Astrofotografie mit dem iPhone Teil 2: Weitere Smartphone Adapter

Magnifi Adapter am iPhone 5S angebracht

Im Teil 1 dieser Blogartikelserie habe ich die praktische Anwendung des Omegon Adapters für Smartphone beschrieben und erste Fotos und Videos vom Mond mit dem iPhone erstellt. Da dieser Adapter für Smartphones allgemein ausgelegt ist, empfand ich das Anbringen des iPhones am Teleskop sehr fummelig und zeitraubend. Meiner Meinung nach benötigt man bei dieser Art von Adaptern sehr viel Geduld und Fingerspitzengefühl, ehe man das Bild vom Okular auch wirklich mit der Kamera des Smartphones erfasst.

Bevor ich fortfahre, folgt die Übersicht zur Blogartikelserie:

  • Teil 1 (17.10.14): Omegon Adapter für Smartphone / iPhone ==>vergleichbar mit dem Orion SteadyPix Universal Smartphone Adapter): Dieser Adapter ist flexibel nutzbar für viele Smartphones bis zu einer bestimmten Größe. Er leidet aber an der Komplexität und notwendigen Ausdauer, die es benötigt, ehe das Bild des Okulars korrekt auf den Fotochip der Smartphone Kamera fällt. Außerdem ist er nur für Okulare nutzbar, deren Gehäusedurchmesser 38 mm nicht überschreiten.
  • Teil 3 (16.02.15)Der Lens2Scope Adapter. Dieser Adapter erlaubt das Anbringen von vielen Smartphonemodellen bis zu einer bestimmten Größe. Und er zeichnet sich dadurch aus, dass Smartphones ohne viel herum probieren und ausrichten am Okular befestig werden können. Im Prinzip muss man nur das Okular mittig im Befestigungsring anbringen und das war es schon. Es gibt kein Gefummel an 2 bis 3 Befestigungsschienen, um das Smartphone exakt im Lichtsstrahl des Okulars auszurichten.
  • Teil 4 (06.05.16): TS-Optics universal Smartphone iPhone Adapter. Dieser zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass dieser mittels M43/T2-Adapterring direkt auf die Baader Hyperion Okulare aufgeschraubt werden kann.
  • Teil 5 (01.07.18): Der Celestron NexYZ Universal 3-Axis Smartphone Adapter. Dieser Adapter wurde 2018 herausgebracht. Mittels fixierbarer Klemme und drei Schrauben kann das Smartphone einerseits fest am Okular angebracht werden und andererseits ist es exakt über dem Okular justierbar incl. der Einstellung des Abstands zum Okular um in den Backfokus zu kommen.

Daher machte ich mich auf die Suche nach weiteren Adaptern. Insgesamt werden im Augenblick folgende 3 Lösungsansätze angeboten:

  • Flexible Adapter für viele Marken und Typen von Smartphones. Diese nehmen Smartphones bis zu einer bestimmte Größe auf. Neben dem von mir im 1. Blogartikel genannten Omegon Adapter (nicht mehr lieferbar) ist der Orion SteadyPix Universal Smartphone Telescope Photo Adapter zu nennen. Wie oben gesagt, besteht der Nachteil darin, dass eine sehr feine Justage aller beweglichen Teile am Adapter notwendig ist, damit man das Okularbild auch mit der Kamera einfängt.
  • Das andere „Extrem“ wird von Celestron mit dem Ultima Duo Smartphone Adapter angeboten. Dieser ist speziell auf ein Smartphone (derzeit: iPhone 4/4S, iPhone 5/5S, Samsung Galaxy S4) und die Okulare der Serie Ultima Duo zugeschnitten. D.h. für jedes der genannten Smartphone wird eine Gehäuseschale angeboten. Es liegt ein Adapterring bei, der nur zu den Ultima Duo Okularen passt. Hier sind keine beweglichen Teile angebracht und nach dem Anbringen soll das Okularbild sofort in der Kamera sichtbar sein, ohne dass weitere Justagen erforderlich sind. Leider werdeon sowohl dieser Adapter als auch die Ultima Duo Okulare in Deutschland noch nicht angeboten. Versuche, sowohl den Smartphone Adapter als auch ein Ultima Duo Adapter online in den USA zu kaufen, scheitern an der Distributionspolitik von Celestron. Die Geschäfte in den USA dürfen diese Geräte nicht außerhalb der USA verkaufen.
  • Eine Art „Mittelweg“ habe ich mit dem Magnifi Adapter von Arcturus Labs gefunden. Es handelt sich um einen universellen Adapter für iPhone 4/4S, iPhone 5/5S. Er kann an beliebigen Okularen (Durchmesser <= 38 mm) von Teleskopen, Mikroskopen und Ferngläsern angebracht werden. Um den Magnifi Adapter geht es nun in diesem Blogartikel.

Der Magnifi Adapter wird in zwei Ausführungen jeweils für das iPhone 4/4S und iPhone 5/5S angeboten. Das iPhone 5C is explizit ausgenommen. Der Adapter kann an alle Okulare mit maximalem Durchmesser von 38 mm angebracht werden. Dabei ist man nicht auf Teleskope beschränkt. Kleinere Durchmesser als 25 mm können durch gummierte Ringe ausgeglichen werden. Zu beachten ist, dass am Okular mindestens 25 mm freier Spielraum für den Adapterring zur Verfügung stehen.

Der Adapter besteht aus Smartphone Gehäuse, Okularadapter und 4 verschieden großen Gummiringen für den Ausgleich unterschiedlicher Okulardurchmesser:

Teile des Magnifi Adapters

Teile des Magnifi Adapters

Zuerst sollte die Augenmuschel vom Okular abgenommen werden. Dies ist notwendig, damit das Okular „bis zum Anschlag“ in den Okularadapter geschoben werden kann. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Bild nicht in der iPhone Kamera fokussiert.

Falls notwendig, wird einer der Gummiringe über das Okular gezogen, damit der Okularadapter greift. Dies ist aber nur bei Okularen notwendig, die weniger als 25 mm Durchmesser haben.

Schließlich wird das Okular in den Adapter eingeschoben und der Adapter dann „verriegelt“. Das iPhone wird in die Gehäuseschale eingeschoben. Dabei muss etwas Kraft aufgewendet werden, da es recht stramm sitzt. D.h. das iPhone sitzt bombenfest und wackelt nicht innerhalb der Schale. Der Okularadapter samt Okular wird dann in die Fassung der Gehäuseschale eingedreht. Das Ganze sieht dann im Ergebnis wie folgt aus:

Magnifi Adapter am iPhone 5S angebracht

Magnifi Adapter am iPhone 5S angebracht

Weitere Ansichten:

Die Handgriffe dauern nicht mehr als 2 Minuten inkl. Auspacken, wenn man dies schon mal gemacht hat. Das Wechsel des Okulars geht somit auch sehr fix. Leider konnte ich bisher keinen praktischen Test am Teleskop vornehmen, ob ich ohne weitere Fummelei ein Bild einfange. Der Schreibtischtest stimmt mich aber sehr optimistisch. Die Kamera zeigt ein exakt ausgerichtetes Bild:

Sobald der Himmel wieder klar ist, test ich den Adapter an Mond bzw. Planeten und Sternen. Wenn ich nach dem Anbringen keine weiteren Zentrierungsaktivitäten vornehmen muss, bleibt Magnifi bis auf Weiteres der Adapter meiner Wahl. Im Gegensatz zum Omega Adapter, wo ich 15 bis 20 Minuten fummelte, ehe der Mond zentriert in der Kamera stand, bin ich mit Adaptern wie Magnifi schnell einsatzbereit.

[Update 29.12.2014]:

Ich habe den Adapter jetzt direkt am Teleskop getestet und Mondfotos erstellt, allerdings nur vom Wohnzimmer aus. Siehe hierzu meinen Blogartikel.

Ach ja:
Der Magnifi Adapter ist nicht in Deutschland verfügbar, sondern wird von Arcturus Lab per internationalem Versand zugesandt. Man muss dann noch ca. 12 Euro Zoll bei der Zustellung zum Gesamtpreis hinzurechnen.

Am Sonntag, den 28.12.14 machte ich dann Nägel mit Köpfen. Zum späten Nachmittag stand die Mondsichel ohne wesentliche Wolkenbeeinträchtigung am Himmel. Allerdings ist unser Junior sehr neugierig und möchte alles mitmachen. Der Aufbau des Teleskops auf der Terrasse war dadurch leider nicht möglich. Das Stromkabel für die Steuerung muss nämlich vom Wohnzimmer aus auf die Terrasse verlegt werden. Dadurch bleibt die Tür immer einen Spalt offen. Bei den niedrigen Temperaturen und wegen Juniors Neugier war dies daher nicht möglich. Aus diesem Grund baute ich das Teleskop im Wohnzimmer auf und schaute durch die Terrassentür auf den Mond. Das ergab zwar nur schlechte Bilder. Aber es ging ja um den Praxistest für den Adapter.

Kurz gesagt: mit dem Magnifi Adapter war es möglich, das iPhone ohne langwierige Fummeleien und Feineinstellungen am Teleskop anzubringen, ganz im Gegensatz zum Omega Smartphone Adapter. Ich hatte sofort ein zentriertes Bild in der Foto-App des iPhones.

 

iPhone mit Magnifi Adapter am Teleskop

Eine Sache ist hierbei zu beachten. Dem Magnifi Adapter liegen Gummiringe mit unterschiedlichem Durchmesser und unterschiedlicher Dicke bei. Sie dienen der rutschfesten Fixierung des Okulars in der Adapterbefestigung. Es ist wichtig darauf zu achten, dass der passende Ring für das Okular verwendet wird. Sitzt dieses nicht fest im Adapter oder ist der Gummiring nicht falsch angelegt, kann es passieren, dass das Okular nicht passend vom Adapter umfasst wird. Dann kommt das Licht des Okulars versetzt oder gar nicht auf dem Fotochip an. Es ist daher zu empfehlen, zu Beginn alle Okulare im Adapter auszuprobieren und sich dann zu merken, ob bzw. welcher Gummiring für welches Okular notwendig ist. Dann geht das Anbringen des Adapters während der Beobachtung recht fix.

Zum Abschluss zeige ich noch ein paar Aufnahmen vom Mond. Sie sind unbearbeitet und daher auch nicht mittels Stacking optimiert. Dazu kommen die schlechten Sichtbedingungen, weil ich vom (warmen) Wohnzimmer aus durch eine Glasscheibe beobachte. Daher kann ich nicht mit Aufnahmen vom Stefan Gotthold (Clear Sky-Blog) und Deep Sky Daddy konkurrieren, die an dem Sonntag ebenfalls den Mond beobachtet und fotografiert haben.

Die Aufnahmen wurden allesamt mit einem 25mm Plössl aufgenommen und damit mit einer Vergrößerung von 81,3. Der Zoom wurde mit dem iPhone vorgenommen. Ein erster Vergleich des iPhone Zooms mit einer weiteren Vergrößerung durch ein 9mm Plössl zeigte keinen wesentlichen Unterschied.

Die 1. Aufnahme umfasst die gesamte Mondsichel ohne dass beim iPhone ein Zoom eingestellt wurde:

 

Mond_20141228_00003

Die nachfolgenden Bilder zoomen auf bestimmte Bereiche und Krater beim Mond. Im ersten Bild zeige ich etliche Krater im oder beim Terminator:

Mond_20141228_00005

Das nachfolgende Bild ist mit maximalem Zoom der Kamera-App aufgenommen. Hier sieht man das naturgemäß schlechte Seeing von einem Zimmer heraus sehr gut😉 Mittig ist der Krater Maurolcus zu sehen, mit der Erhebung in der Mitte und der Ausbuchtung am “süd-östlichen” Rand (eigentlich süd-westlich, da das Bild im Okular vertikal gespiegelt wiedergegeben wird).

Mond_20141228_00002

Das dritte Bild ist auch sehr schlecht. Es zeigt das Mare Serenitatis mit der östlichen Begrenzung durch die Bergkette kurz vor dem Terminator:

 

Abschließend sieht man dann per Bildvergleich die Auswirkungen der umgebenden Gebäude auf die Sichtbedingungen. Das linke Bild zeigt den Mond, wenn das Teleskop hinter der geschlossenen Terrassentür steht. Das rechte Bild habe ich bei geöffneter Terrassentür gemacht, wobei das Teleskop im Wohnzimmer stand. Hier sieht man sehr schön, dass die Wärmeabstrahlung durch Gebäude die Ansicht erheblich verschlechtern kann. Das ist in diesem Beispiel natürlich extrem, da hier Luft mit 21 Grad auf Luft mit -5 Grad stößt.

 

 

 

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