Die Fachwelt ist in heller Aufregung, denn sie rechnen zeitnah mit einer Supernova in unserer Galaxie. Wir reden vom Stern T Coronae Borealis (T CrB) im Sternbild Nördliche Krone (Corona Borealis). Das Besondere an diesem Stern ist, dass er zu den sogenannten rekurrenten Novae gehört. Im Gegensatz zu klassischen Novae, die nur einmal in ihrer Lebensdauer ausbrechen, kann eine rekurrente Nova wie T CrB mehrere Ausbrüche erleben. Solche Ausbrüche werden durch die Akkretion von Material von einem Begleitstern auf einen weißen Zwerg verursacht, bis Oberflächentemperatur und -druck ausreichen, eine thermonukleare Explosion zu zünden.
T CrB ist bekannt für diese Ausbrüche, wobei sich aus den letzten drei Ausbrüchen in 1787, 1866 und 1946 eine Periode von ca. 80 Jahren ableiten ließe. Die scheinbare Helligkeit stieg jeweils auf zweite Größenklasse an. Der nächste Ausbruch wäre für 2026 zu erwarten. Aktuelle Beobachtungsresultate im Verhalten der Helligkeitskurve führen allerdings zu Vermutungen, dass der nächste Ausbruch schon 2024 erfolgen könnte. Siehe hierzu eine Auswahl an Artikeln:
- NASA: View Nova Explosion, ‘New’ Star in Northern Crown
- Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie: T CrB: Nova mit Ansage?
- Heise: Astronomie: Nova T CrB kann jetzt jederzeit beginnen und für hellen Stern sorgen
- Spektrum: Nova-Ausbruch in der Nördlichen Krone: Seien Sie live dabei!
Daher steht der Stern quasi „im Auge Mordors“ 😀. Zuerst einmal ist hier der Verlauf des Sterns und des gesamten Sternbilds über das Jahr dargestellt, um zu sehen, wann und wo am Himmel der Blick in unseren Breiten zu richten ist:
Helligkeitsänderungen können grob mit einem Vergleich zu den Nachbarsternen vorgenommen werden. T CrB besitzt eine „normale“ Helligkeit, besser Helligkeitsminimum, von +10,14 mag. Die folgende Aufsuchkarte zeigt die Umgebung, wie sie durch ein Teleskop gesehen werden kann. Ich habe das Astronomieprogramm Sky Safari Pro eingestellt, nur Sterne mit einer Minimalhelligkeit von +12 mag anzuzeigen:
Zur Erinnerung, je heller der Stern, desto kleiner der Wert, bis zu negativen Werten. Die Sonne hat am Himmel eine Helligkeit von ca. -26 mag. Am Berliner Nachthimmel müssen die Sterne mindestens +4 mag hell sein, um sie überhaupt mit bloßem Auge sehen zu können. Wir reden hier übrigens von der scheinbaren Helligkeit. Also der Helligkeit, wie sie uns am Himmel erscheint. Sie entspricht nicht der absoluten, also der realen Helligkeit des Objekts, da wir Entfernung, Absorption auf dem Weg zur Erde etc. berücksichtigen müssen.
Im Helligkeitsmaximum wird T CrB mit freiem Auge zu sehen sein. Die Erwartung ist, dass die Nova in etwas so hell sein wird wie Alphecca. Er ist der Hauptstern der Nördlichen Krone. Die in der Abbildung markierten Sterne geben ein Bereich an, innerhalb dessen ein Vergleich des Helligkeitsmaximums vorgenommen werden kann:
Die Dauer des Helligkeitsmaximums ist recht kurz.. D.h. mit bloßem Auge sollte t CrB nach Beginn des Nova Ereignisses etliche Tage mit bloßem Auge zu sehen sein, bis die größte Helligkeit bei den genannten +2,0 mag angekommen ist. Klingt die Helligkeit ab, dauert es noch rund zwei Wochen, bis der Stern wieder bei seinem Minimum bei rund 10,14 mag angekommen ist.
Ich glaube, ich muss noch die Aufnahmeparameter meiner Allsky Kamera optimieren, sodass die Nördliche Krone deutlicher wird, sofern dies bei der Lichtverschmutzung mit der notwendigen längeren Belichtungszeit etwas funktioniert. Zurzeit sind es 15 Sekunden mit Gain 200 (ASI ZWO 385 MC):
Und ich werde mal sehen, dass ich kontinuierlich einen Blick mit meinem 10×50 Fernglas (inkl. Stativ) auf T CrB werfe. Vielleicht habe ich ja Glück und bin dabei, wenn sich die Helligkeit des Sterns ändert. Dafür müsste ich mich vorher allerdings mit der Umgebung von T CrB vertraut machen, wie sich seine derzeitige Helligkeit im Vergleich zu den Umgebungssternen verhält.