwiegend vor Mond und Planeten zu beobachten.
Dafür soll so ein MAK ja sehr gut sein.
Viele Grüße
Brian
Hallo Brian,
das Teleskop habe ich zweimal als Reiseteleskop verwendet, um am Urlaubsort die Mondfinsternisse zu betrachten. Standort Bodden bei Zingst an der Ostsee. Für den Transport hatte ich mir noch eine Teleskoptasche gekauft. Im ersten Abschlussbericht zu 2018 gehe ich ein bisschen auf das Alignmentverfahren ein, welches für mich wegen bisheriger Erfahrung mit Celestron Teleskopen ungewohnt war:
– https://vnawrath.blog/2018/08/01/mondfinsternis-vom-27-07-18-mein-abschlussbericht/
– https://vnawrath.blog/2019/07/16/liveblog-die-partielle-mondfinsternis-am-16-juli-2019/
Für diese Preisklasse kann man sich über das Teleskop nicht beschweren. Die Präzision ist gut. Auf- und Abbau sind problemlos. Und ist das Teleskop gut aligned (ausgerichtet), fuhr es in meinem Sessions die gesuchten Objekte auch einigermaßen präzise an.
Was mich persönlich stört ist die standardmäßig notwendige Bedienung per App auf Smartphone oder Tablet. Durch die fehlende Haptik ist (zumindest für mich) eine blinde Bedienung per App sehr schwierig bis unmöglich. Ich bin ständig am Schauen auf das Display, ob ich auch die korrekten Tasten treffe. Bei einem Handcontroller bleibt der Blick am Okular und man ertastet die korrekten Tasten.
Das Teleskop wird in der Standardausführung als batteriebetrieben ausgeliefert. Hier muss man aufpassen, dass der Saft auch für die geplante Beobachtungsdauer ausreicht. Insbesondere in kalten Nächten, sind die Batterien schnell leer. Der Betrieb überAkku Tanks mit mehr Ausdauer kann hier weiterhelfen. Ein Stromanschluss ist dafür enthalten.
Das wären erste Infos auf Deine Frage. Ich hoffe, sie helfen Dir ein bisschen. Bei Bedarf schreibe einfach in die Kommentare hier.
Moin Volker,
danke für deine schnelle Antwort.
Ich finde deine Ergebnisse mit dem Teleskop sehr gut.
Ich würde das Teleskop erstmal ohne GoTo kaufen.
Das Teleskop gibt es im Set mit einem Stativ. Entweder mit parallaktischer oder azimutaler Montierung. Interessieren tut mich die azimutale wegen der Einfachheit.
Eine GoTo würde ich dann ggf. nachkaufen.
Denkst du für einen Anfänger ist das was wenns um Mond und Planeten mit Fotografie geht?
Du scheinst ja das Teleskop zu mögen.
Viele raten mir zu einem Dobson, aber die Empfehlungen sind um einiges teurer und um einiges unhandlicher wenn es um den Transport geht.
Grüße
Brian
Hallo Brian,
die azimutale Montierung reicht für Mond- und Planetenfotografie aus. Denke aber bitte daran, dass sich ohne Goto die Objekte schnell aus dem Sichtfeld wegbewegen. Wenn Du einzelne Fotos mit den kurzen Belichtungszeiten machst, ist das nicht so schlimm. Immerhin leuchten zumindest Mond und Jupiter so stark, dass die Belichtungszeiten extrem kurz sein müssen.
Für bessere Fotoergebnisse wirst Du allerdings mit der sogenannten Lucky Image Methode arbeiten müssen. Dazu erstellst du ein Video (rund 30 Sekunden), welches Du dann mit Programmen wie autostakkert nachbearbeiten muss. Solche Programme helfen, die Einzelbilder nach Qualität zu beurteilen. Denn das lokale und atmosphärische Seeing sorgt durch das Wabern und Flackern für Bilder mit unterschiedlicher Güte. Aus dem Video werden die besten Bilder (Anzahl kann vorgegeben werden) ausgewählt. Ohne Goto wandert das Objekt dann doch im Sichtfeld, was die Nachbearbeitung erschwert. Oder die Videolänge verkürzen und damit die Anzahl der zur Verfügung stehenden Bilder.
Tja, die Sache mit dem Dobson. Es hat in jedem Fall seine Vorzüge gerade in Bezug auf Preisleistungsverhältnis. Das Problem, was ich streckenweise sehe, ist aber, dass Neulingen vielfach einfach so Dopson empfohlen wird, ohne überhaupt nach den Anforderungen und Gegebenheiten zu fragen. So ist z.B. ein Dopson auf einem Balkon mit Brüstung ist nicht gerade sinnvoll 😉 Insofern lasse Dich nicht durch Bedrängen verunsichern. 😀
Hallo Volker,
vielen Dank für deine Antwort, sie hat mir wirklich weiter geholfen.
Ich denke ich werde mir das MAK kaufen.
Ich würde erstmal damit anfangen und wenn ich gefallen finde eine GoTo Montierung besorgen.
So ist erstmal der Plan.
Und wenn ich irgendwann mal andere Interessen habe kann ich immer noch ein zusätzliches Teleskop kaufen.
Das kleine MAK ist, wie du es ja auch genutzt hast, super für den Transport und durch die Montierung die im Set dabei ist wird das Ganze, denke ich, ein guter Einstieg.
Nochmals vielen Dank für deine Auskunft.
Grüße
Brian